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Zivilcourage im Mauerpark: Workshop gegen Jugendgewalt in Berlin

"Der als Partypark bekannte Berliner Mauerpark wird zunehmend Schauplatz von Jugendgruppengewalt, weshalb Chaska Stern, Experte für Zivilcourage, in einem Workshop am 30. August präventive Maßnahmen vermitteln wird, um die Lage zu deeskalieren und das Gewaltproblem zu bekämpfen."

Der Berliner Mauerpark, international als beliebter Partypark bekannt, steht zunehmend im Fokus der Behörden. Mit der steigenden Gewalt unter Jugendgruppen wird der Park zu einem ernsthaften Problem. Insbesondere in der Polizeistatistik wird er als „Hotspot“ für Gewalttaten unter jugendlichen Gruppen aufgeführt. Hier setzt Chaska Stern an, ehrenamtlicher Sprecherrat des Bundesnetzwerks für Zivilcourage, der durch spezielle Workshops helfen möchte, das Problem anzugehen.

Berliner Mauerpark: Gewalt als ernsthaftes Problem

In seiner Rolle als Experte für Zivilcourage hat Stern bereits in anderen Teilen Berlins, etwa in der Greifswalder Straße, aktiv eingegriffen. Dort wurden Menschen mit rassistischem Hintergrund überfallen, ohne dass Außenstehende halfen. Stern und sein Team verteilten damals ein mobiles „Erste-Hilfe-Zivilcourage-Set“, das unter anderem eine Pfeife und ein Mini-Erste-Hilfe-Set beinhaltete. Nun wird ein ähnliches Konzept für den Mauerpark entwickelt.

Chaska Sterns Engagement im Mauerpark

Stern plant, Jugendlichen im Mauerpark durch einen Kurs beizubringen, wie sie in brenzligen Situationen helfen können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Er kennt den Park seit seiner Jugend und weiß um die nächtliche Präsenz der Polizei. Diese verstärkte Präsenz ist nicht unbegründet: „Der Mauerpark zieht viele Menschen an, und es kann schnell laut und unübersichtlich werden“, sagt Stern. Es wird daher empfohlen, nachts nicht allein durch den Park zu gehen.

Dennoch betont Stern, dass nicht alle Besucher des Parks ein Problem darstellen. „Die Mehrheit der Menschen trifft sich friedlich. Doch es reichen schon wenige, um das gesamte Bild zu verändern“, so Stern. Er sieht die Verrohung der Gesellschaft und die steigende Gewaltbereitschaft mit Sorge.

Anti-Gewalt-Workshop

Am 30. August (14 bis 17.30 Uhr) wird Stern einen kostenlosen Workshop mit dem Titel „Zivilcourage – Ja, ab wann und wie“ im Mauerpark leiten. Hier sollen Jugendliche lernen, in heiklen Situationen sicher und effektiv zu handeln, ohne sich selbst oder andere zu gefährden.

Stern erklärt, dass es wichtig ist, instinktiv zu handeln und die Umgebung im Blick zu behalten, wenn man ein ungutes Gefühl hat. In Konfliktsituationen könne man einschreiten und helfen, sollte aber darauf achten, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Eine Methode, die er empfiehlt, ist der sogenannte „Opferklau“: „Man spricht die Betroffenen an und holt sie aus der Situation heraus, anstatt sich konfrontativ gegen die Aggressoren zu stellen.“

Ein weiterer wichtiger Bestandteil seines Programms ist die Bereitschaft, in gewalttätigen Situationen einzugreifen, ohne dabei den Helden spielen zu wollen. Stern rät dazu, weitere Unterstützung zu organisieren, andere Menschen auf die Situation aufmerksam zu machen oder die Polizei zu rufen. „Eine gute Vorbereitung kann in der Großstadt lebenswichtig sein“, so Stern.

Der Mauerpark zählt auf die Unterstützung von sogenannten Awareness-Teams, die nachts im Park unterwegs sind. Diese Teams agieren ähnlich wie Türsteher in Clubs, sind jedoch eher darauf fokussiert, Betroffenen zu helfen. „Unser Team besteht aus Pädagogen und Sicherheitspersonal, die gemeinsam dafür sorgen, dass niemand allein gelassen wird“, erklärt Stern die Struktur dieser Helferteams.

Verhalten in Konfliktsituationen

Wie verhält man sich am besten, wenn man selbst Opfer einer Aggression wird? Stern betont, dass schnelles Handeln oft der Schlüssel zum Erfolg ist, um eine Eskalation zu verhindern. „Augenkontakt, Körpersprache und eine defensiv-offene Haltung können helfen, die Situation zu deeskalieren“, sagt er. Bei Bedarf könne man laut und deutlich sprechen, um auf sich aufmerksam zu machen oder Hilfe zu rufen.

Abschließend rät Stern Eltern, deren jugendliche Kinder im Mauerpark feiern: „Ermutigen Sie Ihre Kinder, sich bei Gefahr zurückzuziehen und nicht allein zu intervenieren. Eine gute Idee wäre es, immer in der Überzahl zu sein, wenn man eingreifen muss.“ Stern verweist auf Fälle, in denen Menschen bei ungleicher Verteilung schwer verletzt wurden.

Der Mauerpark bleibt ein begehrter Treffpunkt, jedoch ist es entscheidend, dass Besucher auf sich und andere achten, um Gewalt zu vermeiden und ein sichereres Umfeld zu schaffen. Stern und sein Netzwerk setzen sich unermüdlich dafür ein, diese Ziele durch Bildung und aktive Zivilcourage zu erreichen.

Historische Parallelen: Parks als Konflikträume

Das Problem der Gewalt in Parks und öffentlichen Plätzen ist nicht neu. Bereits im 19. Jahrhundert waren Parks in urbanen Gegenden gelegentlich Schauplätze von Gewaltakten und Konflikten. Beispielsweise war der Londoner Hyde Park im 19. Jahrhundert ein Ort, an dem politische Versammlungen oftmals zu Auseinandersetzungen führten.

Ähnlich wie heute im Mauerpark, sammelten sich auch im Hyde Park diverse Gesellschaftsgruppen, was soziale Reibungen beförderte. Während sich die Art der Konflikte und die gesellschaftlichen Hintergründe geändert haben, bleibt die zugrunde liegende Problematik der Enge und sozialen Interaktionen in öffentlichen Bereichen bestehen.

Hintergrundinformationen: Gewaltprävention und Aufklärung

Berliner Bezirke unternehmen seit Jahren Anstrengungen, um die Sicherheit in öffentlichen Parks zu erhöhen. Ein Beispiel ist das Projekt „Stadt und Land gemeinsam gegen Gewalt“, welches Aufklärungsarbeit und lokale Sicherheitskonzepte fördert (Quelle berlin.de).

Der Mauerpark ist besonders durch seine historische Bedeutung und seine Rolle als Treffpunkt für diverse kulturelle Aktivitäten bekannt. Die Zusammensetzung der Besucher ist breit gefächert, was Potenzial für Konflikte bietet. Maßnahmen wie Awareness-Teams und spezielle Notrufnummern sind Teil der kontinuierlichen Bemühungen, die Sicherheit zu erhöhen und präventiv gegen Gewalt vorzugehen.

Politische und soziale Dimensionen

Eine weitere relevante Dimension ist die politische und soziale Zusammensetzung des Bezirks Pankow, zu dem der Mauerpark gehört. Pankow gilt als ein wachsender Bezirk mit hoher Zuwanderung und einer heterogenen Bevölkerungsstruktur. Dies bringt sowohl Vorteile als auch Herausforderungen mit sich, darunter die Integration neuer Bewohner und die damit verbundenen sozialen Spannungen (Quelle berlin.de).

Statistik und Daten: Gewaltentwicklung im Mauerpark

Die Kriminalstatistik der Berliner Polizei zeigt, dass die Zahl der gewaltsamen Vorfälle im Mauerpark in den letzten Jahren teilweise zugenommen hat. Laut einer Statistik der Berliner Polizei wurden im Jahr 2022 mehr als 150 Vorfälle von Körperverletzung und Vandalismus im Bereich des Mauerparks registriert (Quelle berlin.de/polizei).

Diese Daten unterstreichen die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen und gezielten Interventionen, um die Sicherheit und das subjektive Sicherheitsgefühl der Besucher zu verbessern.

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