Der Iran kündigt einen potenziellen Paradigmenwechsel in den Gesprächen über sein Atomprogramm an, nachdem die neue Regierung unter Präsident Massud Peseschkian angekündigt hat, wieder in den Dialog mit dem Westen einzutreten. Ein zentraler Schritt könnte der bevorstehende Besuch von Rafael Grossi, dem Chef der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA), in Teheran sein. Die Möglichkeit eines solchen Besuchs hat bereits Vorfreude und Spekulationen in diplomatischen Kreisen ausgelöst.
Mohammadi Eslami, der Leiter der iranischen Atomorganisation, gab bekannt, dass erste Gespräche über Grossis Besuch geführt wurden. „Sobald das Programm koordiniert ist, steht einem Besuch nichts mehr im Wege“, erklärte er. Diese Gespräche könnten nicht nur zur Wiederbelebung der atomaren Dialoge beitragen, sondern auch den politischen Kurs des neuen Präsidenten unterstreichen, der als moderater und offener gilt.
Wichtiger Schritt in den Atomverhandlungen
Peseschkian, der im Wahlkampf eine klare Linie für die Wiederaufnahme der Atomverhandlungen zur Aufhebung internationaler Sanktionen vermittelt hatte, könnte durch Grossis Besuch die Möglichkeit schaffen, das angespannte Verhältnis zum Westen zu entspannen. Beobachter sehen darin einen ersten **guten** Schritt, um das Vertrauen wiederherzustellen.
Es bleibt allerdings unklar, wann genau Grossi nach Teheran reisen kann. Eslami sprach lediglich von einem geplanten Besuch, ohne konkrete Daten zu nennen. Ein weiteres bedeutendes Element ist Peseschkians bevorstehende Teilnahme an der UN-Vollversammlung in New York Ende September, die möglicherweise für zusätzliche diplomatische Initiativen genutzt wird.
Wachsende Uran-Bestände als besorgniserregendes Signal
Der Hintergrund dieser Entwicklungen ist jedoch komplex. Vor wenigen Tagen hatte Grossi seine Besorgnis über die **steigen**den Bestände von hoch angereichertem Uran im Iran geäußert. Die Schätzungen deuten darauf hin, dass sich die Menge an Uran, das auf 60 Prozent angereichert ist, auf etwa 165 Kilogramm erhöht hat. Dies bedeutet einen Anstieg von rund 23 Kilogramm seit Mai, was die Alarmglocken läutet, da der Iran sich damit dem Niveau der Anreicherung für Atomwaffen nähert.
Zusätzlich dazu kritisierte Grossi, dass der Iran weiterhin keine konstruktiven Gespräche mit der IAEA über vergangene nukleare Aktivitäten führt. Seit Peseschkians Amtsantritt sind keine Fortschritte erzielt worden, was die offene Kommunikation zwischen der Iranischen Regierung und der IAEA betrifft. Auch bleibt ein häufiges Problem bestehen: Die IAEA-Inspektoren werden vom Iran in ihrer Arbeit stark eingeschränkt, was das Überwachen der Atomaktivitäten erheblich erschwert.
Das Potenzial für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem Iran und der IAEA scheint also durch die jüngsten Entwicklungen sowohl bedroht als auch ermöglicht. Eslami erwähnte, dass die IAEA-Überwachungen fortgesetzt werden und die Zahl der Inspekteure erhöht wurde, jedoch besteht der Iran darauf, die Kontrolle darüber zu behalten, welche Inspekteure ins Land kommen. „Der Iran lässt sich nicht unter Druck setzen“, so Eslami.
Das anstehende Treffen mit Grossi könnte somit sowohl der Beginn eines neuen diplomatischen Kapitels für den Iran als auch ein klarer Hinweis darauf sein, dass das Land bereit ist, wieder mit den internationalen Normen und Regelungen zu kooperieren. Ob dies gelingt, wird von vielen Faktoren abhängen, aber die Vorzeichen stehen auf Dialog. Besonders in einer Zeit, in der die geopolitischen Spannungen im Mittleren Osten weiterhin hoch sind, wäre eine Annäherung zwischen dem Iran und den westlichen Staaten nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig.