Royce White, einst ein aufstrebender Basketballstar, hat einen ungewöhnlichen Weg in die Politik eingeschlagen und dabei Unterstützung von den extremen Rändern der Rechten gefunden. Seine jüngste Errungenschaft war der Gewinn der republikanischen Vorwahl in Minnesota mit 38,5% der Stimmen in einem Feld von acht Kandidaten. Trotz dieses Erfolges bleibt der Einzug in den US-Senat eine große Herausforderung, vor allem angesichts seiner Mitbewerberin, der amtierenden demokratischen Senatorin Amy Klobuchar.
White, ursprünglich aus Minnesota, wurde bereits in der High School durch seine sportlichen Leistungen bekannt, nachdem er zwei Landesmeisterschaften mit seinem Team gewann. In der College-Basketballszene machte er auf sich aufmerksam, insbesondere an der Iowa State University. 2012 wurde er trotz seiner Flugangst von den Houston Rockets gedraftet. Doch diese Angst hinderte seine Karriere, und er absolvierte nur drei Spiele in der NBA, bevor er eine kurzlebige Laufbahn im Mixed Martial Arts und in der von Ice Cube mitbegründeten 3-gegen-3-Basketballliga Big3 begann.
Von der NBA in die Politik
Seine Offenheit bezüglich seiner psychischen Probleme, insbesondere seiner Angststörung, verschaffte ihm eine breite Plattform. Nach dem Mord an George Floyd im Jahr 2020, der sich in seiner Heimat abspielte, führte White Proteste an, die er von der Black Lives Matter-Bewegung trennte. Doch seine politischen Ansichten haben sich seither zunehmend nach rechts verschoben, was ihn zu einer umstrittenen Figur machte.
White ist ein häufiger Gast im Podcast „War Room“ von Steve Bannon, dem ehemaligen Chefstrategen von Donald Trump. Manchmal übernahm er sogar Bannon’s Gastgeberrolle, während dieser wegen Missachtung des Kongresses im Gefängnis saß. 2022 versuchte White vergeblich, die progressiv-demokratische Abgeordnete Ilhan Omar im Rennen um einen Sitz im US-Repräsentantenhaus zu herauszufordern und scheiterte bereits in den republikanischen Vorwahlen.
Kontroversen und Kritik
Während seiner Spielzeit in der Big3-Liga schrieb er politische Slogans auf seine kahle Kopfhaut, einschließlich „United States of the Federal Reserve“, „Deep State“ und „Alex Jones was right“. Seine Kampagnen-Website enthält derzeit eine Unterstützung des Verschwörungstheoretikers Alex Jones. White wurde auch beschuldigt, mehr als 150.000 Dollar an Kampagnengeldern für persönliche Ausgaben verwendet zu haben, darunter Fitnessstudio-Gebühren und Rechnungen in einem Stripclub.
Seine Äußerungen haben vielfach Anstoß erregt. Er wiederholte Verschwörungstheorien über die Corona-Pandemie und „jüdische Eliten“ und äußerte, dass „Frauen zu laut geworden seien“. Dies führte zu einer Gegenreaktion, auch innerhalb der Republikanischen Partei. Die Republikanische Jüdische Koalition bezeichnete ihn als antisemitisch und sprach sich gegen ihn aus. White selbst beschuldigte seine Kritiker, sie lebten in einem „weißen, liberalen Elfenbeinturm“ und griffen ihn wegen seiner konservativen Werte an.
Seine Kampagne – mit der die BBC Kontakt aufnahm – hat eine ausführliche Zurückweisung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe veröffentlicht. Darin behauptet er, dass er den Großteil seiner Kampagnenmittel vollständig nachweisen kann und dass die Anschuldigungen des Antisemitismus unbegründet seien.
Ein unwahrscheinlicher Sieg
Anfang des Jahres galten White’s Chancen, die republikanische Nominierung für den Senat zu gewinnen, als gering. Sein Hauptkonkurrent war Joe Fraser, ein Veteran und Geschäftsmann. White’s Assoziationen mit Bannon und seine umstrittenen Aussagen sorgten jedoch für einen regelrechten Enthusiasmus unter den Anti-Establishment-Anhängern der Republikaner, was ihm im Mai die Unterstützung der Staatspartei einbrachte.
Nach seiner überraschenden Nominierung äußerte sich White zuversichtlich: „Ich bin entschlossen, die Basis zu erweitern, enttäuschte Demokraten ins Boot zu holen und alle Konservativen in Minnesota zu vereinen.“ Dennoch stehen die Chancen, die bei den Wählern populäre Amy Klobuchar zu schlagen, schlecht. Sie gewann ihre letzte Wiederwahl mit über 60% der Stimmen.
Die Demokratische Partei des Staates bezeichnete White als „extrem rechts“. Der Politikwissenschaftler Larry Jacobs von der University of Minnesota gibt White „keine Chance“, in den Senat einzuziehen. Ihm zufolge ist dieser Wahlkampf ein weiteres Indiz dafür, wie sehr die Republikanische Partei nun von Donald Trump und der Maga-Bewegung dominiert wird. „Manchmal konnte Trump Kandidaten unterstützen, die erfolgreich waren,“ sagt Jacobs und verweist auf den Sieg von JD Vance im Senatsrennen in Ohio 2022. „Aber es gibt auch viele Kandidaten, die sehr schwach sind und diesen Moment des rechten Chaos ausnutzen.“