In Wangen sorgt ein geheimnisvolles Bauwerk für neugierige Blicke und Fragen – das Waggon-Häuschen, das direkt an einer der wichtigsten Veranstaltungen der Stadt, der Landesgartenschau, liegt. Besucher bleiben häufig stehen, um einen Blick auf das besonders gestaltete Gebäude zu werfen, das sich idyllisch an der Argen ausbreitet. Die Faszination bleibt nicht aus, wenn sie sich fragen, ob dort jemand wohnt und welche Geschichten sich hinter den Wänden verbergen.
Das Waggon-Häuschen, ein außergewöhnliches Kleinod in der Stadt, hat eine bewegte Geschichte zu erzählen. Ursprünglich entstand das Gebäude im Jahr 1899, als Peter Paul Meßmer, ein Fabrikschmied und Einwohner der Region, einen alten Eisenbahnwaggon in ein Wohnhaus umwandelte. Die historische Bedeutung des Waggons ist bemerkenswert: Er wurde vermutlich bereits um 1856 gebaut und war Teil der ersten Modelle, die nach amerikanischem Vorbild konstruiert wurden.
Die Rettung durch Irene Wanner-Mitter
Fast in Vergessenheit geraten, stand das Waggon-Häuschen über ein Jahrzehnt leer und war dem Verfall preisgegeben. Die Künstlerin Irene Wanner-Mitter, die seit 2011 das Haus als Atelier nutzt, wollte das architektonische Juwel nicht verschwinden lassen. Ihre Kindheitserinnerungen an Spaziergänge mit ihrem Großvater, der ihr von dem Waggon berichtete, brannten sich tief in ihr Gedächtnis ein. „Ich wollte einfach nicht, dass es wegkommt“, sagt sie über ihr Engagement für den Erhalt des Gebäudes.
Mit viel Hingabe und Arbeit hat Wanner-Mitter, unterstützt von ihrer Familie, das Haus nach denkmalpflegerischen Kriterien restauriert. Es war ein mühsamer Prozess, der mit vielen Herausforderungen verbunden war. So standen sie oft vor Überraschungen wie nachgebendem Mauerwerk oder dem Entdecken von alten Farben und Materialien, die dem ursprünglichen Waggon gehörten. Die vierjährige Restaurierung hat das Waggon-Häuschen zu einem beeindruckenden Ort gemacht, der sowohl seine historische als auch die familiäre Geschichte des Bauwerks sichtbar macht.
Ein Blick in die Geschichte
Mit seinen absurd wirkenden Proportionen – 14,5 Meter lang und zweieinhalb Meter breit – bietet das Häuschen zahlreiche Anblicke, die die Vergangenheit lebendig werden lassen. Die Räume sind gut erhalten, und viele Originalelemente sind sichtbar geblieben. Der charmante Charme des Wohnraums zeigt sich unter anderem in der erhaltenen Küche und den clever konstruierten Fenstersimsen, die kleinen Regenrinnen für Kondenswasser hatten. Sie verraten viel über das bescheidene, aber einfallsreiche Leben der ehemaligen Bewohner.
Einen besonderen Reiz hat das Waggon-Häuschen nicht nur durch seine Form, sondern auch durch seine innovative Bauweise, als das Erdgeschoss aus Stein gebaut und darüber der Waggon selbst installiert wurde. Diese Anordnung könnte viele Fragen aufwerfen, wie genau der schwerere Waggon auf das empfindliche Fundament gekommen ist. Trotz aller Anstrengungen blieb dieses Rätsel ungelöst. Wanner-Mitter selbst ist sich über die genaue Herkunft unklar, doch sie weiß, dass selbst die Stadt Wangen auf das Waggon-Häuschen aufmerksam wurde und es nun unter den Schutz ihrer Denkmalschutzbestimmungen gestellt ist.
Während der Landesgartenschau bleibt das Waggon-Häuschen an bestimmten Tagen für Besucher geöffnet, was zusätzlichen Reiz und Zugang zur Kulturgeschichte der Region bietet. Jedes Mal, wenn die Tür öffnet, begegnen die Menschen nicht nur der Architektur, sondern auch einem kleinen Stück lebendiger Vergangenheit, das durch Wanner-Mitters Leidenschaft und Mühe bewahrt wurde.