Umdenken in der Baukultur gefordert: Abriss des Saarbrücker Finanzamts sorgt für Kontroverse
Der geplante Abriss des Saarbrücker Finanzamts sorgt für heftige Diskussionen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat in einem Offenen Brief die Landesregierung aufgefordert, den Abriss zu stoppen. Stiftungsvorstand Steffen Skudelny bezeichnete das Vorhaben als „schlichten Wahnsinn“, weil anstelle des historischen Gebäudes ein neuer Bürokomplex entstehen soll. Vor dem Hintergrund von Ressourcenknappheit und Klimawandel sei es an der Zeit, eine kluge Lösung für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes zu finden und somit ein Zeichen für eine zukunftsweisende Baukultur zu setzen.
Diesem Appell haben sich verschiedene Verbände und Vereine angeschlossen, darunter der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten im Saarland, die Schule für Architektur an der HTW des Saarlandes und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Saarbrücken. Sie fordern ein Umdenken in Bezug auf die Bauvorhaben und betonen die Wichtigkeit des Erhalts historischer Bausubstanz.
Unklare Entscheidungsprozesse und fehlende Transparenz
Der Abriss des Finanzamts wurde vergangene Woche vom Kulturministerium genehmigt. Diese Entscheidung stieß jedoch auf Kritik, da das eigentlich zuständige Landesdenkmalamt nicht in den Prozess eingebunden wurde. Der Landesdenkmalrat warnte vor einem Präzedenzfall und mahnte eine transparente Entscheidungsfindung an.
Die Landesregierung begründete den Abriss mit der Unwirtschaftlichkeit einer Sanierung. Die Stiftung Denkmalschutz fordert jedoch vehement die Offenlegung der Gutachten, die zu dieser Entscheidung geführt haben sollen. Falls diese nicht existieren, müssten sie dringend erstellt werden, um die Tragweite der Entscheidung zu überprüfen.
Bürgerinnen und Bürger wünschen sich bezahlbaren Wohnraum
Die Pläne für einen Neubau mit Büros stoßen auch bei den Einwohnerinnen und Einwohnern auf Widerstand. Eine Umfrage unter SR-Info-Nutzerinnen und -Nutzern ergab, dass sie sich statt eines Bürokomplexes bezahlbaren Wohnraum wünschen. Alternative Vorschläge wie Sozialwohnungen, ein Studierendenwohnheim oder eine Senioreneinrichtung fanden breite Zustimmung.
Der Fall des Saarbrücker Finanzamts verdeutlicht die anhaltenden Spannungen zwischen dem Bedarf an modernen Gebäuden und dem Erhalt historischer Bausubstanz. Die Debatte um den Abriss wirft Fragen nach der Nachhaltigkeit und Verantwortung im Umgang mit unserem baulichen Erbe auf.
– NAG