In der Stadt Gießen wird die Situation rund um den Drogenkonsum zunehmend problematisch. Offenbar sind nicht nur die Drogendelikte auf einem besorgniserregenden Anstieg, sondern auch die Emotionen der Anwohner sind aufgrund der anhaltenden Problematik angerührt. Die Bürgerinitiative vor Ort fordert bereits seit einiger Zeit ein entschiedenes Handeln von Stadt und Polizei.
Der zentrale Kirchenplatz, einst ein Ort der Begegnung, hat sich zu einem Brennpunkt für Drogenkonsum und immer wiederkehrenden gewalttätigen Auseinandersetzungen entwickelt. Wie Anwohner berichten, weht über dem Platz ein unangenehmes Geruchsgemisch, das von Urin, Cannabis und alten Zigaretten herrührt. Auch der Müll, welcher entlang der Bänke zu finden ist, belastet die Nachbarn, die sich um ihre Wohnqualität sorgen.
Steigende Drogendelikte und ein unbehagliches Umfeld
Die Zahlen bezüglich Drogendelikten im Kreis Gießen zeigen einen starken Anstieg. Während der hessenweite Anstieg in den letzten zehn Jahren bei etwa 29 Prozent liegt, beträgt dieser im Kreis Gießen sagenhafte 78 Prozent. In Städten wie Marburg-Biedenkopf verdoppelt sich die Zahl der Delikte sogar. Anwohner bemerken zudem, dass die Aggressivität unter den Konsumenten zunimmt, was weitere Angst und Unbehagen schafft. Ein Friseur berichtet von seinen Angestellten, die morgens über schlafende Menschen vor dem Geschäft treten müssen.
Die Präsenz der Polizei ist zwar spürbar, dennoch überzeugt sie die Anwohner nicht. Polizeisprecher Pierre Gath betont, dass die Polizei die Problematik ernst nehme und regelmäßige Kontrollen durchführe, häufig auch in Zivil. Doch scheint der Druck auf die Dealer nicht ausreicht, um die Situation zu beruhigen. Besonders alarmierend ist das Auftauchen von Crack, einer Droge, die extrem schnell abhängig macht.
Gründe für den Anstieg des Drogenkonsums
Das Landeskriminalamt (LKA) nennt einerseits verstärkten gesellschaftlichen Druck und psychische Belastungen als mögliche Gründe für die Zunahme des Drogenkonsums unter der Bevölkerung, insbesondere bei jungen Menschen. Andererseits tragen neue, oft günstigere psychoaktive Substanzen zur Verschärfung der Lage bei. Zudem könnte eine höhere Zahl an Polizeikontrollen auch zur Erhöhung der registrierten Straftaten führen, was die aufmerksame Präsenz der Ordnungshüter unterstreicht.
Anwohnerin Petra Hartmann beschreibt die unhaltbaren Zustände: „Vor unseren Augen wird hier ganz offen alles Mögliche gehandelt und konsumiert.“ Eine ständige Geruchsbelästigung kombiniert mit Lärm und Schmutz nagt an der Lebensqualität der Anwohner. In den letzten Monaten sei der Drang nach mehr Überwachung und Kontrolle durch Stadt und Polizei immer lauter geworden. Hartmann ist skeptisch, ob die geplanten Bauarbeiten am Kirchenplatz eine echte Verbesserung in der Situation bringen werden.
Trotz der zahlreich geäußerten Bedenken über die aktuelle Situation verweigert die Stadt die Einführung von Schildern zur Bekämpfung der Vermüllung, wie in einigen anderen Städten praktiziert. Ein Weg, der laut Anwohnern in Frankfurt bereits positive Effekte zeigte. Während die Behörden sich um eine Waffenverbotszone und weitere Kontrollen bemühen, bleibt die Frage, ob dies alles ausreichen wird, um die Herausforderungen im Umgang mit der Drogenproblematik in Gießen zu bewältigen. Die Menschen wünschen sich mehr als nur oberflächliche Maßnahmen; sie verlangen Sicherheit und Ordnung in ihrem eigenen Stadtviertel.