In einer bemerkenswerten Initiative haben Anwohner aus Altdorf den Wunsch geäußert, eine geplante Flüchtlingsunterkunft selbstständig zu betreiben. Diese Idee könnte als wegweisendes Beispiel für andere Gemeinden dienen, die ebenfalls mit der Unterbringung von Geflüchteten konfrontiert sind.
Hintergrund der Initiative
Die örtliche Bürgergruppe wurde durch die Umwandlung eines Zweifamilienhauses im Ortsteil Röthenbach im Landkreis Nürnberger Land mobilisiert. Hier soll eine Unterkunft für 32 Flüchtlinge entstehen, welche von einem externen Unternehmen verwaltet werden soll. Die Anwohner befürchten, dass dies nicht nur die Mitsprache der Bürger untergräbt, sondern auch zu einer überfüllten Wohnsituation führt.
Kritik am Vorgehen der Behörden
Die anhaltende Unzufriedenheit der Anwohner spiegelt sich in einer Online-Petition wider, die den Titel „Bürgermodell bei Geflüchtetenunterkünften statt Gewinnmaximierung!“ trägt. In dieser Petition wird das Landratsamt kritisiert, das den Betrieb an ein gewinnorientiertes Unternehmen vergeben hat. Laut der Initiative erhalte das Unternehmen im Fall der Unterkunft eine Pauschale von 900 Euro pro Kopf, was über den ortsüblichen Mietpreisen liegt. Zusätzlich wird bemängelt, dass die Verträge oftmals nicht nur die Miete, sondern auch weitere Leistungen wie die Verpflegung umfassen.
Der Wille zur Eigenverantwortung
Den Anwohnern geht es nicht darum, Geflüchtete auszuschließen, sondern sie möchten ihre Stimme erheben und direkt an dem Prozess teilnehmen. In ihren Äußerungen betonen sie, dass echte Bürgerbeteiligung durch Partizipation und direkte Einbindung in die lokalen Gegebenheiten erreicht wird. „Wir können das billiger“, so ein Vertreter der Initiative, was den Wunsch nach einer kosteneffizienten und empathischen Verwaltung der Unterkunft unterstreicht.
Reaktionen und Ausblick
Auch Organisationen wie Pro Asyl und der Bayerische Flüchtlingsrat haben Kritik an der Vergabe von Flüchtlingsunterkünften an gewinnorientierte Unternehmen geübt. Die Diskussion um die Unterbringung von Geflüchteten ist nicht neu und stellt viele Kommunen vor große Herausforderungen. In einem aktuellen Kommentar zur Situation sagte Nico Böhme, Abteilungsleiter im Landratsamt, dass die Anforderungen an die Betreiber vielfältig sind, da es sich nicht nur um Wohnräume handelt.
Ein mögliches Novum für Bayern
Das Bestreben der Altdorfer Bürger könnte in der Tat eine wegweisende Lösung für das Land sein, da dieses Modell der Selbstverwaltung von Flüchtlingsunterkünften bisher nicht in Bayern existiert. Obwohl die Gespräche zwischen den Bürgern und dem Landratsamt noch in den Anfängen stehen, könnte die Initiative, wenn sie erfolgreich ist, einen neuen Standard für die Bürgerbeteiligung in der Flüchtlingsunterbringung setzen.
Ein solches Engagement der Gemeinschaft könnte nicht nur die Lebensumstände der Geflüchteten verbessern, sondern auch das soziale Gefüge innerhalb der Gemeinde stärken. Das weitere Vorgehen bleibt abzuwarten, doch die Aussicht auf mehr lokale Mitbestimmung ist vielversprechend.