Potsdam

Schlüsselthemen der Uckermark: Bildung, Gesundheit und Fördermittel im Fokus

Linke Politiker, darunter der Fraktionsvorsitzende Sebastian Walter, fordern in Grünow eine stärkere staatliche Unterstützung für Bildung und Integration, um den dringenden Herausforderungen wie dem Mangel an Erziehern und der ungerechten Verteilung von Fördermitteln in Brandenburg zu begegnen.

In einem aktuellen Treffen in Grünow haben sich verschiedene politische Vertreter getroffen, um über die Herausforderungen des Bildungs- und Gesundheitssektors im ländlichen Raum zu diskutieren. Vertreten waren unter anderem die parteilose Amtsdirektorin Vera Leu, der Bürgermeister von Randowtal, Axel Krumrey (Linke), sowie Sebastian Walter und Mia-Stella Klebe. Bei der Besichtigung des neugebauten Kindergartens war man sich schnell einig: Die Ausstattung des neuen Gebäudes ist vorbildlich. Dennoch wurde schnell klar, dass die Finanzierung solcher Projekte in der Regel problematisch bleibt.

Vor allem Sebastian Walter hat sich während seiner Wahlkampftour, die ihn durch die Uckermark führt, intensiv mit dem Thema der Personalausstattung in den Kindertagesstätten auseinandergesetzt. „Der Mangel an Betreuungspersonal ist alarmierend“, so Walter. Dennoch liegt das Augenmerk nicht nur auf der Quantität, sondern auch auf der Qualität der Ausbildung. Viele Städte und Gemeinden kämpfen schon lange gegen den hohen Krankenstand unter den Erzieherinnen und Erziehern.

Herausforderungen in der frühkindlichen Bildung

Die Personalplanung in den Kindertageseinrichtungen erweist sich als äußerst komplex, da die Anforderungen in diesem Bereich vielseitig sind. Walter schlug vor, Quereinstiege in diesem Beruf zu fördern, ähnlich wie es bereits in der Lehrerausbildung der Fall ist. „Ein Landlehrerstipendium könnte hier eine Möglichkeit darstellen“, so Walter. Zudem wird die duale Ausbildung für angehende Erzieherinnen und Erzieher thematisiert, was eine praktikable Lösung darstellen könnte.

Ein innovativer Ansatz könnte der Innovationscampus in Schwedt sein, wo bereits verschiedene Ausbildungsmodelle erprobt werden. Walter hat auch das Bildungsministerium in die Verantwortung genommen und betont, dass hier finanzieller Spielraum besteht, um die dringend benötigten Maßnahmen zu ergreifen.

Neben dem Bildungsthema wurde auch die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum angesprochen. Leu hob hervor, dass Gramzow in Bezug auf die medizinische Betreuung gut aufgestellt sei. So gibt es bereits einen Nachfolger für die Hausarztpraxis in Oberuckersee. Ein wichtiges Ziel der Amtsdirektorin ist es, mittelfristig ein Ärztehaus zu etablieren, welches die medizinische Versorgung in der Region stärken könnte.

Finanzielle Engpässe der Kommunen

Ein anderes drängendes Thema, das sowohl die Verwaltungschefin als auch die Bürgermeister bewegt, sind die Liegenschaften und die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes. Dieses Gesetz verpflichtet Gemeinden, ihre Energiebilanzen zu verbessern, was für viele eine immense finanzielle Belastung darstellt. Die praktische Umsetzung erweist sich als schwierig, da viele Kommunen, wie Randowtal mit ihren 140 Wohnungen, mit ähnlichen finanziellen Herausforderungen konfrontiert sind. “Wir müssen in den nächsten Jahren unser Heizsystem und die Fenster austauschen und das erfordert viel Geld, das uns fehlt”, erklärt Krumrey.

Walter brachte die Idee einer Landeswohnungsgenossenschaft ins Spiel, die diese finanziellen Lasten von den Kommunen abnehmen könnte, um eine energetische Sanierung in Angriff zu nehmen.

Bei der Verteilung von Fördermitteln wird es noch komplizierter, wenn man die Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Gebieten betrachtet. Leu forderte die Einführung eines Flächenfaktors, um benachteiligten Regionen wie der Uckermark, die als großflächig, aber dünn besiedelt gelten, bessere Chancen bei der Mittelvergabe zu geben.

Die Diskussion berührte auch die Problematik der Flüchtlingspolitik. Walter und Krumrey forderten eine stärkere öffentliche Hand, um besser auf die Herausforderungen im Bereich der Integration reagieren zu können. „Die Hauptfrage ist nicht die Zuwanderung, sondern wie wir die vorhandenen Ressourcen besser nutzen können“, so Krumrey.

Herausforderungen der Personalgewinnung im Erziehungsbereich

Die Herausforderung, qualifiziertes Personal für die Erziehungseinrichtungen zu gewinnen, ist ein bundesweites Problem, besonders in ländlichen Regionen. Laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) fehlen deutschlandweit über 100.000 Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung. Viele Erzieherinnen und Erzieher berichten von hohen Arbeitsbelastungen, niedrigem Gehalt und unzureichenden Aufstiegsmöglichkeiten, was zu einer Abwanderung aus dem Beruf führt. In ländlichen Gebieten wie der Uckermark, wo die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr oft schlecht ist, wird diese Problematik noch verstärkt. Die Möglichkeit eines Quereinstiegs in Berufe wie den des Erziehers könnte hier eine Lösung darstellen, ermöglicht es doch auch Quereinsteigern, ihre beruflichen Erfahrungen in den Dienst der Kindheitspädagogik zu stellen.

Die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildung und der Attraktivität des Erzieherberufs könnten nicht nur den Fachkräftemangel verringern, sondern auch die Qualität der frühkindlichen Bildung erhöhen. In vielen Bundesländern gibt es bereits Initiativen zur dualen Ausbildung, die einen praxisnahen Zugang für Bewerber schaffen und gleichzeitig die Anforderungen der Einrichtungen berücksichtigen. Solche Ansätze sind für eine zukunftsorientierte Bildungspolitik entscheidend.

Regional ungleiche ärztliche Versorgung

Die Ärzteversorgung ist ein weiteres zentrales Thema in ländlichen Regionen. Laut dem aktuellen Versorgungsreport der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind in vielen ländlichen Gebieten nicht nur die Arztzahlen zu gering, sondern es fehlen auch spezialisierte Fachärzte. Während in urbanen Regionen das Angebot an medizinischer Betreuung relativ gut ist, werden ländliche Kommunen oftmals von der medizinischen Infrastruktur benachteiligt. Dies führt zu einer ungleichen Verteilung von Gesundheitsdienstleistungen, die insbesondere älteren Menschen und chronisch Kranken Schwierigkeiten bereitet.

Die Idee eines Ärztehauses könnte dem entgegenwirken, da sie eine zentrale Anlaufstelle für verschiedene medizinische Dienstleistungen bieten würde. Darüber hinaus sind Innovationsinitiativen, die junge Mediziner in ländliche Gebiete bringen wollen, dringend notwendig, um die Ausbildung und Integration von Nachwuchsärzten zu unterstützen. Auch hier könnte eine stärkere finanzielle Unterstützung durch das Bildungsministerium hilfreich sein, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung nachhaltig zu sichern.

Gesetzliche Vorgaben und deren finanzielle Auswirkungen

Das Gebäude-Energie-Gesetz verpflichtet nicht nur private Haushalte, sondern auch Kommunen zur energetischen Sanierung ihrer Liegenschaften. Diese Anforderungen sind insbesondere für finanzschwache Kommunen eine erhebliche Belastung. Viele Gemeinden, darunter auch Randowtal, stecken bereits in einem Renovierungsstau, der zu Lasten der Energieeffizienz und der Wohnqualität geht. Laut einer Analyse des Deutschen Städtetags benötigen Städte und Gemeinden in den nächsten zehn Jahren rund 40 Milliarden Euro für die Umsetzung der Energiewende in ihren Liegenschaften.

Die Idee einer Landeswohnungsgenossenschaft, die Kommunen unterstützen könnte, stellt einen vielversprechenden Ansatz dar, um finanziellen Druck von den Gemeinden zu nehmen und gleichzeitig die Sanierung und den Wohnungsbau voranzutreiben. Durch eine Kombination aus staatlichen Förderungen und einer professionellen Verwaltung könnte somit sowohl die Wohnqualität als auch die Energieeffizienz in Brandenburg gesteigert werden.

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