In Dortmund hat Jugend- und Integrationsministerin Josefine Paul kürzlich das Modellprojekt „Ankoppeln“ besucht. Dieses innovative Vorhaben setzt sich dafür ein, die soziale Integration afrikanisch-stämmiger Kinder und Jugendlicher sowie ihrer Familien zu fördern. Ziel ist es, die Bildungschancen in Nordrhein-Westfalen zu verbessern und das Selbstvertrauen der jungen Menschen zu stärken. Die Unterstützung des Projekts erfolgt von Seiten der Landesregierung und der Stadt Dortmund, die beide jeweils 166.000 Euro bereitstellen. Der Verein Kamerunischer Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Informatikerinnen und Informatiker Ruhrbezirk (VKKII e.V.) fungiert als federführender Träger des Projekts.
Das Projekt „Ankoppeln“ ist von besonderer Bedeutung, weil es von den afrikanisch-stämmigen Vereinen selbst initiiert und umgesetzt wird. Diese Verbände sind tief in der Community verwurzelt und verfügen über wertvolle Kenntnisse über die Bedürfnisse ihrer Mitglieder. Ministerin Paul betont, dass jeder junge Mensch in Nordrhein-Westfalen die gleichen Chancen im Leben verdient. „Die Vielfalt unseres Landes erfordert, dass alle Kinder und Jugendlichen die gleichen Zukunftsmöglichkeiten erhalten. Dieses Projekt leistet einen beeindruckenden Beitrag zu diesem Ziel“, so Paul.
Unterstützungsnetzwerk für afrikanische Kinder
Die Herausforderungen, vor denen Kinder und Jugendliche mit afrikanischem Hintergrund stehen, sind nicht zu unterschätzen. Sie haben häufig mit Hürden im Bildungssystem, auf dem Arbeitsmarkt und im Alltag zu kämpfen. Das „Ankoppeln“-Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Barrieren abzubauen und die Lebensqualität dieser Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Ein zentraler Aspekt ist die ganzheitliche und nachhaltige Unterstützung der betroffenen Gemeinschaften.
Armel Djiné vom VKII Ruhrbezirk e.V. erklärt: „Das Unterstützungsnetzwerk stützt sich auf die gemeinsamen Erfahrungen der afrikanischen Vereine. Unsere Zielsetzung ist, die komplexen sozialen Problemlagen dieser Kinder und Jugendlichen besser zu verstehen“. Hierbei spielt die Integration der Perspektiven von afro-deutschen Jugendlichen eine entscheidende Rolle, um eine differenzierte und effektive pädagogische Arbeit zu gewährleisten.
Im Rahmen von „Ankoppeln“ werden verschiedene Bildungsangebote bereitgestellt. Ein Beispiel ist die Osterakademie, wo Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren kreativ tätig werden konnten, von einem Besuch in der Stadtbibliothek bis hin zu gemeinsamen Koch- und Malaktivitäten. Diese umfassenden Bildungsmaßnahmen sollen die Neugier der Kinder wecken und ihre Interessen fördern, insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).
Darüber hinaus nimmt das Projekt auch die Eltern mit ins Boot. Bei Eltern-Treffs werden Erfahrungen zu Erziehungs- und Alltagsproblemen ausgetauscht, während die Jugendlichen im Juli die Möglichkeit hatten, über einen mehrtägigen Besuch im Bundestag einen Einblick in die deutsche Politik zu gewinnen und ihr Verständnis von Demokratie zu vertiefen.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Stadträtin Monika Nienaber-Willaredt hebt hervor, dass „Ankoppeln“ ein klares Zeichen für Gleichheit und Inklusion setzt. „Das Projekt ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kinder- und Jugendförderung und trägt dazu bei, dass junge Menschen und ihre Familien in Dortmund ein bedarfsgerechtes Angebot erhalten“, betont sie. Der Ansatz des Projekts ist ganzheitlich und adressiert nicht nur Bildung, sondern auch die sozialen und kulturellen Aspekte des Lebens afrikanischer Familien in Deutschland.
Abschließend zeigt das Projekt „Ankoppeln“, wie wichtig es ist, dass Bildungsangebote und Integrationsmaßnahmen von den Menschen selbst gestaltet werden, die davon betroffen sind. Diese Praxis fördert nicht nur die Teilhabe, sondern auch das Empowerment der ganzen Gemeinschaft und sorgt dafür, dass sich die jungen Menschen in ihrer Umgebung gesehen und gehört fühlen.
Politischer und sozialer Kontext in Nordrhein-Westfalen
Das Modellprojekt „Ankoppeln“ spiegelt die Bestrebungen der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen wider, die Integration von Migrantengruppen zu fördern, insbesondere von Afrikanisch-stämmigen Familien, die häufig mit unterschiedlichen sozialen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Integration von Kindern und Jugendlichen ist eine Schlüsselpriorität in der Politik, da diese Gruppen oft unterrepräsentiert sind und spezifische Unterstützung benötigen. In Nordrhein-Westfalen leben viele Migranten, und verschiedene politische Maßnahmen sind darauf ausgelegt, Chancengleichheit und Bildungszugang für alle zu gewährleisten.
Insbesondere das Lastenheft für die Entwicklung von Bildungs- und Integrationsprogrammen wird regelmäßig überarbeitet, um den sich wandelnden Anforderungen der Gesellschaft zu entsprechen. Die Landesregierung strebt durch Programme wie „Ankoppeln“ an, die Bildungsbenachteiligung abzubauen und die soziale Teilhabe junger Menschen zu fördern.
Aktuelle Herausforderungen für afrikanisch-stämmige Jugendliche
Jugendliche mit afrikanischen Wurzeln sehen sich oft mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, die von Diskriminierung im Bildungssystem bis hin zu geringeren Chancen auf dem Arbeitsmarkt reichen. Studien zeigen, dass diese Jugendlichen überproportional häufig von Schulabbruch, Arbeitslosigkeit und sozialen Schwierigkeiten betroffen sind. In einer Untersuchung der Friedrich-Ebert-Stiftung wurde festgestellt, dass Migrantenkinder im deutschen Bildungssystem systematisch benachteiligt werden, was langfristige Auswirkungen auf ihre wirtschaftlichen Perspektiven hat (Friedrich-Ebert-Stiftung).
Zusätzlich zu diesen strukturellen Herausforderungen kommt es häufig zu Stigmatisierung und Vorurteilen, die die Integration in die Gesellschaft erschweren. Das Projekt „Ankoppeln“ greift diese Themen auf, indem es ein Unterstützungsnetzwerk bietet, das afrodeutsche Perspektiven berücksichtigt und darauf abzielt, die persönliche und berufliche Entwicklung junger Menschen durch gezielte Bildungseinheiten und soziale Aktivitäten zu fördern.