PolizeiWerra-Meißner-Kreis

Polizeiarbeit in Witzenhausen: Überstunden und Personalengpass alarmieren

Im Werra-Meißner-Kreis hat die Polizei aufgrund von Personalmangel und steigenden Überstunden mit gravierenden Herausforderungen zu kämpfen, da bis Mitte 2024 bereits über 15.000 Überstunden angesammelt wurden und die Rekrutierung neuer Beamter unzureichend bleibt.

Überstundenflut bei der Polizei im Werra-Meißner-Kreis: Ein wachsendes Problem

Die Situation für Polizeibeamte im Werra-Meißner-Kreis spitzt sich zu. In den letzten Monaten hat die Ansammlung von Überstunden ein alarmierendes Niveau erreicht, was auf eine zunehmende Arbeitsbelastung hindeutet, die sich nicht nur lokal, sondern auch landesweit bemerkbar macht.

Alarmierende Zahlen der Überstunden

Die Polizeistationen in Witzenhausen, Hessisch Lichtenau, Eschwege und Sontra zeigen ein besorgniserregendes Bild. Bis zum Jahresbeginn 2024 hatten die Beamten in Witzenhausen 4.800 Überstunden angehäuft; bis zum Ende des ersten Halbjahres kamen über 1.200 Stunden hinzu. In Hessisch Lichtenau stiegen die Überstunden von 4.600 auf 6.900, während in Eschwege die Zahlen sogar von 10.500 auf 13.000 anstiegen. Diese Steigerungen sind teilweise auf die besonders hohen Anforderungen während der Europameisterschaft zurückzuführen, was die Situation noch verschärft.

Personalmangel als Kernproblem

Guido Winnige, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Werra-Meißner-Kreis, macht deutlich, dass der Grund für die Überstunden vor allem im Personalmangel liegt. Trotz Versprechungen zur Schaffung neuer Stellen gibt es nicht genügend Polizeinachwuchs, um diese Positionen zu besetzen. Dies führt dazu, dass Beamte von anderen Standorten umgeschichtet und das bestehende Problem lediglich verschoben wird.

Schwierigkeiten bei der Abfeierung der Überstunden

Ein weiteres Problem ist, dass viele Polizeibeamte aufgrund des Personalmangels kaum in der Lage sind, ihre angesammelten Überstunden tatsächlich abzufeiern. Außerdem ist die finanzielle Ausbezahlung der Überstunden wenig attraktiv, da nach Steuern nur ein geringer Betrag übrig bleibt. Dies ruft die Forderung nach einer steuerfreien Auszahlung von Überstunden auf den Plan, um den Beamten Anreize zu bieten, ihre Überstunden abzubauen.

Demografische Herausforderungen und neue Kriminalitätsfelder

Die demografische Entwicklung spielt ebenfalls eine Rolle: Während viele erfahrene Beamte kurz vor der Pensionierung stehen, ist die Zahl der neuen Bewerber rückläufig. Zugleich werden neue Kriminalitätsfelder wie Cyberkriminalität immer relevanter, was die Arbeitsbelastung zusätzlich erhöht. Guido Winnige betont, dass die einzige Lösung für die personellen Engpässe eine substantielle Erhöhung der Gehälter sein könnte, um den Beruf attraktiver zu machen.

Reaktionen des Innenministeriums

Das Hessische Ministerium des Innern hat auf die Situation reagiert und plante in den vergangenen Jahren mit mehreren Sicherheitspaketen zusätzliche Stellen, um die Polizei zu entlasten. Laut Ministerium wird die innere Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger als höchste Priorität angesehen, und es sind auch für die Zukunft zusätzliche Stellen vorgesehen.

Die festgestellten Überstunden und der damit verbundene Druck auf die Polizeibeamten im Werra-Meißner-Kreis werfen ein Schlaglicht auf ein größeres, landesweites Problem der Polizeiarbeit in Hessen, das dringend angegangen werden muss.

NAG

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