Offenbach

Von Öltanks zu Neubauten: Offenbachs Hafen im Wandel der Zeiten

"Der ehemals pulsierende Offenbacher Hafen, dessen Geschichte von Ölgeschäft und industriellem Aufschwung geprägt war, erlebt durch den persönlichen Rückblick des 87-jährigen Hafenarbeiters Klaus Lohnes und die tragischen Folgen der Explosion des Öltankers 'Maintank V' eine eindrucksvolle Schilderung seines fast vergessenen Erbes und seines dramatischen Niedergangs."

Der Wandel der Offenbacher Hafenlandschaft

Die Entwicklung des Offenbacher Hafens spiegelt nicht nur die wirtschaftlichen Veränderungen der Stadt wider, sondern auch die tiefgreifenden historischen Einschnitte, die das Leben ihrer Bewohner prägten. Heute, während an der Stelle, wo einst Tankerschiffe anlegten, Neubauwohnungen entstehen, erinnern sich Zeitzeugen wie Klaus Lohnes an die Glanzzeiten des Hafens und die Herausforderung des Wandels.

Erinnerungen an die Blütezeit des Hafens

Klaus Lohnes, 87 Jahre alt, wuchs in einem Abschnitt der Stadt auf, der von den Aktivitäten des Hafens geprägt war. Von 1962 bis 1991 war er als Hafenarbeiter aktiv und weiß, dass Öl eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Hafens spielte. „In den 60ern war der Hafen ein Ort des geschäftigen Treibens“, erzählt Lohnes bei einem Gespräch in seinem Zuhause in Rumpenheim.

Mit der Ansiedlung von Öltanks nahm der Umschlag von Kohle und Kies ab, was den Hafen wirtschaftlich umstrukturierte. Lohnes erinnert sich an die Zeiten, als das schwarze Gold, wie Öl oft genannt wird, zur wichtigsten Ware wurde und seine Arbeit im Hafen aufregend und abwechslungsreich war. „Wir hatten ständig etwas zu tun“, so Lohnes.

Die dunkle Seite der Ölgeschichte

Der Aufstieg des Hafens brachte jedoch auch Schattenseiten mit sich. Im Jahr 1972, während die Jahreswerte ihren Höchststand von 1,5 Millionen Tonnen erreichten, geschah das Unglück mit dem Öltanker „Maintank V“. Eine Explosion führte nicht nur zu einem wirtschaftlichen Rückschlag, sondern kostete auch Menschenleben. „Die Druckwelle hat Fensterscheiben in hunderten von Wohnungen zerbrochen“, beschreibt Lohnes die verheerenden Auswirkungen, die das Unglück auf die Gemeinschaft hatte.

Die Nachwirkungen dieser Tragödie und die noch folgende Ölkrise in den 1980ern führten zu einem dramatischen Rückgang des Hafenumschlags. „Wir konnten nicht mehr mithalten. Der Hafen hat nie wieder die alten Werte erreicht“, resümiert Lohnes über die schleichende Abwärtsentwicklung des einst blühenden Standorts.

Umweltschäden und Vergessen

Die wirtschaftlichen Veränderungen führten schließlich zur Entscheidung, das Hafengelände für Wohn- und Gewerbebauten zu nutzen. „Ich habe immer wieder gesagt, dass sie ihr blaues Wunder erleben werden, so verseucht wie der Boden ist“, spricht Lohnes die ernsthaften Umweltprobleme an, die durch jahrzehntelange Industrieaktivitäten entstanden sind.

Die Stadt Offenbach war gezwungen, die Verursacher zur Reinigung des kontaminierten Bodens zu verpflichten. Lohnes sieht in diesem Zwang die Verantwortung der Stadt, die Geschichte des Hafens nicht nur zu vergessen, sondern aktiv mit den Folgen umzugehen.

Ein Erbe, das gewürdigt werden sollte

Der Niedergang des Hafens, den Lohnes hautnah erlebte, schmerzt ihn noch immer. „Viele wichtige Dokumente und Erinnerungsstücke sind verloren gegangen, was eine Schande ist“, sagt er und verweisen auf die Bedeutung von Menschen wie seinem Mentor Erich Weimer, die den Hafen nach dem Krieg neu etablierten. „Sein Beitrag sollte nicht in Vergessenheit geraten“, fordert Lohnes nachdrücklich.

Die Geschichte des Offenbacher Hafens ist ein lebendiges Beispiel für den ständigen Wandel in der Wirtschaft und Gesellschaft. Die Herausforderung besteht darin, die Lehren aus dieser Geschichte zu ziehen und die Erinnerung an die Menschen, die zur Entwicklung beigetragen haben, lebendig zu halten. Ein respektvoller Umgang mit der Vergangenheit könnte helfen, eine zukunftsorientierte Entwicklung in Offenbach zu fördern.

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