Nach monatelangen Bauarbeiten ist die Interimsbrücke über die Lippe zwischen Dorsten-Hervest und Marl nun für den Verkehr freigegeben. Die Erleichterung ist spürbar, insbesondere für Fußgänger und Radfahrer, die demnächst wieder den direkten Weg nutzen können. Nicole Wölke-Neuhaus, die stellvertretende Landrätin, äußerte sich erfreut über diese Nachricht und bestätigte, dass der vorherige Umweg von 4,5 Kilometern nun der Vergangenheit angehört. Gemeinsam mit den Bürgermeistern von Dorsten und Marl, Tobias Stockhoff und Werner Arndt, wurde das Band zur offiziellen Freigabe der Brücke durchtrennt.
Ab sofort steht die Brücke wieder in beiden Richtungen zur Verfügung. Der Verkehr wird durch eine Ampelanlage geregelt, und wie bereits vor der Sperrung, ist nur eine Fahrspur freigegeben. Importante Sicherheitsvorkehrungen bleiben bestehen: Es gilt eine Geschwindigkeitsgrenze von 30 km/h sowie eine Gewichtsbegrenzung von 12 Tonnen, während Schwerlastverkehr weiterhin eine Umfahrung nutzen muss. Einzige Ausnahmen bilden Busse sowie Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdiensten.
Die Herausforderungen beim Brückenbau
Der Bau der Interimsbrücke war nicht ohne Schwierigkeiten. Der ursprüngliche Zeitplan wurde durch unerwartete Probleme beeinflusst. Fachdienstleiter Carsten Uhlenbrock berichtete, dass beim Rückbau der alten Brücke erhebliche Mängel an den Pfeilern festgestellt wurden. Dazu kam das Hochwasser zu Jahresbeginn, das die Arbeiten enorm verzögerte. Trotz dieser Herausforderungen gelang es dem Team, kreative Lösungen zu finden, die schließlich zur Wiedereröffnung der Verbindung zwischen Marl und Hervest führten.
Im Juli begann der tatsächliche Aufbau der Interimsbrücke. Die Stahlkonstruktion wurde Stück für Stück vor Ort zusammengesetzt und über insgesamt fünf „Schüsse“ vom Marler Ufer in Richtung Dorsten bewegt. Ingesamt wurden dabei über 14.000 Einzelteile verbaut, darunter 12.800 Schrauben und Bolzen, was die Komplexität des Projekts verdeutlicht.
Die Brücke hat ein Eigengewicht von etwa 200 Tonnen und ist mit großen Platten ausgestattet, die zusätzlich gesichert wurden, um auch bei widrigen Wetterverhältnissen Stabilität zu gewährleisten. Sicherheitsvorkehrungen wie eine Absturzsicherung für Fußgänger und eine Schutzwand zwischen Fahrbahn und Gehweg sind zusätzliche Merkmale, die den neuen Überweg sicher machen.
Die Notwendigkeit der Brückensanierung
Die Notwendigkeit zur Sanierung der Lippebrücke ergab sich bereits im November 2018 aus einer Hauptprüfung, bei der die Brücke mit der Zustandsnote 3,8 bewertet wurde. Sofortige Maßnahmen wurden ergriffen, um die Lager der Brücken-Nordseite zwischenzeitlich zu sichern. Dennoch verschlechterte sich der Zustand der Brücke schneller als erwartet. Da eine umfassende Sanierung nicht möglich war, beauftragte der Kreistag im Juli 2020 die Planung und Ausführung eines Ersatzneubaus.
Im September 2021 wurde beschlossen, zunächst die Interimsbrücke zu errichten, um die Verkehrsverbindung aufrechtzuerhalten, bis die endgültige Brücke fertiggestellt ist. Die alte Brücke, die aus dem Jahr 1926 stammte, hatte bereits in den 1990er Jahren umfangreiche Renovierungen erfahren. Die neue Behelfsbrücke gewährleistet nun, dass Feuerwehr, Rettungsdienste und der öffentliche Nahverkehr im Bereich der Lippe weiterhin zugänglich sind, während die neue Brücke geplant wird.
Die Wiedereröffnung wurde von vielen in der Umgebung mit Freude aufgenommen. Radfahrer und Autofahrer haben bereits die frisch freigegebene Brücke in Augenschein genommen und die Möglichkeit, die Lippe ohne Umwege zu überqueren, sichtlich genossen. Die Bedeutung der Brücke für die umliegenden Bezirke ist unbestritten, denn sie verbindet wichtige Lebensadern, durch die sich Pendler und Anwohner bewegen können.