In den letzten Wochen ist in der Region Berchtesgaden eine besorgniserregende Zunahme illegaler Autorennen beobachtet worden. Innerhalb von nur zwei Wochen hat die Polizei in mehreren Vorfällen gegen die Regeln des Straßenverkehrs verstoßen, was viele Fragen aufwirft. Sind diese Rennen wirklich im Anstieg begriffen? Wer sind die Fahrer, und was unternimmt die Polizei, um dem entgegenzuwirken?
Am 18. August ereignete sich am Thumsee ein unerlaubtes Rennen zwischen zwei Fahrzeugen, einem BMW und einem VW. Trotz einer bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzung und der Markierung einer durchgezogenen Linie setzten sich die Fahrer rücksichtslos über diese Regeln hinweg. Die beiden Fahrer, ein 24-jähriger aus Reichenhall und ein 25-jähriger Kroate, wurden von der Polizei gestellt, während sie sich nach ihrem „Rennen“ mit Alkohol erfrischten. Beide Fahrer mussten anschließend ihre Führerscheine abgeben und sehen nun einem Verfahren wegen autorisierter Rennen und Trunkenheit am Steuer entgegen.
Die Statistiken sprechen eine klare Sprache
Das beeindruckendste Detail ist jedoch die Statistik hinter diesen Vorfällen. So berichtete das Polizeipräsidium Oberbayern Süd, dass in diesem Jahr bis zum 4. September bereits 69 Strafanzeigen wegen illegaler Autorennen im Bereich eingereicht wurden. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es 77 Fälle, was darauf hindeutet, dass es keinen dramatischen Anstieg gibt, aber die Zahlen im Vergleich zu 2018 fast verdoppelt worden sind. Damals wurden nur 34 solche Vorfälle registriert. Die Regelung zur Bestrafung illegaler Rennen wurde erst 2017 eingeführt, was ein Hinweis darauf ist, dass solche Vergehen in den letzten Jahren verstärkt bestraft werden.
Zusätzlich zu den Autorennen wurde am 25. August auf der Roßfeld-Panoramastraße ein Mountaincart-Rennen beobachtet, bei dem mehrere junge Männer verletzt wurden. Auch hier kam deutlich Alkohol ins Spiel, weshalb ein Ermittlungsverfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs eingeleitet wurde. Am 1. September fand ein weiteres Rennen zwischen BMW-Fahrzeugen und einem Motorrad statt, bei dem die Fahrer mit rücksichtsloser Geschwindigkeit anderen Verkehrsteilnehmern überholten. Auch sie erwarten nun rechtliche Konsequenzen.
Die Profile der Fahrer
Ein gemeinsames Merkmal der Fahrer in diesen Vorfällen ist, dass sie häufig jung, männlich und im Besitz leistungsstarker Fahrzeuge sind. Verkehrspsychologen analysieren dieses Verhalten und kommen zu dem Schluss, dass mangelndes Selbstwertgefühl, Stressabbau und das Bedürfnis, Grenzen auszutesten, die treibenden Kräfte für das Fahren bei hoher Geschwindigkeit sind. Oft fehlt den Fahrern zudem die Erkenntnis über die potenziellen Gefahren und Konsequenzen ihres Handelns.
Ein weiterer auffälliger Aspekt ist, dass diese illegalen Rennen meist sehr spontan und ohne größere organisatorische Vorkehrungen entstehen. Dies geschieht häufig im Kontext eines Aufeinandertreffens im Straßenverkehr. Die Polizei stellt zudem fest, dass es keine eindeutigen Hotspots für diese Rennen gibt; vielmehr sind sie über das ganze Gebiet des Polizeipräsidiums verteilt.
Um dem problematischen Trend entgegenzuwirken, führt die Polizei verstärkte Kontrollen durch. Im Rahmen eines Verkehrssicherheitskonzepts werden gezielte Überwachungsmaßnahmen an beliebten Strecken wie dem Roßfeld, Sudelfeld und Sylvenstein durchgeführt. Ziel dieser Kontrollen ist es, gefährliches Fahrerisches Verhalten wirksam zu unterbinden und die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen.
Zusätzlich wird im Rahmen des Verkehrssicherheitsprogramms „Bayern mobil – sicher ans Ziel“ weiter auf Präventionsarbeit gesetzt, um aggressives Fahrverhalten zu bekämpfen und die Gesellschaft für die Risiken illegaler Rennen zu sensibilisieren. Das Polizeipräsidium hat betont, dass es weiterhin aktiv gegen solche gefährlichen Praktiken vorgehen wird, um sowohl die Sicherheit der Fahrer als auch der anderen Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.