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Von Jubel zu Unrecht: Zwangsarbeit auf Osnabrücker Sportplätzen

Das Projekt „Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts“ in Osnabrück beleuchtet die dunkle Geschichte der NS-Zwangsarbeit auf Fußballplätzen, indem es die Erinnerung an die ehemaligen Zwangsarbeitslager auf sportlichen Arenen in Deutschland, insbesondere am historischen Standort des VfL Osnabrück aus dem Jahr 1939, wachhält und damit das Bewusstsein für die Gefahren des Vergessens schärft.

In Osnabrück, wo heute Sport- und Fußballplätze mit Freude und Jubel verbunden werden, gibt es eine düstere Vergangenheit, die oft übersehen wird. Ein neues Projekt mit dem Titel „Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts. NS-Zwangsarbeitslager auf Fußball- und Sportplätzen“ zielt darauf ab, diese Schattenseiten der Sportstätten ins Bewusstsein zu rücken. Die Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht haben dabei eine zentrale Rolle übernommen, um die Geschichte von Zwangsarbeit auch an Orten lebendig zu halten, die einst von großen sportlichen Erfolgen geprägt waren.

Die Enthüllung über die Zwangsarbeitslager auf einem ehemaligen Sportplatz des VfL Osnabrück hat nicht nur die Geschichte des Vereins selbst beleuchtet, sondern auch darauf hingewiesen, wie verbreitet derartige Lager auf Sportplätzen in ganz Deutschland waren. Im Stadtteil Gartlage erlebte die „Gartlager Elf“ am 26. Februar 1939 einen denkwürdigen Sieg gegen Hannover 96 mit 3:0 vor über 18.000 Zuschauern. Doch genau auf diesem Platz wurden später Baracken errichtet, um Zwangsarbeiter aus dem benachbarten Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerk (OKD) unterzubringen. Ein Ort, der für viele Freude und Stolz repräsentiert, war somit auch ein Ort des Leids und der Ausbeutung.

Die Beweggründe hinter dem Projekt

Der Geschäftsführer der Gedenkstätten, Dr. Michael Gander, hebt hervor, dass der Fund von 10 bis 15 Zwangsarbeitslagern auf Sportplätzen kein Einzelfall ist. Diese Entdeckung führte zur Initiierung des Projekts, das im Januar 2023 startete und bis Dezember 2024 angelegt ist. Die Finanzierung stammt von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ (EVD), die 500.000 Euro bereitgestellt hat. Ein engagiertes Team wird damit beauftragt, Informationen über Zwangsarbeitslager in ganz Deutschland und Österreich zu sammeln. Das Ziel ist es, ein digitales Archiv auf einer interaktiven Karte zu erstellen, das den Menschen ermöglicht, die Geschichte ihrer eigenen Sportplätze zu erkunden.

Die Beteiligung der Fußballfans steht im Mittelpunkt des Projekts. Die Initiatoren möchten diejenigen ansprechen, die regelmäßig Spiele besuchen und möglicherweise noch unbewusst zu diesen geschichtsträchtigen Orten reisen. Jeder kann Informationen, Dokumente oder Fotos über soziale Medien an die Projektverantwortlichen weiterleiten. Bislang wurden etwa 160 Orte identifiziert, wobei die Rechercheergebnisse von Region zu Region stark variieren. Während es in Osnabrück umfangreiche Dokumentationen gibt, fehlen an anderen Orten möglicherweise wichtige Hinweise.

Die traurige Realität der Zwangsarbeit

Die Zwangsarbeitslager entstanden während des Zweiten Weltkriegs, als viele Männer zum Militär einberufen wurden und Arbeitskräfte fehlten. Die Nationalsozialisten verschleppten ausländische Arbeiter und verfolgte Gruppen, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, die für die Rüstungsproduktion und andere kriegswichtige Aufgaben erforderlich waren. Die Bedingungen in diesen Lagern waren oft unmenschlich. Beispielsweise berichtete Dr. Gander von einem Vorfall, bei dem ein Mann des Wachpersonals einen Zwangsarbeiter tödlich verletzte, weil dieser aufgrund eines Krampfanfalls anscheinend nicht arbeiten konnte.

Im Laufe des Krieges wurden etwa acht Millionen Menschen zur Zwangsarbeit gezwungen. Da es an geeigneten Unterkünften mangelte, wurden oft leerstehende Gebäude, Scheunen oder Sportplätze genutzt, um die Baracken für die Zwangsarbeiter schnell und kostengünstig zu errichten. Diese erschütternde Tatsache führt dazu, dass Sportplätze als Orte der Geschichte für viele Menschen in einem neuen Licht erscheinen.

Das Projekt hat nicht nur historische Gründe, sondern auch die Absicht, auf die Gefahr hinzuweisen, dass Orte des Jubels niemals wieder zu Stätten des Unrechts werden dürfen. Dieser Gedanke wird künftig auch durch kleine Schilder an den Orten, an denen Zwangsarbeitslager stattfanden, symbolisch verbreitet. Der Launch der begleitenden Website wird für November 2023 erwartet, und dort sollen alle gesammelten Informationen zusammengeführt werden, um das Bewusstsein für diese dunklen Kapitel der Geschichte zu schärfen.

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