Starmers schwieriger Start: Kommentar von Peter Stäuber zu den Wahlen in Großbritannien
Die gestrigen Wahlen in Großbritannien haben einen historischen Sieg für die Labour-Partei gebracht, der in der britischen Presse als „monumental“ bezeichnet wird. Nach 14 Jahren wurden die Tories abgestraft und die Opposition mit einem einzigartigen Erfolg belohnt.
Dieser Triumph ist nicht ohne Grund. Die Sparpolitik der Tories hat im Land solche Verheerungen angerichtet, dass ärmeren Briten heute eine schlechtere Gesundheit und eine kürzere Lebenserwartung haben als zuvor. Hinzu kommt der Brexit, der Großbritannien international isoliert und das Wirtschaftswachstum gebremst hat. Auch die zunehmend rechtspopulistischen Züge der Tory-Partei, die mit Korruption und Regelbrüchen einhergehen, haben eine Rolle gespielt. Premierminister Boris Johnson mag unterhaltsam, aber inkompetent sein, während Liz Truss nur als inkompetent gilt.
Im Vergleich zur erstarkenden rechtsextremen Bewegung auf dem europäischen Kontinent sendet Großbritannien mit dieser Wahl ein wichtiges Signal aus. Eine Annäherung an Europa wird erwartet, zumindest was den Tonfall betrifft.
Die neue Regierung steht vor einer enormen Aufgabe. Der deutliche Wunsch nach Veränderung, den Wähler mit ihrer Abfuhr an die Tories vermittelt haben, muss nun erfüllt werden. Sollte Labour diese Hoffnung enttäuschen und die Lebensumstände der Briten nicht bald verbessern, könnten Kräfte im Land dies ausnutzen. Die Partei des Europafeindes Nigel Farage, Reform UK, hat bei der Wahl immerhin 14 Prozent erreicht. Auch die Briten sind anfällig für rechten Populismus und es ist entscheidend, diese Tendenzen zu bekämpfen.
Die Wahlen in Großbritannien haben gezeigt, dass die Bevölkerung eine klare Veränderung möchte. Es liegt nun in den Händen der neuen Regierung, die Erwartungen zu erfüllen und das Vertrauen der Wähler zu gewinnen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob dieser historische Sieg der Labour-Partei nachhaltige Veränderungen für das Land mit sich bringt.
– NAG