wirtschaft
Chipindustrie in Haus und Hof
Die deutsche Regierung hat große Pläne, insbesondere in Magdeburg, wo ein neues Chipwerk des US-Herstellers Intel entstehen soll. Währenddessen kündigte Intel an, dass der Konzern in einer finanziellen Notlage steckt und umfangreiche Einsparungen realisieren muss. Dies wirft Fragen über die künftige Rolle Deutschlands in der schönen neuen Chipwelt auf.
Problematik der Subventionen
Clemens Fuest, führender Ökonom und Präsident des ifo Instituts, äußert Bedenken bezüglich der fast zehn Milliarden Euro, die die Bundesregierung Intel als Subventionen gewährt. „Es ist fraglich, ob solche hohen Subventionen überhaupt gerechtfertigt sind, insbesondere angesichts der massiven Stellenstreichungen und der schlechten Geschäftszahlen von Intel“, sagt Fuest. Seine Kernfrage lautet: Welchen tatsächlichen Nutzen hat Deutschland von diesen millionenschweren Zuwendungen?
Lieferrisiken und sichere Strategien
Die Subventionen zielen darauf ab, die deutsche Wirtschaft gegen Risiken in der Lieferkette abzusichern. Insbesondere die potenzielle Verschärfung der geopolitischen Lage zwischen China und Taiwan macht solch eine Strategie notwendig, betont Fuest. Dennoch ist er der Meinung, dass die Effizienz dieser Mittel hinterfragt werden muss. Schließlich könnten die in Magdeburg produzierten Chips, im Fall einer Krise, schnell an den Höchstbietenden auf dem Weltmarkt verkauft werden, ohne dass Deutschland davon profitiert.
Forschung und Entwicklung als zentrale Frage
Ein weiteres Zieldatum ist die Forschung und Entwicklung, die Intel in Magdeburg aufbauen könnte. Derzeit sieht es jedoch nicht so aus, als ob der Konzern bedeutende Innovationen nach Deutschland bringen würde. „Wenn es keine substantiellen Forschungsinvestitionen gibt, hat Deutschland von diesen Subventionen nur wenig zu erwarten“, merkt Fuest an. Dies wirft da die Frage auf, ob die Bundesregierung die richtige Wahl getroffen hat.
Vorbild andere Fabriken baut
Zusätzlich zu Intel wird auch die geplante Chipfabrik von TSMC in Dresden mit fünf Milliarden Euro subventioniert. Fuest stellt die Frage, ob hier ein klarer Unterschied in den Gegebenheiten besteht und ob TSMC die Ansiedlung von Forschung und Entwicklung tatsächlich vorantreiben kann. „Es gibt viele offene Fragen, die während dieser Diskussion berücksichtigt werden müssen“, erklärt er und spricht somit einen kritischen Punkt der Subventionen in der Chipindustrie an.
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und neue Technologien zu entwickeln, sei es entscheidend, dass die staatlichen Mittel sinnvoll eingesetzt werden. Doch auch die Möglichkeit, dass die geförderten Unternehmen ihre Produkte nicht für den deutschen Markt, sondern hauptsächlich für den internationalen Markt produzieren, bleibt im Raum stehend.
Das Interview führte Till Bücker, ARD-Finanzredaktion.
– NAG