In einer Welt voller Umbrüche steht Syrien am Scheideweg: Mit dem Sturz des Assad-Regimes atmet die Weltgemeinschaft erleichtert auf, aber die christliche Minderheit im Land sieht sich ernsthaften Gefahren gegenüber. Unter Assad, selbst ein Vertreter der Alawiten, einer religiösen Minderheit, genossen die rund 10 Prozent Christen in Syrien weitgehend Schutz vor diskriminierenden Übergriffen. Nun jedoch, da die islamistische Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) das Zepter in der Hand hält, wächst die Sorge, dass sich die Situation dramatisch verschlechtern könnte.
[RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)](https://www.rnd.de/politik/christen-laufen-gefahr-ausgeloescht-zu-werden-L6DWKLM25VDP3H4732MTSKCRCY.html) berichtete, dass unter dem Assad-Regime Christen offenen Gottesdienst und Feiertage feiern durften – ein Privileg, das in der jetzigen Situation in Frage steht. Die Deutsche Bischofskonferenz und das katholische Hilfswerk Missio sind in engem Kontakt mit Ortskirchen vor Ort, dabei herrscht eine beunruhigende Ungewissheit. Die Rebellen haben zwar zugesichert, Minderheiten zu schützen, doch Skeptiker beobachten genau, ob diese Versprechen eingehalten werden.Rebellenversprechen auf dem Prüfstand
Pfarrer Dirk Bingener von Missio erklärte, bisher seien keine Angriffe auf die Christen in Syrien verzeichnet worden. Dennoch bleibt die Lage aufgrund der Dominanz der HTS fragil. Politikwissenschaftlerin Bente Scheller unterstrich, dass der angekündigte Minderheitenschutz durch die Islamisten Miliz allein nicht ausreiche. Minderheiten müssten auch politische Rechte und Beteiligung erhalten. Nur die Zeit wird zeigen, ob dies tatsächlich gelingen kann.
Wachsende Bedrohung durch Machtwechsel
Das politische Klima in Syrien könnte nun weitere negative Entwicklungen nach sich ziehen. Der französische Nahost-Experte Pierre-Jean Luizard warnt davor, dass Minderheiten inmitten dieser Machtverschiebungen zu Zielen radikaler Gruppen werden könnten. Die Geschichte zeigt, dass Zeiten politischen Wandels oft mit erhöhtem Risiko für unterdrückte Gruppen einhergehen. Luizard betont, dass die Spannungen nicht nur zwischen verschiedenen religiösen Gruppen, sondern auch innerhalb der muslimischen Gemeinschaft enorm sind.
Die internationale Gemeinschaft ist aufgerufen, ein wachsames Auge auf Syrien zu behalten und den Schutz der Grundrechte aller Religionsgemeinschaften zu gewährleisten. Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ fordert die neuen Machthaber in Syrien auf, die Religionsfreiheit sicherzustellen, da die derzeitige Instabilität diese gefährden könnte. Die Christen, die bereits seit Jahren einem schleichenden Exodus ausgesetzt sind, stehen nun vor einer ungewissen Zukunft.
Die Möglichkeit einer vollständigen Auslöschung der christlichen Gemeinde in Syrien ist real. Dies, so Luizard, ist eine ernsthafte Bedrohung, die Aufmerksamkeit und unmittelbares Handeln erfordert. Laut einer weiteren Quelle von [MSN](https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/christen-laufen-gefahr-ausgel%C3%B6scht-zu-werden/ar-AA1vxKDA) unterstreicht Luizard das Risiko für christliche Gemeinschaften als Teil eines größer werdenden Hassfeldes zwischen Sunniten und Schiiten. Ein historischer Bruch bahnt sich an, dessen Ausgang ungewiss ist.