Aufstieg mit autoritärer Führung / Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Ruanda
Am 15. Juli finden in Ruanda Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Obwohl es zwei Gegenkandidaten gibt, wird erwartet, dass Präsident Paul Kagame von der Rwandan Patriotic Front (RPF), der seit dem Jahr 2000 regiert, für eine weitere Amtszeit bis zum Jahr 2029 gewählt wird. Der politische Fortschritt und die Stabilität des Landes haben dazu geführt, dass Ruanda sich erfolgreich als Eintrittsmarkt für ausländische Unternehmen in Afrika etabliert hat. Der Erfolg ruht jedoch auf einer autoritären Führung, die mit Menschenrechtsverletzungen und Demokratieabbau einhergeht.
Die Regierung unter Kagame hat die wirtschaftlichen Bedingungen im Land deutlich verbessert, was besonders für ausländische Unternehmen attraktiv ist. Die Korruption spielt kaum noch eine Rolle und die staatlichen Stellen unterstützen Investoren aktiv. Diese Vorteile kompensieren teilweise die Nachteile, wie die geringe Marktgröße und die abgelegene Lage in der Binnenregion. Deutsche Unternehmen haben bereits begonnen, in Ruanda Fuß zu fassen. Der Impfstoffproduzent BioNTech hat bereits einen Produktionsstandort in Kigali eröffnet und auch andere deutsche Unternehmen wie VW mit einem Montagewerk und IT-Dienstleister haben Interesse gezeigt. Deutsche Exporteure bedienen den ruandischen Markt entweder direkt aus Deutschland oder über ihre Vertriebsniederlassungen in Nairobi, wo viele deutsche Unternehmen für Ostafrika ansässig sind.
Obwohl das erwartete Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Ruanda etwas abflacht, bleibt es dennoch hoch. Die Economist Intelligence Unit (EIU) prognostiziert ein BIP-Wachstum von 7 Prozent für das Jahr 2024, während die Afrikanische Entwicklungsbank mit einer Wachstumsrate von 6,7 Prozent kaum darunter liegt.
Ruanda bietet deutschen Unternehmen vielfältige Geschäftsmöglichkeiten, trotz des kleinen Marktes und des fehlenden Zugangs zum Hafen. Bauvorhaben in den Bereichen Energie, Transport, Wasser und sozialer Wohnungsbau eröffnen Export- und Beratungsmöglichkeiten. Es gibt eine hohe Nachfrage nach Baumaschinen, Baustoffen, Ingenieurdienstleistungen und Bauaufsicht. Zudem will Ruanda die Nahrungsmittelproduktion für die schnell wachsende Bevölkerung steigern, was Chancen für Lieferanten von Düngemitteln, Agrochemie und Landmaschinen bietet. Der Tourismussektor wird ebenfalls einen positiven Beitrag zur Wirtschaft leisten, insbesondere als Konferenzstandort hat Kigali bereits internationale Aufmerksamkeit erregt.
Die politische Stabilität und der wirtschaftliche Aufschwung in Ruanda sind nicht ohne Kritik. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch werfen der Regierung Menschenrechtsverletzungen und Demokratieabbau vor. Die repressive Politik wird von vielen als notwendige Maßnahme angesehen, um die traumatischen Erfahrungen des Genozids von 1994 zu bewältigen. Trotzdem ist es wichtig, sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte dieser autoritären Führung zu betrachten.
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– NAG