Im Schatten des 18. Jahrhunderts, einer Zeit, die berüchtigt ist für ihre Räuberbanden und allerlei Gaunereien, thronten nicht nur Männer, sondern auch faszinierende Frauen auf der Bühne der Geschichte. Eine der bekanntesten unter ihnen ist die „Schleiferbärbel“, die besonders in der Ortenau, einem Gebiet, das damals als Rückzugsort für Vaganten und Bettler galt, agierte und führte ein Leben voller Abenteuer.
Die Inspiration für eine neue Schauspielführung, die das mysteriöse Leben der Schleiferbärbel lebendig werden lässt, kommt von Anette Matt, einer zertifizierten Gästeführerin des Naturparks. Matt hat die zahlreichen historischen Quellen studiert und möchte die Gäste auf eine unterhaltsame Zeitreise ins Jahr 1784 mitnehmen. Während ihrer Tour durch die Oberkircher Innenstadt gibt sie Einblicke in das raue Leben der Räuber und deren Herausforderungen und lässt die Zuhörer das tägliche Dasein dieser schillernden Figuren nacherleben.
Wichtige Details zur Schauspielführung
Die erste Führung findet am 28. September 2024 statt und ist der Auftakt zu einer Serie von Veranstaltungen, die sich um die Schleiferbärbel drehen. Weitere Termine sind auf den 12. Oktober 2024 sowie den 31. Oktober 2024 festgelegt.
Die Touren beginnen jeweils um 10:00 Uhr und dauern ungefähr zwei Stunden. Der Preis pro Person für diese außergewöhnliche Erfahrung beträgt 22 Euro, inklusive einer kleinen kulinarischen Überraschung: Dinnele, ein traditioneller Rahmkuchen mit Speck, wird im Verlauf des Rundgangs serviert.
Anmeldung und Treffpunkt
Um an der Schauspielführung teilnehmen zu können, ist eine Anmeldung erforderlich. Interessierte können sich über die Renchtal Tourismus GmbH anmelden, entweder telefonisch unter der Nummer 07802 82600 oder per E-Mail an info@renchtal-tourismus.de. Der Treffpunkt für die Teilnehmer ist die Renchtal Tourismus GmbH in der Bahnhofstraße 16 in Oberkirch.
Die Mindestanzahl an Teilnehmern für eine Durchführung der Tour liegt bei zehn Personen. Dies stellt sicher, dass jeder im kleinen Kreis und mit ausreichend persönlichem Kontakt die Geschichten und Geheimnisse der „Schleiferbärbel“ hautnah erleben kann.
Hier zeigt sich nicht nur der Reiz des Themas, sondern auch das Engagement, die Geschichte und Kultur der Region auf lebendige Weise zu präsentieren. Die Schauspielführung bietet die Möglichkeit, in die Lebenswelt einer außergewöhnlichen Figur einzutauchen, die in ihrer Zeit einen erheblichen Einfluss auf das Geschehen in ihrer Umgebung hatte.
Die Mischung aus Geschichte, Schauspiel und Kulinarik verspricht ein einzigartiges Erlebnis, das sowohl Geschichtsinteressierte als auch Neugierige anlocken dürfte. Egal ob Anwohner oder Besucher – die Tour ist eine interessante Gelegenheit, die facettenreiche Vergangenheit der Ortenau neu zu entdecken.
Wer mehr über die abenteuerlichen Geschichten und die historische Rolle der Schleiferbärbel erfahren möchte, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. In einer Zeit, als der Alltag von ständigen Risiken geprägt war und die Grenzen zwischen Gut und Böse oft verschwommen waren, bietet diese Führung einen einzigartigen Einblick in eine längst vergangene Epoche. Ein Stück Geschichte, das darauf wartet, von neugierigen Geistern erforscht zu werden.
Die Rolle der Frauen in der Räuberzeit
Im 18. Jahrhundert war die Welt von Räubern und Gaunern nicht ausschließlich männerdominiert. Frauen spielten ebenfalls eine bedeutende Rolle, oft in den Schatten der männlichen Protagonisten. Die Schleiferbärbel, wie sie in der Region Ortenau bekannt war, ist ein Beispiel für eine weibliche Meisterdiebin, die nicht nur durch ihre Taten, sondern auch durch ihre List und Anpassungsfähigkeit überlebte. Frauen wie sie waren häufig verantwortlich für Einbrüche und Diebstähle, und sie nutzten oft ihre Geschicklichkeit und ihr Charisma, um unbemerkt zu bleiben.
Zusätzlich war es für Frauen in dieser Zeit oft eine Möglichkeit, ein gewisses Maß an Unabhängigkeit zu erlangen, besonders in einem sozialen Kontext, der wenig Platz für Frauen ließ. Diese Frauen wurden gegen die sozialen Normen ihrer Zeit zu Agentinnen der Verwirrung und des Ungehorsams. Manchmal war ihre Kriminalität auch ein Akt der Verzweiflung, entstanden aus wirtschaftlichen Notlagen oder familiären Verpflichtungen.
Die wirtschaftlichen Bedingungen des 18. Jahrhunderts
Die soziale und wirtschaftliche Lage im 18. Jahrhundert war geprägt von Armut und Unsicherheit, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo die Menschen von Landwirtschaft und Handwerk lebten. Die Bevölkerung war oft anfällig für Misswirtschaft, Ernteausfälle und wirtschaftliche Krisen, was den Aufstieg von Vaganten und Kriminellen begünstigte. In einem solchen Klima florierte das Verbrechen, und weite Teile der Menschen waren dazu gezwungen, illegale Wege zu suchen, um zu überleben.
Die Ortenau, ein Teil des heutigen Baden-Württemberg, galt in dieser Zeit als Zuflucht für viele Vaganten, bedingt durch seine geographische Lage und die unwegsame Umgebung, die das Verstecken erleichterte. Der Handel war jedoch auch ein zentrales Element der Wirtschaft, was bedeutete, dass die Räuberbanden oft auf Reisende und Händler abzielen mussten, die durch die Region zogen. Die Spannungen zwischen den Bedürftigen und den wohlhabenden Reisenden erzeugten ein dynamisches, aber auch gefährliches Umfeld, in dem sich Geschichten von Helden und Verbrechern ausbreiteten.
Verborgene Geschichten und Mythos
Die Legenden rund um Persönlichkeiten wie die Schleiferbärbel sind nicht nur interessante Geschichten, sondern auch wichtige Zeugen ihrer Zeit. Diese Geschichten können uns viel über die soziale Dynamik im 18. Jahrhundert verraten. Oft wurden Frauen in der Folklore übertrieben glorifiziert oder dämonisiert, was zeigt, wie sich die Gesellschaft zu diesen Figuren verhielt.
Die wiederbelebte Figur der Schleiferbärbel durch Anette Matt ist nicht nur eine Hommage an diese Frau, sondern bietet auch eine Plattform, um das Bewusstsein für die historischen und sozialen Kontexte, in denen sie lebte, zu schärfen. Solche Initiativen fördern das Interesse an der Geschichte und tragen dazu bei, lokale Traditionen und Erzählungen zu bewahren.
Ein Einblick in die lokale Kultur
Die Schauspielführungen, die von Anette Matt durchgeführt werden, bieten nicht nur einen unterhaltsamen Einstieg in die Geschichte, sondern auch eine Möglichkeit, die regionale Kultur und Gastronomie zu erleben. Mit einem kulinarischen Stopp im „Treff für Alle“ erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, regionale Spezialitäten wie Dinnele zu genießen, was zur gesamten Erfahrung beiträgt. Diese Kombination aus Geschichtenerzählen und kulinarischer Untermalung hebt die kulturellen Wurzeln der Ortenau hervor und schafft ein interaktives Erlebnis für Einheimische und Touristen gleichermaßen.
Die Veranstaltungen bieten auch Raum für den Austausch von Geschichten und Traditionen, was dazu beiträgt, das Gemeinschaftsgefühl in der Region zu stärken. Solche Aktivitäten sind essenziell, um die Verbindung zur Geschichte aufrechtzuerhalten und die kulturelle Identität der Region zu fördern.