Eine russische Dramatikerin und eine Theaterregisseurin zu Haftstrafen verurteilt aufgrund des Vorwurfs der Verherrlichung des Terrorismus
In einem aktuellen Fall hat ein russisches Gericht eine Theaterregisseurin und eine Dramatikerin wegen Terrorismusvorwürfen zu je sechs Jahren Haft verurteilt. Dies ist Teil einer zunehmenden Unterdrückung von Dissens im Land, die seit dem Einmarsch von Moskau in die Ukraine ein neues Ausmaß erreicht hat.
Die Regisseurin Zhenya Berkovich und die Dramatikerin Svetlana Petriychuk waren bereits über ein Jahr lang inhaftiert, bevor das Urteil gesprochen wurde. Der Vorwurf lautet, dass ihr Stück „Finist, der Tapfere Falke“ Terrorismus rechtfertigt, was in Russland strafbar ist und mit bis zu sieben Jahren Haft geahndet werden kann. Die beiden haben die Vorwürfe jedoch wiederholt zurückgewiesen.
In einer Verhandlung erklärte Berkovich, dass sie das Stück inszeniert hat, um Terrorismus entgegenzuwirken, und Petriychuk äußerte ähnliche Gedanken, dass sie es geschrieben hat, um Ereignisse wie die im Stück dargestellten zu verhindern.
Der Fall hat in Russland Empörung ausgelöst. Ein offener Brief zur Unterstützung der beiden Künstlerinnen, initiiert von der unabhängigen Zeitung Novaya Gazeta, wurde von mehr als 16.000 Menschen unterzeichnet. Der Brief argumentiert, dass das Stück „eine absolut klare anti-terroristische Haltung“ vermittelt.
Dutzende russischer Schauspieler, Regisseure und Journalisten haben wiederrum Erklärungen unterzeichnet, um das Gericht zu drängen, die beiden während der Untersuchungshaft freizulassen.
Der Fall gegen Berkovich und Petriychuk führte zu einer breiten Unterdrückung in Russland. Künstler wurden aus staatlichen Theatern entlassen, Musiker wurden auf die schwarze Liste gesetzt und einige erhielten das Stigma des „ausländischen Agenten“, was zusätzliche Regierungsaufmerksamkeit und negative Konnotationen mit sich bringt. Viele haben Russland verlassen.
Berkovich, die zwei adoptierte Töchter hat, weigerte sich, Russland zu verlassen, und setzte ihre Arbeit mit ihrer unabhängigen Theaterproduktion in Moskau, genannt Sosos Töchter, fort. Kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine veranstaltete sie einen Anti-Kriegs-Picknick und wurde dafür für 11 Tage inhaftiert.
– NAG
