Ein bedeutender Wandel steht bevor: Lars Henrik Gass, der langjährige Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, kündigte seinen Abschied an. Mit seiner Entscheidung, eine neue Rolle als Gründungsdirektor des Hauses für Film und Medien (HFM) in Stuttgart zu übernehmen, beginnt eine aufregende und vielversprechende Phase für ihn. Gass, der seit 1997 das Festival gestaltete, wird im Februar 2025 die neue Position antreten.
Gass, ein 59-jähriger Autor, Filmkurator und anerkannter Kulturmanager, hat in Oberhausen maßgebliche Veränderungen angestoßen. Oberbürgermeister Daniel Schranz äußerte den Bedauern über Gass’ Weggang und würdigte seine entscheidende Rolle, die Kurzfilmtage in der Kunst- und Medienlandschaft zu verankern. „Mit ihm geht eine stilbildende Ära des Filmfestivals zu Ende“, betonte Schranz und beschrieb, wie Gass das Festival durch die Öffnung hin zu Popkultur und digitalen Entwicklungen revolutioniert hat.
Ein Blick zurück auf Lars Henrik Gass‘ Einfluss
Unter der Leitung von Lars Henrik Gass wurde das Festival immer internationaler und innovativer. Besonders in seiner Zeit wurden viele herausragende Filmemacherinnen und Filmemacher entdeckt, darunter Andrea Arnold und Christoph Hochhäusler. Ein markantes Beispiel für Gass‘ Einfluss ist der Umzug des Festivals zurück in die Innenstadt, was zu einem erhöhten Publikumsverkehr und neuen Zielgruppen führte. „Die Internationalen Kurzfilmtage sind heute nicht mehr nur ein Platz für cineastische Entdeckungen, sondern auch ein Ort für diskursive Auseinandersetzungen mit zeitgenössischen Themen“, erklärte Apostolos Tsalastras, der Kulturdezernent von Oberhausen.
Gass’ Engagement erstreckte sich auch auf gesellschaftlich relevante Themen. In einer Zeit zunehmender Spannungen und Antisemitismus äußerte er sich deutlich und unterstützte eine kulturelle Haltung, die gegen jede Form von Diskriminierung steht. „In seiner klaren Stellungnahme haben wir ihn bestärkt“, so der Oberbürgermeister, und betonte die Wichtigkeit solcher Stimmen in der Kulturszene.
Sein Nachfolger wird nach Gass‘ Ausscheiden im Jahr 2025 eine schwierige, aber auch reizvolle Aufgabe übernehmen. Tsalastras kündigte an, dass ein Team an einem Nachfolgekonzept arbeite, um die Kontinuität der künstlerischen Leitung sowie der Unternehmensführung zu sichern. „Wir wollen intensiv an der Weiterentwicklung des Festivals arbeiten“, sagte er und blickte optimistisch auf die nächste Ausgabe des Festivals, das im Mai 2025 stattfinden wird.
Die Zukunft des Hauses für Film und Medien
Der Umzug nach Stuttgart und die Gründung des HFM ist eine richtungsweisende Entscheidung für die Zukunft von Lars Henrik Gass. Das HFM wird voraussichtlich alle Formate des Bewegtbilds unter einem Dach vereinen, einschließlich Animationen, Spieleentwicklungen und virtueller Realität. Die ambitionierte Planung umfasst eine Fläche von etwa 4.500 Quadratmetern und wird voraussichtlich ab 2029 vollständig in Betrieb sein.
„Das Haus für Film und Medien wird als bundesweit einzigartige Einrichtung fungieren“, erklärt Gass und hebt die Kombinationsmöglichkeiten zwischen analogem und digitalem Content hervor. Er sieht seine neue Rolle als Chance, die Grundlagen für eine zukunftsweisende Institution zu schaffen, die die Entwicklung von Bewegtbildmedien in Deutschland fördern soll.
Lars Henrik Gass wird die Stadt Oberhausen und die Internationalen Kurzfilmtage nicht vergessen. „Nach 27 Jahren in der Leitungsfunktion verlasse ich Oberhausen mit einem herzlichen Dank an alle, die mich in dieser Zeit unterstützt haben“, lauteten seine Abschiedsworte.
Ein Rückblick auf die Internationalen Kurzfilmtage
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, gegründet 1954, haben sich im Laufe der Jahrzehnte als bedeutende Plattform für Filmemacher etabliert. Mit Festivals, die zahlreiche Filme aus der ganzen Welt präsentieren, sind sie ein Anlaufpunkt für Filmschaffende und -liebhaber gleichermaßen. Das Oberhausener Manifest von 1962 gilt als Meilenstein für den Neuen Deutschen Film und viele bekannte Regisseure haben ihren Ursprung in Oberhausen. Das letzte Festival zog mit 450 präsentierten Filmen und einer hohen Anzahl von Akkreditierungen aus 50 Ländern die Besucher in seinen Bann.
Die Entwicklungen rund um Lars Henrik Gass’ Wechsel und das Haus für Film und Medien bieten eine aufregende Perspektive für die Zukunft der Filmkultur in Deutschland. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Nachfolge an der Spitze der Internationalen Kurzfilmtage zu bestimmen und die Vision für ein neues Kapitel im Bereich der Film- und Medienkunst zu entwickeln.
Die Bedeutung der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen haben sich über die Jahre zu einem wichtigen Forum für das Kurzfilmformat entwickelt. Als eines der ältesten Festivals dieser Art bieten sie nicht nur eine Plattform für etablierte Filmemacher, sondern auch für aufstrebende Talente. Durch die Förderung von Experimenten und neuen Erzähltechniken tragen die Kurzfilmtage zur Weiterentwicklung des Mediums Film und seiner zahlreichen Variationen bei. Aspekte wie die Integration von Kunst und neuen Medien sind zentrale Bestandteile ihres Konzepts, das es ermöglicht, das Publikum in neue Erlebniswelten einzuführen.
Der Fokus des Festivals auf internationale Filmkunst fördert den interkulturellen Austausch und das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen. Viele Filme, die auf den Kurzfilmtagen präsentiert werden, bieten einen kritischen Blick auf gesellschaftliche und politische Themen, was die Relevanz des Festivals im globalen Diskurs unterstreicht. Die Festivalkurator*innen legen Wert auf Diversität, sowohl in der Auswahl der Filme als auch in der Zusammensetzung der Jury, um ein breites Spektrum an Perspektiven zu gewährleisten.
Wirtschaftliche Aspekte und Herausforderungen
In der heutigen Zeit stehen Filmfestivals wie die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen vor zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Finanzierung solcher Veranstaltungen erfolgt häufig durch öffentliche Mittel, Sponsoren sowie Eintrittseinnahmen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie mussten viele Festivals, einschließlich der Kurzfilmtage, ihre Konzepte anpassen und neue Wege finden, um Publikum zu erreichen. Online-Formate und hybride Veranstaltungen haben an Bedeutung gewonnen und könnten auch in Zukunft eine Rolle spielen.
Die Kurzfilmtage haben sich in der Vergangenheit erfolgreich angepasst, um dieses sich verändernde Umfeld zu meistern. Beispielsweise wurden im Mai 2024 etwa 450 Filme gezeigt, was auf ein hohes Publikumsinteresse hindeutet. Solche Zahlen sind ermutigend, stellen aber auch sicher, dass das Festival eine nachhaltige Finanzierung gefunden hat, um weiterhin innovative Programme anzubieten. Eine zukunftssichere Planung wird wesentlich sein, um sowohl Filmemacher als auch Zuschauer weiterhin anzusprechen.
Ein Blick auf die Zukunft der Internationalen Kurzfilmtage
Mit dem Wechsel von Lars Henrik Gass in die Position des Gründungsdirektors des neuen Hauses für Film und Medien in Stuttgart steht die Zukunft der Internationalen Kurzfilmtage vor einer spannenden Phase. Das Festival hat eine klare Vision für die Weiterentwicklung und möchte seine Position als zentrale Plattform für den Kurzfilm in Deutschland und darüber hinaus weiter festigen. Die enge Zusammenarbeit mit neuen Medien und digitalen Formaten wird voraussichtlich eine noch größere Rolle spielen.
Ein Konzept zur nachhaltigen Sicherung der Finanzierung und zur Einbindung neuer Technologien wird entscheidend dafür sein, wie das Festival in der nächsten Dekade wahrgenommen wird. Auch die Herausforderungen hinsichtlich der Diversität und Inklusion werden im Rahmen der zukünftigen Programme angegangen werden müssen, um sicherzustellen, dass das Festival sowohl für Filmemacher als auch für Zuschauer aller Hintergründe zugänglich bleibt.