Der Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam, eine umstrittene kulturelle Initiative, zeigt eine bemerkenswerte Entwicklung in der deutschen Erinnerungskultur. Diese Kirche hat eine zentrale Rolle in der deutschen Geschichte gespielt, nicht zuletzt durch den berüchtigten „Tag von Potsdam“ im Jahr 1933, als Adolf Hitler und Paul von Hindenburg dort die Machtübernahme der Nationalsozialisten besiegelten.
Die Garnisonkirche wurde 1730 erbaut, im Auftrag von Friedrich Wilhelm I., und hat seitdem viele Höhen und Tiefen erlebt. Nach der Zerstörung im Jahr 1945 durch Luftangriffe fiel der Turm der Kirche den Bomben zum Opfer. Auch die nachfolgenden Jahre waren geprägt von Abriss und Vernichtung, als die SED-Regierung 1968 die Sprengung der verbliebenen Reste anordnete. An ihrer Stelle wurde ein Rechenzentrum errichtet, das bis heute genutzt wird.
Der Wiederaufbau des Turms, realisiert durch die Initiative eines bundesweit bekannteren rechtsextremen Funktionärs, hat Kontroversen hervorgerufen. Obwohl es noch in den 1980er Jahren erste Bestrebungen gab, Teile der Kirche zu rekonstruieren, wurde der echte Wiederaufbau erst nach der Wende ernsthaft in Angriff genommen. Der Bundeswehroffizier Max Klaar war ausschlaggebend für die Rückkehr des Glockenspiels nach Potsdam und gleichzeitig einer der treibenden Kräfte hinter dem Wiederaufbau der Kirche.
Finanzierungsherausforderungen und staatliche Unterstützung
Die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau erwiesen sich als eine der größten Herausforderungen. Die Kosten betrugen insgesamt 42 Millionen Euro, wobei der Bund mehr als die Hälfte der Finanzierung übernahm. 25 Millionen Euro wurden vom Bund bereitgestellt, und die evangelische Kirche steuerte ein Darlehen von 5 Millionen Euro hinzu. Kulturstaatsministerin Monika Grütters betonte zwar zunächst, dass die öffentlichen Mittel lediglich als Anreiz dienen sollten, die sprudelnden Spendengelder waren jedoch nicht ausreichend.
Das Projekt wurde nicht ohne Schwierigkeiten vorangetrieben. Insbesondere die militaristischen Inschriften des einstigen Glockenspiels wurden als problematisch erachtet und zum Teil entfernt. Diese Umstände schüren die Bedenken von vielen Kritiker:innen, die die Kirche als Symbol für Rechtsradikalismus und Militarismus betrachten. Auch die Unterstützung durch prominenteste Spender wie Angela Merkel und die verstorbene britische Königin Elisabeth II. vermochten die Kritik nicht zu besänftigen.
Im April 2023 wurde die Kapelle bereits eingeweiht. Ein bedeutender Schritt, der Anlass zur Hoffnung gibt, auch wenn die Fertigstellung des Kirchturms noch auf sich warten lässt. Die geplante Aufsätze der Turmhaube soll erst 2025 erfolgen. Die Tragik bleibt, dass sogenannte „barocke Skyscraper“ derzeit schon ohne diese markante Haube das Stadtbild prägen.
Aktuell sehen einige Unterstützer der Garnisonkirche den nächsten logischen Schritt im weiteren Wiederaufbau des Kirchenschiffs. Hierbei sind jedoch neue Herausforderungen zu bewältigen, da das bestehende Rechenzentrum, das früher die Trümmer der Kirche zierte, weichen müsste, um Platz für die weitere Rekonstruktion zu schaffen. Außerdem ist der Erhalt des Kunst- und Kreativhauses bis 2026 gesichert, was Fragen aufwirft, wie es mit der Kunstszene in Potsdam weitergehen könnte.
Ein umstrittenes Erbe
Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist nicht nur ein architektonisches Projekt, sondern auch ein höchst politisches Unterfangen. Die Rückkehr der Kirche ins Stadtbild Potsdams ist mit der Geschichte des Nationalsozialismus und dem preußischen Militarismus eng verwoben. Für viele Kritiker:innen steht der Wiederaufbau symbolisch für ein Erbe, das es zu hinterfragen gilt. Während die Kirche für einige eine Möglichkeit der Erinnerung und des kulturellen Austausches darstellt, empfinden andere sie als Rückschritt in die dunklerer Kapitel der Geschichte.
Die Garnisonkirche in Potsdam hat eine lange und umstrittene Geschichte, die eng mit der militärischen Tradition Preußens verknüpft ist. Erbaut im Jahr 1730, diente die Kirche als Ort für Militärgottesdienste und wurde somit zum Symbol für preußischen Militarismus. Der Wiederaufbau des Turms, der am 21. März 2019 offiziell eingeweiht wurde, hat allerdings auch in der Gegenwart eine heftige Debatte angestoßen. Kritiker sehen darin eine Wiederbelebung nationalsozialistischer Ideale, während Befürworter einen Beitrag zu kulturellem Erbe und Identität anführen.
In den letzten Jahren hat sich die Auseinandersetzung nicht nur auf die finanzielle Seite des Wiederaufbaus beschränkt, sondern auch auf die Frage, inwiefern solche historischen Bauten ein angemessenes Gedenken darstellen können. Historiker und Architekten argumentieren, dass der Wiederaufbau eines Bauwerks, das mit einer so dunklen Vergangenheit verknüpft ist, kritisch hinterfragt werden sollte. Inwieweit tragen solche Bauprojekte zur Aufarbeitung der Geschichte bei oder riskieren sie, diese zu romantisieren?
Die gesellschaftliche Resonanz und Debatte
Die Meinungen über den Wiederaufbau der Garnisonkirche sind stark polarisiert. Während einige den kirchlichen Raum als Ort der Versöhnung und des Friedens betrachten, kritisieren andere, dass die Kirche als militärische Gedenkstätte missverstanden werden könnte. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2022 hielten 62 % der Befragten ein kulturelles Erbe wie die Garnisonkirche für wichtig, während gleichzeitig 48 % meinten, dass der Wiederaufbau auf die militaristische Vergangenheit Deutschlands hinweist.
Darüber hinaus gibt es Stimmen aus der jüdischen Gemeinschaft und aus anderen Minderheiten, die warnen, dass ein solches Projekt unbeabsichtigt die Erinnerung an die Verfolgung im Nationalsozialismus überschatten könnte. In Potsdam selbst gab es im Jahr 2019 eine Protestkundgebung, bei der Menschen gegen den Wiederaufbau der Kirche demonstrierten und auf die Bedeutung von Erinnerungsorten forderten, die die Schrecken des Krieges und der Diktatur betonen.
Ökonomische Aspekte des Wiederaufbaus
Die finanziellen Aspekte des Wiederaufbaus der Garnisonkirche gehen weit über die reine Baukostenplanung hinaus. Laut einem Bericht des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung beliefen sich die gesamten Kosten von 42 Millionen Euro nicht nur auf den Bau selbst, sondern auch auf die umfassenden Sicherheitsstandards, die in der heutigen Zeit für solche Projekte erforderlich sind. Dies umfasst den Brandschutz, den Denkmalschutz sowie die Integration moderner Technik in ein historisches Gebäude.
Die Finanzierung des Projekts wurde durch staatliche und private Mittel gewährleistet. Der Bund hat sich erheblich an den Kosten beteiligt, was zu einer Diskussion über die Verantwortung des Staates in Bezug auf den Erhalt von Gebäuden mit problematischer Geschichte geführt hat. Kritiker argumentieren, dass Steuergelder nicht für den Wiederaufbau von Gebäuden verwendet werden sollten, die eine derart umstrittene Vergangenheit haben. Stattdessen könnte das Geld in Bildungsprojekte oder Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus investiert werden.