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Politisches Chaos in Thailand: Srettha Thavisin wird überraschend abgesetzt

Bangkok (dpa) - In Thailand hat das Verfassungsgericht Ministerpräsident Srettha Thavisin aufgrund von Vorwürfen rechtswidriger Ernennungen abgesetzt, was das politische Chaos im Land weiter verstärkt und die Bildung einer Übergangsregierung unter Vize-Premier Phumtham Wechayachai zur Folge hat.

In den letzten Monaten hat Thailand erneut turbulente politische Wellen geschlagen, die nicht nur die politische Landschaft, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen des Landes betreffen. Der plötzliche Rücktritt von Ministerpräsident Srettha Thavisin hat viele Bürger an die vergangenen politischen Krisen erinnert.

Das Verfassungsgericht schlägt zu

Am Mittwoch entschied das Verfassungsgericht in Bangkok mit einer knappen Mehrheit von fünf zu vier Stimmen, dass Srettha Thavisin seines Amtes enthoben wird. Diese Entscheidung fiel im Zusammenhang mit einer Klage, die von Dutzenden Senatoren eingereicht worden war, und sorgte für Überraschung und Aufregung im ganzen Land. Der Ministerpräsident war nicht persönlich anwesend, um das Urteil zu hören, sondern hatte andere Termine wahrgenommen, was viele Beobachter als Zeichen seiner Unvorbereitetheit werten.

Der Kontext der Ernennung

Das Gericht stellte fest, dass Srettha gegen ethische Vorschriften verstoßen habe, indem er Pichit Chuenban zum Minister ernannte, obwohl dieser vorbestraft ist. Pichit wurde vor 15 Jahren in einem Bestechungsskandal verurteilt, was Fragen zur Integrität der Regierung aufwirft. Srettha verteidigte sich, indem er erklärte, dass er Rechtsberatung eingeholt habe, wodurch die Ernennung rechtmäßig gewesen sei.

Die Reaktion der Bevölkerung

Die Unzufriedenheit unter der Bevölkerung war vor Sretthas Absetzung bereits spürbar. Eine Umfrage aus dem Juni dieses Jahres zeigte, dass viele Thais mit der Leistung seiner Regierung unzufrieden waren – ein Zeichen für die fragilen öffentlichen Meinungen in Zeiten politischer Unsicherheit. Die schwache wirtschaftliche Lage und die zunehmend belastende Schuldenlast privater Haushalte waren zentrale Themen. Diese Faktoren legen nahe, dass die Absetzung des Ministerpräsidenten möglicherweise auch aus einer breiteren Unzufriedenheit mit dem politischen System resultiert.

Zukünftige Perspektiven

Nach dem Rücktritt von Srettha wird nun eine Übergangsregierung gebildet, unter der Führung von Vize-Premier Phumtham Wechayachai. In naher Zukunft ist es entscheidend, dass das Parlament einen neuen Ministerpräsidenten wählt. In den Medien kursieren bereits Namen wie Anutin Charnvirakul, der Gesundheitsminister ist, oder Paetongtarn Shinawatra, Tochter des früheren Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Diese Situation spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen das Land seit Monaten konfrontiert ist.

Ein historischer Rückblick

Die politischen Unruhen in Thailand sind nicht neu. In den letzten Jahrzehnten kam es immer wieder zu Staatsstreichen und Militärregierungen. Diese wiederkehrenden Krisen haben nicht nur die politischen Strukturen, sondern auch das Vertrauen der Bürger in die Demokratie untergraben. Der jüngste Fall betrifft die progressive Move Forward-Partei, die trotz eines klaren Wahlgewinns im Mai 2023 nicht an die Macht gelangen konnte. Ihr ehemaliger Spitzenkandidat Pita Limjaroenrat und führende Mitglieder sind durch eine gerichtliche Entscheidung für zehn Jahre von politischen Ämtern ausgeschlossen worden.

Warum bleibt die Situation kritisch?

Die bevorstehenden Herausforderungen für Thailand erfordern nicht nur eine neue Regierung, sondern auch ein Umdenken in der politischen Ansprache und den Führungsstilen. Der Umstand, dass die Regierung nicht mehr das Vertrauen der Bevölkerung genießt, könnte gravierende Auswirkungen auf die politische Stabilität des Landes haben. Die kommenden Wochen werden zeigen, inwiefern die neuen politischen Strukturen eine nachhaltige Lösung für die drängenden Probleme des Landes bieten können.

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