Recklinghausen

Die Zechenmauer in Suderwich: Ein Denkmal der Bergbaugeschichte

Die Zechenmauer der ehemaligen Zeche König Ludwig in Recklinghausen, die seit den 1860er-Jahren das Ortsbild prägt und bald unter Denkmalschutz stehen wird, erinnert nicht nur an den Steinkohlebergbau und den Strukturwandel der Region, sondern ist auch der Ursprungsort der Ruhrfestspiele, die 1947 aus einem außergewöhnlichen Tausch zwischen Hamburger Theater und Bergleuten hervorgingen.

Denkmal als Symbol des Wandels

Die Zechenmauer der ehemaligen Zeche König Ludwig in Suderwich, einem Stadtteil von Recklinghausen, ist mehr als nur eine Mauer. Sie verkörpert die Transformation des ehemaligen Dorfes zum Industrieort und bildet ein zentrales Element der Geschichte des Steinkohlebergbaus in der Region. Mit einer beeindruckenden Länge von 1,8 Kilometern ist diese Backsteinmauer nicht nur ein wichtiges Zeugnis vergangener Zeiten, sondern wird auch bald unter Denkmalschutz gestellt.

Die Bedeutung der Zechenmauer

Die Denkmalpflegerin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Eva Schulte, hebt die historische und kulturelle Relevanz der Zechenmauer hervor. „Obwohl der Bergbau in Recklinghausen seit den 1860er-Jahren betrieben wurde, sind nur wenige Relikte erhalten geblieben,“ erklärt sie. Die Mauer grenzt das einst 30 Hektar große Betriebsgelände der Schachtanlage König Ludwig 4/5 ab, und ihre Bauweise zeigt nicht nur die Funktionalität, sondern auch die ästhetischen Ansprüche der damaligen Zeit.

Kunst und Kohle: Ein historischer Austausch

Ein herausragendes Ereignis, das mit der Zechenmauer in Verbindung steht, ist der Tausch „Kunst gegen Kohle“, der den Grundstein für die Ruhrfestspiele legte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und in der langen Nachkriegszeit benötigten die Theater der Stadt Hamburg Kohle, um weiter operieren zu können. Im Winter 1946/1947 reisten Vertreter der Hamburger Bühnen ins Ruhrgebiet, um Unterstützung zu erbitten und erhielten diese von der Schachtanlage König Ludwig. Als Dank gab es im Sommer 1947 Gastspiele für die Bergleute in Recklinghausen, was die Verbindung zwischen Kultur und Bergbau verdeutlicht.

Einblicke in das architektonische Erbe

Die Gestaltung der Zechenmauer ist ebenso bemerkenswert. Sie weist eine harmonische Farb- und Materialwahl auf und wird durch Blendarkaden und dekorative Halbkugeln an den Pfeilern verziert. Die verschiedenen Rücksprünge und historischen Einfahrten zur Kokerei verdeutlichen die multifunktionale Bedeutung der Mauer und zeugen von der Ingenieurskunst der damaligen Zeit. Schulte bemerkt, dass solche qualitativ hochwertigen und vollständigen Anlagen selten sind und die Mauer ein unersetzliches Erbe darstellt.

Ein Stellenwert für die Gemeinde

Für die Menschen in Suderwich und Umgebung hat die Zechenmauer eine große emotionale Bedeutung. Sie erinnert nicht nur an die Arbeits- und Produktionsverhältnisse während der Zeit des Steinkohlebergbaus, sondern verdeutlicht auch den tiefgreifenden Strukturwandel, den die Region durchgemacht hat. „Die Erhaltung der Zechenmauer ist sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus städtebaulicher Sicht wichtig,“ so Schulte. Ihr Vorhaben, die Mauer unter Denkmalschutz zu stellen, zeigt den Willen, die Geschichte und Identität vor Ort zu bewahren.

In einer Zeit, in der viele dieser historischen Industriedenkmale verloren gehen, ist die Zechenmauer ein wertvolles Überbleibsel, das die Geschichten und Herausforderungen einer ganzen Generation von Bergleuten erzählt. Indem wir solche Denkmäler bewahren, würdigen wir nicht nur die Vergangenheit, sondern fördern auch ein Bewusstsein für unsere kulturelle Identität.

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