Die Musikwelt hat einen ganz besonderen Moment erreicht, der sich weniger um die typischen Tribute und die großen Bühnen dreht, sondern vielmehr um die Reflexion eines Künstlers über seine eigene Karriere. Pete Townshend, der legendäre Gitarrist von The Who, hat kürzlich ein Boxset herausgebracht, das eine Sammlung seiner Live-Auftritte aus der Zeit zwischen 1985 und 2001 umfasst. Dieses bescheidene Ereignis erweist sich als ein bedeutender Beitrag zur Erhaltung seiner musikalischen Erlebnisse und Einblicke in seine persönliche Entwicklung.
Ein Einblick in Townshends Karriere
Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zeigte sich Townshend, der am 19. Mai 1945 in London geboren wurde, überrascht von der Entstehung dieses Boxsets. Die Sammlung, die gleichzeitig auch digital erhältlich ist, enthält 14 CDs mit Live-Aufnahmen, die in der Vergangenheit nur in stark limitierter Auflage verfügbar waren. Es ist bemerkenswert, dass er seine Songrechte an Universal verkauft hat, was bedeutete, dass die Plattenfirma auch Zugriff auf seine früheren Online-Veröffentlichungen bekam.
Reflexion über Live-Auftritte
Besonders aufschlussreich sind Townshends Gedanken zu seinen Auftritten. Trotz seiner beeindruckenden Bühnenpräsenz und der Kultur, die um seine Auftritte geschaffen wurde, gestand der Künstler: „Ich bin nie gerne aufgetreten. Nie.“ Diese ehrliche Aussage gibt uns einen neuen Blickwinkel auf den Druck und die Anspannung, die ein Künstler während seiner Karriere erleben kann. Während viele Musiker den Adrenalinrausch eines Live-Auftritts genießen, fühlt Townshend dies nicht auf dieselbe Weise und sieht die Bühne eher als Ort der Anstrengung.
Die Bedeutung der Solokarriere
Seine Solokarriere, die ursprünglich aus Unzufriedenheit mit The Who entstand, zeigt, wie kreativität in Krisenzeiten gefördert werden kann. Townshend betrachtet seine Zeit als Solokünstler als eine Möglichkeit, seine kreativen Bedürfnisse zu stillen, auch wenn er zugeben muss, dass er sich nie vollständig von The Who trennen konnte. „Wenn es The Who nicht gegeben hätte, wäre ich Schriftsteller, Maler oder Geschäftsmann geworden“, so Townshend.
Die Konzerte im Boxset
Unter den enthaltenen Aufnahmen befinden sich einige bemerkenswerte Konzerte, die bereits einen besonderen Platz in der Musikgeschichte haben. Eines der Highlights zeigt seine Zusammenarbeit mit der Supergroup Deep End, die unter anderem den Pink-Floyd-Gitarristen David Gilmour umfasste. Anfänglich waren die Konzerte in der Londoner Brixton Academy nicht gut besucht, was für Townshend heute kaum nachvollziehbar ist.
Ein offener Blick in die Zukunft
Aktuell lässt Townshend die Möglichkeit einer Tournee mit The Who offen und genießt stattdessen seine kreative Freiheit im Studio. Er erklärt, dass er keine Fristen, Verträge oder Verpflichtungen hat, die ihn einschränken könnten. Dies unterstreicht die Entwicklung eines Künstlers, der, während er das Gewicht seiner Vergangenheit ablegt, seine Musikalität und Kreativität neu ausloten möchte.
Das Boxset „Live In Concert 1985-2001“ ist nicht nur eine Sammlung von Musik, sondern bietet auch Einblicke in die psychischen und emotionalen Herausforderungen, die mit dem Lebensweg eines Künstlers verbunden sind. Es erinnert uns daran, dass hinter der Glamourwelt der Musik oft ungeschriebene Geschichten über Zweifel und Selbsterfahrung stecken.
– NAG