Im Harz hat die Polizei am vergangenen Dienstag ein geplantes Ritualfeuer der „Rainbow Family“ verhindert. Bei einem Großaufgebot von Einsatzkräften wurde verhindert, dass die Teilnehmer in der Vollmondnacht ein Feuer entzünden, das sie als Höhepunkt ihres „Rainbow Gatherings“ betrachteten. Laut dem Einsatzleiter verlief der Einsatz insgesamt friedlich, obwohl ein Mitglied der Gruppe einen Beamten attackierte. Es gab Anzeichen dafür, dass die Teilnehmer auch ohne die Polizei das Feuer entzündet hätten, da bereits eine große Menge Holz vorbereitet war.
Die „Rainbow Family“, die sich aus Hippies und alternativen Lebensstilen zusammensetzt, hat sich in den letzten Wochen im Landschaftsschutzgebiet zwischen Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld niedergelassen. Ursprünglich wollten etwa 2.000 Menschen an einem „Rainbow Gathering“ im Malliehagental bei Uslar teilnehmen, doch mussten sie aufgrund einer fehlenden Genehmigung auf das aktuelle Gebiet ausweichen. Der Landkreis Göttingen hatte bereits eine Allgemeinverfügung erlassen, die den Eingang zur Wiese in Uslar vom 14. bis 20. August sperrte. Nun plant die Gruppe, bis Anfang September in der neuen Umgebung zu bleiben.
Behörden setzen auf tägliche Beobachtungen
Die Behörden zeigen sich in Bezug auf das Camp zunächst um Verhältnismäßigkeit bemüht. Laut Marlies Dornieden, Dezernentin für Sicherheit und Ordnung des Landkreises Göttingen, gibt es derzeit keine Pläne, das Camp zu räumen. Die Zeltlager sind in dem unwegsamen Gelände weit verstreut, was einen umfassenden Räumungs-Einsatz enorm erschweren würde. Stattdessen haben die Behörden beschlossen, die Situation täglich zu bewerten und den Einsatz von Drohnen zur Überwachung einzusetzen. Sie könnten bei sich abzeichnender Gefahr eingreifen. Auch sollen nach wie vor Zelte beschlagnahmt und Fahrzeuge abgeschleppt werden.
Trotz der Herausforderungen stellt die „Rainbow Family“ klar, dass sie gewaltfrei bleiben will. Ein Teilnehmer äußerte, man wolle die Polizei nicht stören und habe diesen sogar Lieder gesungen, um die Beamten zu besänftigen. Dennoch hält die Polizei fest, dass die Anweisungen von den Campern nicht befolgt werden. Laut dem Erlass, der am Dienstagmittag bekannt wurde, soll das Aufenthaltsverbot im Landschaftsschutzgebiet um voraussichtlich eine weitere Woche verlängert werden.
Einschränkungen für Journalisten
Ein weiterer Aspekt, der die Situation kompliziert macht, ist die Berichterstattung über die Geschehnisse. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in Niedersachsen hat die Behörden kritisiert, weil Journalisten während des Einsatzes kein Zugang zum Lager gewährt wurde. Dies wurde damit gerechtfertigt, dass die Sicherheit der Berichterstatter hinsichtlich der Brandgefahr im Wald gewährleistet werden müsse. Die Dezernentin Dornieden betonte jedoch, dass die Pressefreiheit respektiert werden solle und Journalisten in Zukunft eine Genehmigung für den Zugang erhalten könnten, abhängig von den bestehenden Gefahren.
Die Suche nach einem geeigneten Standort für das „Rainbow Gathering“ war für die Landkreise Göttingen und Goslar keine einfache Angelegenheit. Trotz intensiver Bemühungen, alternative Orte zu finden, blieb die Suche erfolglos. Wenn die Organisation im Voraus von dem Treffen informiert worden wäre, hätten sie möglicherweise geeignete Optionen bereitstellen können.
Die „Rainbow Family“ ist bekannt für ihre naturverbundene Lebensweise und hat versichert, dass sie den Platz nach Beendigung des Gatherings sauber hinterlassen werde. Der Aspekt der Umweltgestaltung wird von den Teilnehmern hochgehalten, und viele von ihnen legen großen Wert darauf, nach ihren Treffen alles aufzuräumen.
Einblick in die aktuelle Situation
Die Dynamik zwischen den Teilnehmern der „Rainbow Family“ und den Behörden im Harz gestaltet sich weiterhin spannend. Während die Polizei weiterhin auf ein friedliches Campen im Schutzgebiet hofft, bleibt abzuwarten, wie die Situation in den kommenden Wochen verlaufen wird. Mit der ständigen Überwachung und der Möglichkeit der Räumung wird der Druck auf beide Seiten voraussichtlich gastronomisch bleiben, wenn nicht sogar zunehmen. Es bleibt zu hoffen, dass ein Dialog und Verständnis zwischen den Hippies und den Behörden entsteht, um mögliche Konflikte in der Zukunft zu vermeiden und möglicherweise sogar alternative Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen beider Seiten gerecht werden.
Demografische und kulturelle Aspekte der Rainbow Family
Die „Rainbow Family“ ist eine internationale, informelle Versammlung von Menschen, die eine Friedensvision und eine Lebensweise fördern, die im Einklang mit der Natur stehen. Historisch gesehen entstand diese Bewegung in den frühen 1970er Jahren in den USA als Antwort auf die gesellschaftlichen Umwälzungen und den Wunsch nach alternativen Lebensstilen. Heute zieht die Rainbow Family eine diverse Gruppe von Menschen an, darunter Künstler, Umweltschützer und spirituell Suchende. Bei den jährlichen Treffen, den sogenannten „Rainbow Gatherings“, kommen Teilnehmer aus aller Welt zusammen, um miteinander zu campen, zu meditieren, zu musizieren und Workshops anzubieten.
Ein wichtiger Aspekt dieser Gruppe ist ihre Betonung auf Gemeinschaft, Teilen und Konsens. Entscheidungen werden oft durch Diskussionen und Abstimmungen innerhalb der Gruppe getroffen. Die sozialen Strukturen basieren weitgehend auf Freiwilligkeit und gegenseitiger Unterstützung, was die Zusammenkunft zu einem besonderen Erlebnis macht. Allerdings stehen sie häufig in Konflikt mit lokalen Behörden, wenn es um Genehmigungen und Nutzungsbedingungen von öffentlichen Flächen geht.
Politische Reaktionen und rechtliche Rahmenbedingungen
Die Reaktion der lokalen Behörden auf das Treffen im Harz spiegelt eine breitere Diskussion über die Balance zwischen öffentlichem Ordnungsschutz und dem Recht auf Versammlungsfreiheit wider. In Deutschland sind Versammlungen durch das Grundgesetz geschützt, die jedoch unter bestimmten Umständen wie etwa Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Umweltbeschädigung eingeschränkt werden können. Die Behörden der Landkreise Göttingen und Goslar argumentieren, dass das Versammlungsverbot notwendig sei, um Waldbrände zu verhindern und um den Naturschutz aufrechtzuerhalten.
In dieser speziellen Situation verweist Marlies Dornieden darauf, dass im Vorfeld der Versammlung keine Genehmigung eingeholt wurde, was die rechtlichen Grundlagen für die Maßnahmen der Behörden stärkt. Zudem könnte diese Lage eine Möglichkeit für eine Überprüfung und Anpassung der gesetzlichen Regelungen für ähnliche zukünftige Veranstaltungen bieten, insbesondere hinsichtlich der Bewertung von Naturschutz und öffentlicher Sicherheit im Kontext von Versammlungsrechten.
Ökologische Überlegungen und Umweltbewusstsein
Die Rainbow Family hat sich dem Umweltschutz verschrieben und verfolgt Prinzipien des nachhaltigen Lebensstils. In ihren Versammlungen wird großer Wert auf Müllvermeidung und die Erhaltung der natürlichen Umgebung gelegt. Die Teilnehmer sehen sich oft als Hüter der Natur und versuchen, ihre Spuren so gering wie möglich zu halten, indem sie beispielsweise mit selbstgebauten Toiletten und Mülltrennungssystemen arbeiten.
Dennoch stellt die Versammlung der Rainbow Family in Schutzgebieten wie im Harz eine Herausforderung für den Naturschutz dar, insbesondere in Hinblick auf die Gefahr von Waldbränden, die durch Feuer und unsachgemäßen Umgang mit natürlichen Ressourcen entstehen können. Die Behörden nehmen diese Gefahren ernst und versuchen, sowohl die Interessen der versammelten Gruppen als auch den Schutz der Natur in Einklang zu bringen.