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Neue Stimmen in Suhl: BSW etabliert sich als politische Alternative

Die neu gegründete Partei von Sahra Wagenknecht (BSW) erzielte bei der Thüringer Landtagswahl im Wahlkreis Suhl mit 19,8 Prozent das beste Ergebnis und zieht damit eine wachsende Wählergruppe an, während Linke und SPD schwere Verluste erlitten und gleichzeitig der allgemeine Frust in der Stadt über sinkende Lebensqualität und politische Missstände thematisiert wird.

Bei den jüngsten Thüringer Landtagswahlen hat das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) für Aufsehen gesorgt. Die Partei hat mit einem Plus von 15,8 Prozent eine beachtliche Wählerresonanz erreicht und stellt nun die drittstärkste Fraktion im Landesparlament. Besonders bemerkenswert ist, dass sie in ihrem Wahlkreis 021 Suhl/Schmalkalden-Meiningen IV sogar mit 19,8 Prozent das beste Ergebnis im ganzen Land erzielt hat.

Damit wird die BSW zu einem zentralen Akteur in der zukünftigen politischen Landschaft Thüringens, vor allem, wenn man die AfD aus der Regierungsbildung heraushalten möchte. Dies stellt eine klare Abkehr von den traditionellen Parteien dar, was viele Wähler in der Region anspricht.

Frust und Verzweiflung in Suhl

Doch trotz des Wahltriumphes spiegelt sich in Suhl ein tief sitzender Frust wider. Bei einem Gespräch auf einer Parkbank äußert ein älterer Mann seine Resignation: „Ich will nichts mehr hören und sehen“. Solche Äußerungen zeigen, wie belastend die vergangenen Jahren für viele Menschen hier waren. Die Stadt hat in den letzten Jahrzehnten viele ihrer einst blühenden Unternehmen verloren; alte Bekannte wie das Elektrogerätewerk Suhl sind pleite gegangen oder nur noch Schatten ihrer selbst.

„Ringsum ist alles zusammengebrochen und die Jugend ist gegangen“, sagt Bernd Zeuner, ein Unterstützer des BSW. Von 56.000 Einwohnern im Jahr 1990 blieb Suhl bis 2017 nur noch eine Einwohnerzahl von 35.000. Dennoch finden sich in der Stadt auch Anzeichen von Leben, wie ein neues Einkaufszentrum und regelmäßige Wochenmärkte, die das soziale Miteinander fördern.

Der Rückgang der Bevölkerung hat seinen emotionalen Tribut gefordert, und viele glauben nicht mehr an eine positive Wendung. „Die Leute hatten unter Merkel noch eine Perspektive“, sagt Zeuner und zeigt damit auf das zerrüttete Vertrauen in die Politik. Themen wie Inflation und internationale Konflikte verstärken die Sorgen der Menschen.

Die Suche nach Alternativen

In der politischen Diskussion fallen häufig kritische Fragen zu den Entscheidungen der aktuellen Regierung. „Wieso setzen wir auf Kohle statt die Atomkraft zu nutzen?“, wird gefragt. Solche Dilemmata sorgen für Verwirrung und Unverständnis. Dies ist besonders besorgniserregend, wenn die soziale Stabilität der Region auf dem Spiel steht. „Ich sehe keine Lösungen“, äußert Oliver Mörstedt, einer der jüngeren Stimmen in der Stadt. Viele fühlen sich von den etablierten Parteien nicht mehr vertreten und erhoffen sich durch das BSW eine Art frischen Wind.

Eine ältere Frau bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen doch mal frisches Blut“. Diese Aussage unterstreicht den Wunsch nach Veränderungen in der politischen Kultur. Auch Steffi Eschrich, die selbst ohne politische Vorerfahrung für das BSW kandidierte, hat auf Anhieb 18,9 Prozent der Stimmen gewonnen und damit das dritthöchste Ergebnis für die Partei erreicht. Ihre Motivation, sich politisch zu engagieren, speist sich aus einem Gefühl der Dringlichkeit, das viele teilen.

„Es ist die Summe der ungelösten Probleme“, sagt sie und betont, dass die Kriege und Krisen von heute das Entscheidende für diese Wahlen waren. Sahra Wagenknechts Bekanntheit habe es ihr erleichtert, Wähler zu mobilisieren.

Trotz der Erfolge sieht Eschrich die Notwendigkeit, die Stimmen der Menschen weiter zu gewinnen und zu zeigen, dass das BSW eine ernstzunehmende Alternative zur AfD darstellt. „Es gibt wirklich nichts Deckungsgleiches“, erklärt sie und hebt hervor, dass ihre politischen Positionen sich deutlich von denen der rechtsextremen Partei unterscheiden.

Die BSW wird in Suhl und darüber hinaus als eine Art politisches Vakuum angesehen, das Menschen anspricht, die von den klassischen Parteien enttäuscht sind und die AfD als zu extrem empfinden. Eschrich zeigt sich kämpferisch: „Es liegt an uns, das besser zu machen“, und bleibt optimistisch, dass ihre Arbeit im BSW konkrete Verbesserungen für die Menschen in Thüringen mit sich bringen wird.

Die Herausforderung bleibt jedoch groß. Existenzängste, die durch die Regierungspolitik geschürt wurden, geben der AfD in der Region Auftrieb, und Unternehmen könnten abwandern, wenn die politischen Unsicherheiten weiter bestehen bleiben. Die kommenden Monate könnten entscheidend sein für die Frage, ob das BSW seine Wählerbasis festigen und ausbauen kann, während die Bevölkerung in Suhl und in ganz Thüringen nach Stabilität und Perspektiven sucht.

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