Die Nutzung von Solarenergie erlebt derzeit einen bemerkenswerten Aufschwung, dennoch stehen Netzbetreiber vor einer Herausforderung: An sonnenreichen Tagen könnte der produzierte Solarstrom die elektrischen Netze überlasten. Unternehmen wie EWE Netz aus Oldenburg fordern nun die Möglichkeit, private Solar-Anlagen zu steuern, um die Stabilität der Stromversorgung zu gewährleisten. Auch die Bundesnetzagentur hat sich diesem Thema angenommen.
Im Oldenburger Münsterland und Ostfriesland errichten Firmen wie CS Energiesysteme Woche für Woche zahlreiche neue Photovoltaikanlagen. Die Preise für Solarmodule sind stark gesunken, sodass immer mehr Haushalte in die Tat umsetzen, sich mit eigener Solarenergie auszustatten. Ein Beispiel sind Ina und Björn Fischer aus Friedeburg, die in ihre eigene Energiezukunft investieren möchten. „Rund 17.000 Euro haben wir in unsere Anlage gesteckt“, erklärt Ina Fischer, „und das ohne staatliche Förderung.“ Sie streben an, dadurch ihre Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen zu erhöhen.
Die Herausforderung der Netzüberlastung
Mit der zunehmenden Zahl von Solar-Anlagen kommt es an sonnigen Tagen häufig zu einem Überflusse an produziertem Strom. „Die Batteriespeicher sind schnell vollgeladen, was zu Überlastungen in den Verteilernetzen führt“, führt Philipp Hanken von CS Energiesysteme aus. Aktuell haben die meisten privaten Nutzer keinen Anreiz, ihren Solarstrom zu den Zeiten einzuspeisen, wo der Bedarf höher ist. „Die Einspeisung erfolgt in der Regel immer dann, wenn die Sonne scheint und die Batterien voll sind“, erklärt Hanken.
Dies stellt die Netzbetreiber vor große Herausforderungen. In der Netzleitstelle von EWE Netz wird das Stromnetz rund um die Uhr überwacht, um Störungen zu erkennen und im Ernstfall schnell reagieren zu können. „Wir haben eine gewaltige Menge an Photovoltaik im Netz und wenn wir den überschüssigen Strom nicht nutzen können, müssen wir die Möglichkeit haben, regulierend einzugreifen“, betont Torsten Maus, der Geschäftsführer von EWE Netz.
Die Notwendigkeit intelligenter Systeme
Derzeit können die Betreiber lediglich größere Solarkraftwerke vom Netz nehmen, was jedoch nicht immer ausreicht. „Wir brauchen die Möglichkeit, auch auf kleinere Photovoltaikanlagen zugreifen zu können“, fordert Maus. Intelligente Messsysteme, auch bekannt als Smartmeter, könnten hierbei helfen, indem sie eine steuerbare Einspeisung ermöglichen. „Diese Systeme werden ab dem 1. Januar 2025 in neuen Anlagen Pflicht sein“, fügt Maus hinzu.
Die Bundesnetzagentur zeigt sich ebenfalls alarmiert über die Situation und hat betont, dass es notwendig sei, neue Solaranlagen steuerbar zu machen. Agentur-Präsident Klaus Müller äußerte gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass es wichtig sei, die Einspeisung des Stroms in Abhängigkeit von der Marktnachfrage zu steuern. „Das Ziel muss sein, die Netze stabil zu halten“, so Müller weiter.
Die Entwicklung hin zu einer besseren Einbindung von Solarstrom in das Netz ist entscheidend, um die gesteckten erneuerbaren Energieziele zu erreichen und die Stabilität der Stromversorgung sicherzustellen. Während die Nachfrage nach Solarenergie steigt, ist es ebenso wichtig, dass die Infrastruktur mithalten kann, um Überlastungen zu vermeiden und die gewonnenen Technologien transparent zu steuern.