„Davon höre ich zum ersten Mal“ – diese Aussage von Melanie Amann, stellvertretende Chefredakteurin des Spiegels, sorgte in einer aktuellen Ausgabe von „Maischberger“ für Diskussionen. Bei einem Gespräch mit Ulrich Wickert, einer Legende der Tagesschau, ging es um die Sicherheit von Frauen in Hamburg, insbesondere am Jungfernstieg. Wickert behauptete, Frauen würden sich nicht mehr trauen, abends dorthin zu gehen.
Amann zeigte sich überrascht und nutzte einen belehrenden Tonfall, um Wickerts Aussage zu hinterfragen. Ihre kontroverse Reaktion gipfelte in der Feststellung: „Davon höre ich zum ersten Mal!“. Sie stellte Wickerts „anekdotische Evidenz“ in Frage und fragte nach konkreten Quellen. Wickert blieb ruhig und antwortete schlicht, dass ihm das von betroffenen Frauen erzählt wurde. Das Gespräch ging weiter, doch die Unterschiede in der Bewertung und die dazugehörigen Untertöne blieben unverkennbar.
Der große Auftritt von Melanie Amann
Melanie Amann, bekannt als hartnäckige Journalistin, zeigte sich bei „Maischberger“ durchaus selbstbewusst. Ihr konfrontativer Stil ließ jedoch Raum für Kritik. In den sozialen Medien wurde ihr Verhalten als „Amann-splaining“ verspottet, was darauf hinweist, dass ihre Art als herablassend empfunden wurde. Sie kritisierte Wickert dafür, dass er solche Aussagen nicht auf solider Basis machen könne und setzte „ein kleines Fragezeichen hinter die anekdotische Evidenz“.
Die Diskussion nahm schnell Fahrt auf, als in den sozialen Netzwerken Reaktionen hochkochten. Einige Nutzer unterstützten Amanns Skepsis, andere fanden ihre Haltung elitär und realitätsfern. Besonders das Argument, dass sie zwei Tage pro Woche in Hamburg sei und daher nichts von solchen Problemen gehört habe, wurde angegriffen. Kritiker werfen ihr vor, dass ihre persönliche Erfahrung nicht repräsentativ sei.
Interne Kämpfe beim Spiegel
Die „Maischberger“-Episode kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für Amann und den Spiegel. Laut Berichten von Business Insider herrschen in der Hamburger Redaktion des Spiegels derzeit massive interne Spannungen. Chefredakteur Dirk Kurbjuweit sei unter starkem Druck, da sinkende Verkaufszahlen und Relevanzverlust seine Position gefährden. Spannungen mit der stellvertretenden Chefredakteurin Melanie Amann tragen zusätzlich zu diesem angespannten Klima bei.
Amann selbst soll bereits mehrere Verantwortlichkeiten verloren haben und steht offenbar auch unter Verdacht, unlautere Methoden angewandt zu haben. So berichtet NIUS, dass Amann und weitere Führungskräfte versucht hätten, eine Kollegin auszuspionieren, die sensible Informationen geleakt haben soll. Diese Vorgänge werfen ein bezeichnendes Licht auf die derzeitigen Zustände in der Redaktion und tragen nicht gerade zur Beruhigung der Lage bei.
Angesichts dieser Entwicklungen könnte die Aufregung um ihre Aussagen bei „Maischberger“ Teil einer viel größeren Geschichte sein – dem internen Machtkampf beim Spiegel. Einige Beobachter spekulieren bereits darüber, ob Amanns Auftritt bei „Maischberger“ vielleicht ein Teil ihres strategischen Kalküls im Kampf um den Chefsessel war.
Die Debatte über das Sicherheitsgefühl von Frauen in Großstädten mag ein aktuelles und relevantes Thema sein, doch der Kontext, in dem es von Amann und Wickert diskutiert wurde, machte deutlich, dass hier mehr als nur ein einfaches Meinungsverschiedenheit im Raum steht. Es ist auch ein Spiegelbild der internen Kämpfe und der Frage, wer letztlich die Deutungshoheit in der Berichterstattung beanspruchen kann.