Recklinghausen

Gemeinsam gegen die Drogenkrise: Recklinghausen fordert mehr Hilfe für Abhängige

Die Bündnisgrünen fordern anlässlich des Gedenktags für Drogentote am 21. Juli in Recklinghausen eine verbesserte Suchtkrankenhilfe und die Einrichtung eines Drogenkonsumraums, um angesichts der alarmierenden Zunahme von Abhängigen und der damit verbundenen Lebensrisiken wirksamere Unterstützung und Prävention für Betroffene zu gewährleisten.

Ein Gedenken, das zum Handeln aufruft

Am Sonntag, den 21. Juli, versammelten sich etwa 50 Menschen in Recklinghausen, um beim „Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende“ Kerzen zum Gedenken an die Verstorbenen zu entzünden. Diese Veranstaltung, organisiert von Schwester Judith Kohorst und dem Team der Drogenberatungsstelle (DROB), fand an der sogenannten Platte der Drogenszene in der Nähe des Hauptbahnhofs statt. Jedes Licht symbolisierte das Schicksal eines Drogenabhängigen, der aufgrund seiner Lebensumstände und Drogenkonsums verstorben ist.

Der Ruf nach einem Paradigmenwechsel

Holger Freitag, der kultur- und sozialpolitische Sprecher der Bündnisgrünen, betonte die Notwendigkeit, den Drogenkonsum als ein gesellschaftliches Problem zu betrachten, das Unterstützung und nicht Ausgrenzung verlangt. „Sucht ist eine Krankheit, kein Stigma“, so Freitag. Er fordert einen Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik und argumentiert, dass jeder investierte Euro in die Suchtkrankenhilfe sich für die Gesellschaft auszahlen würde.

Herausforderung durch steigende Zahlen

Die letzte Zeit hat gezeigt, dass die Drogenszene in anderen Städten abgenommen hat, während sie sich in Recklinghausen konzentriert. Diese Entwicklung hat zu einem dramatischen Anstieg der Abhängigkeit geführt, was die Arbeit der Sozialarbeiter stark erschwert. Freitag weist darauf hin, dass ein Drogenkonsumraum, in dem Drogen unter fachlicher Aufsicht konsumiert werden können, die Situation verbessern und Leben retten könnte. Er beruft sich auf bundesweite Erfahrungen, die zeigen, dass solche Räume nicht nur den öffentlichen Raum entlasten, sondern auch als erster Kontaktpunkt für Hilfemaßnahmen dienen können.

Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung

Im Hinblick auf die finanzielle Unterstützung für den Drogenkonsumraum hat der Kreis Recklinghausen bereits 455.000 Euro für Personal- und Sachkosten sowie 110.000 Euro für Investitionen im Haushalt eingestellt. Diese Maßnahmen, initiiert durch die Grünen, sollen dazu beitragen, schnellen und effektiven Hilfsmaßnahmen für die Betroffenen zu schaffen. Die Dringlichkeit solcher Projekte wird durch die zunehmende Verfügbarkeit neuer, oft gefährlicher Substanzen untermauert, die viele Menschen in der Region betreffen.

Unsichtbare Betroffene und niedrigschwellige Angebote

Besondere Besorgnis äußerte Christel Dymke, Vize-Bürgermeisterin und Mitglied der Grünen, über die Situation von wohnungslosen Frauen mit Suchterkrankungen, die oft nicht die nötige Unterstützung erhalten. Sie forderte mehr niedrigschwellige Hilfen, wie das Drug-Checking, welche es Betroffenen ermöglichen, Substanzen vor dem Konsum überprüfen zu lassen. „Die Hilfen müssen schneller und direkter an die Betroffenen gelangen“, appellierte sie.

Ein integrativer Ansatz für mehr Menschenwürde

Schwester Judith Kohorst betonte, dass Drogenabhängige nicht nur an Überdosierungen sterben, sondern oft auch an den schwierigen Lebensumständen, die ihre Abhängigkeit mit sich bringt. Sie sieht in einem Drogenkonsumraum eine Möglichkeit, nicht nur den Konsum sicherer zu gestalten, sondern auch frühzeitig andere Problematiken wie Unterernährung zu erkennen und den Betroffenen präventiv zu helfen. Ein solches Angebot würde einen wichtigen Schritt zu mehr Menschenwürde und zu einer ganzheitlichen Unterstützung der Abhängigkeitskranken darstellen.

NAG

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