KulturRegensburg

Sprache verbindet: Flüchtlingscafé in Regensburg fördert Integration

Die Caritas Regensburg fördert seit August 2024 mit dem Hilfsfonds Flüchtlingsarbeit zehn Sprachcafés, in denen wöchentlich Migrantinnen und Migranten, darunter viele geflüchtete Ukrainer, in der Pfarrei St. Bonifaz in Regensburg gemeinsam Deutsch lernen und sich kulturell integrieren.

Regensburg, 23. August 2024

Ein bemerkenswertes Engagement von der Caritas Regensburg zeichnet sich in Form der „Sprachcafés“ ab, die geflüchteten Menschen in der Region eine Brücke zur deutschen Sprache und Kultur bieten. Diese wöchentlichen Treffen begegnen nicht nur sprachlichen Barrieren, sondern schaffen auch lebendige Gemeinschaften, in denen Migrantinnen und Migranten sich willkommen fühlen können. Eines dieser Sprachcafés, das „Café Communio“ in Prüfening, ist ein Ort, an dem etwas ganz Besonderes geschieht.

Die Atmosphäre in dem Café ist herzlich und einladend. Bei einem Besuch lacht eine neu zugezogene Ukrainerin, als sie in einfachem Deutsch erklärt, dass sie „ihren Deckel schon gefunden“ habe. Das Café ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Raum, in dem persönliche Geschichten ausgetauscht werden und nicht selten der Humor eine wichtige Rolle spielt. Hier kommen Menschen aus Ländern wie dem Iran oder Nepal zusammen, um Erfahrungen zu teilen und zusammen zu lernen.

Finanzierung und Unterstützung durch den Hilfsfonds

Diese wertvollen Sprachcafés werden durch den „Hilfsfonds Flüchtlingsarbeit“ unterstützt, der 2016 ins Leben gerufen wurde. Angela Caritas Regensburg hat in den letzten Jahren stark in die Integration geflüchteter Menschen investiert. Ursprünglich wurde der Fonds aufgrund der steigenden Anzahl an Asylbewerbern mit einer Million Euro aus Kirchensteuermitteln ins Leben gerufen. 2023 drohte der Fonds, komplett ausgeschöpft zu sein; doch das Bistum Regensburg hat entschieden, für die kommenden drei Jahre jährlich 100.000 Euro bereitzustellen. Dies zeigt, wie ernst es der Diözese ist, den geflüchteten Menschen kontinuierliche Unterstützung anzubieten.

Aktuell werden rund zehn Sprachcafés in verschiedenen Pfarreien der Stadt angeboten, die aus diesem Fonds finanziert werden. Sie haben sich als unverzichtbar in der Unterstützung der sprachlichen und kulturellen Integration erwiesen. Svenja Petri, Caritasreferentin für Engagement und Gemeinwohl, ist von der positiven Wirkung dieser Treffen beeindruckt. „Die vielfältigen Lern- und Anwendungsmöglichkeiten haben mich beeindruckt“, sagt sie, nachdem sie das „Café Communio“ besucht hat.

Niedrigschwellige Lernangebote für alle

Das Konzept der Sprachcafés ist bewusst niederschwelliger Natur. Jeder kann teilnehmen, unabhängig von seinem bisherigen Sprachniveau. Bei jedem Treffen wird ein neues Thema behandelt, sodass neue Teilnehmende jederzeit einsteigen können. Diese Flexibilität sorgt dafür, dass das Café für viele Menschen attraktiv bleibt. Die heutigen Themen, wie etwa Redewendungen, fördern nicht nur das Lernen, sondern regen auch zu lebendigen Diskussionen an. Gemeinsam werden Sprichwörter aus verschiedenen Kulturen geteilt und Rezepte ausgetauscht, was sogar das Miteinander nach dem Unterricht stärkt.

Es ist nicht bloß der Unterricht, der hier zählt; vielmehr ist es die gesamte Erfahrung und die Gemeinschaft, die zählt. Die Menschen teilen nicht nur ihren Wissensdurst, sondern auch ihre Freude am Miteinander. Und dies wird von den engagierten Lehrkräften, die oft ehrenamtlich tätig sind, gefördert. Ihr Einsatz ist oft spürbar, wie eine Lehrerin zeigt, die mit Bildern die Bedeutung eines Sprichworts verdeutlicht und damit auf ganz praktische Art und Weise die Inhalte näherbringt.

Nach den lehrreichen Stunden im Café ist die Verabschiedung oft herzlich. Viele Hände werden geschüttelt, Umarmungen erfolgen, und neue Freundschaften werden geschlossen. Es wird deutlich, dass Integration viel mehr erfordert als nur das Erlernen einer Sprache; es braucht Zeit, Verständnis und gemeinsame Erfahrungen.

Integration als gemeinsames Ziel

Die Sprachcafés in Regensburg sind nicht nur Orte des Lernens — sie sind ein Symbol für Hoffnung und Zusammenhalt. Hier wird demonstriert, wie wichtig Integration ist, auch wenn sie Zeit und finanzielle Mittel benötigt. Ein solcher gemeinschaftlicher Ansatz ist essentiell, um geflüchteten Menschen eine Chance zu geben, sich in einem neuen Umfeld einzuleben. Letztlich ist der Erfolg dieser Cafés ein Beweis dafür, dass mit Engagement und Menschlichkeit viel erreicht werden kann. „Gut Ding will Weile haben“ — ein Sprichwort, das die Geduld und die Beständigkeit kennzeichnet, die für diesen Prozess notwendig sind.

Hintergrund der Flüchtlingsarbeit in Deutschland

Die Flüchtlingshilfe in Deutschland hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, insbesondere seit der Flüchtlingskrise von 2015. Damals stieg die Anzahl der Asylbewerber stark an, was dazu führte, dass viele Kommunen und Organisationen, einschließlich der Caritas, ihr Engagement in der Flüchtlingsarbeit intensivierten. Das Bistum Regensburg ist Teil dieses bundesweiten Trends, der sich auch in verschiedenen Initiativen und Projekten zeigt, die darauf abzielen, Migranten und Geflüchteten bei der Integration zu helfen.

Die Herausforderungen, vor denen Flüchtlinge stehen, sind vielfältig. Neben rechtlichen Hürden und bürokratischen Abläufen sind vor allem Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede zentrale Aspekte, die eine erfolgreiche Integration erschweren können. Sprachcafés wie das „Café Communio“ gehen diesem Problem aktiv entgegen, indem sie eine informelle Lernumgebung bieten, die sozialen Austausch und gemeinschaftliches Lernen fördert.

Statistische Daten zur Migration in Deutschland

Aktuelle Statistiken belegen die anhaltende Relevanz der Flüchtlingsarbeit in Deutschland. Im Jahr 2022 wurden über 200.000 Asylanträge in Deutschland gestellt, was einen Anstieg um 15 % im Vergleich zu 2021 darstellt. Insbesondere geflüchtete Menschen aus der Ukraine machen einen großen Teil dieser Zahlen aus. Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stellte die Ukraine im Jahr 2022 das größte Herkunftsland dar, gefolgt von Afghanistan und Syrien. Diese demografischen Daten verdeutlichen die Notwendigkeit von Integrationsangeboten wie Sprachcafés, die sowohl das Erlernen der Sprache als auch das Kennenlernen der Kultur fördern.

Zusätzlich zeigte eine Umfrage des BAMF aus dem Jahr 2023, dass etwa 70 % der Befragten angaben, dass der Zugang zu Sprachkursen entscheidend für ihre Integration sei. Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung von Projekten wie dem Hilfsfonds der Caritas, die auf die sprachlichen und sozialen Bedürfnisse von Migranten reagieren.

Aktuelle Herausforderungen in der Flüchtlingshilfe

Trotz der positiven Entwicklungen und der Unterstützung durch soziale Organisationen stehen die Flüchtlingsarbeit und das Integrationswesen in Deutschland vor Herausforderungen. Finanzielle Mittel sind oft begrenzt, und der Bedarf an Integrationsangeboten übersteigt häufig die verfügbaren Ressourcen. Die Caritas Regensburg hat zwar zusätzliche Mittel erhalten, doch es bleibt zu beobachten, ob dies ausreicht, um die anhaltenden Bedürfnisse der Geflüchteten zu decken.

Ein weiteres zentrales Problem ist die Nachbereitung der Integration. Viele Flüchtlinge benötigen nach dem Beginn ihrer Integration weiterhin Unterstützung, die über Sprachkurse hinausgeht. Dazu zählen auch berufliche Weiterbildung und psychosoziale Betreuung, um die Lebensqualität und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Daher ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung der Integrationsangebote unerlässlich, um den komplexen und individuellen Bedürfnissen der Geflüchteten gerecht zu werden.

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