Albanien wird oft von Reisenden übersehen, doch die raue Schönheit seiner nordischen Berglandschaften lockt Abenteurer und Naturliebhaber gleichsam an. In den „verwunschene Bergen“ des Prokletije-Massivs, in einer der ursprünglichsten Wanderregionen Europas, bietet ein neues Tourenkonzept die Möglichkeit zu entdecken, ohne sich von einem Guide leiten zu lassen. Stattdessen erleben Wanderer die Region auf eine „selbstgeführte“ Art und Weise, die sowohl Freiheit als auch die Voraussetzungen für ein gelungenes Abenteuer bietet.
In Shkodra, einer der ältesten Städte des Landes, beginnt der aufregende Tag früh. Gegen fünf Uhr läutet der Wecker für die Wanderer, die in der gemütlichen Atmosphäre des „The Wanderer Hostel“ ihr Frühstück einnehmen. Während einige schon das Abenteuer ins Unbekannte erwarten, ruhen andere, die am Vorabend die Nacht durchgemacht haben, noch auf den wackeligen Sofas des Hostels. Um diese ungezwungene Art des Reisens zu verdeutlichen, fügen die Tourveranstalter eine interessante Facette hinzu: Die Reisenden werden bei den Highlights der Albanischen Kultur und Küche nicht im Stich gelassen.
Ein Blick auf die Naturwunder und ihre Struktur
Die Route führt die Wanderer zunächst durch die ruhigen Gassen von Shkodra und das Hinterland, wo sich bald die beeindruckenden steilen Felswände des Komansees zeigen. Diese Gewässer sind vom Fluss Drin gespeist, dessen Staudämme auch die Stromversorgung Albaniens sichern. Der Bau der großen Stauseen hat die Natur nicht nur verändert, sondern auch faszinierende, eindrucksvolle Landschaften geschaffen, die mit ihren blauen und türkisen Farbtönen zum Staunen einladen. Hier treffen Natur und Technik aufeinander, und die Wanderer können sich auf der Fähre von der frischen Bergluft und der umgebenden Kulisse mitreißen lassen.
Trotz der „selbstgeführten“ Tour ist die Organisation vorbildlich. Jeder Teilnehmer erhält Gutscheine für die Fähren und Busse und wird an den Übergabepunkten von freundlichen Gastgebern empfangen. Diese nahtlose Koordination zeigt, dass ein wenig Unabhängigkeit nicht bedeutet, allein gelassen zu werden. Die Übernachtungen in den einfachen Herbergen und Backpacker-Pensionen bereichern das Erlebnis weiter. Das „Guesthouse Arben Selimaj“ in Valbona etwa strahlt die Gemütlichkeit eines Bergdorfes aus, inmitten einer Kulisse mit beeindruckenden Gipfeln und glasklaren Bergflüssen.
Diese Region, die von Einheimischen auch als „albanische Alpen“ bezeichnet wird, hat viel zu bieten. Einst extrem schwer zugänglich, hat sich der Prokletije-Bereich als Eldorado für waghalsige Wanderer etabliert, die hier mühelos mit der Natur eins werden können. Die lange Geschichte und die unzähligen Mythen um die verwunschenen Berge lassen sich bei einer Wanderung besonders gut nachvollziehen, während man an schroffen Gebirgspfaden entlanggeht und die majestätische Aussicht genießt.
Ein Erlebnis für die Sinne
Die Abende in den Pensionen sind von Herzlichkeit geprägt. Während der Gruppe frisch zubereitete albanische Spezialitäten wie Byrek und geschmortes Kalbfleisch serviert werden, findet ein reger Austausch von Geschichten und Erlebnissen statt. Diese Art der Gastfreundschaft schafft eine einzigartige Atmosphäre; die Teilnehmer kommen nicht nur zusammen, um zu essen, sondern auch, um Erfahrungen auszutauschen und Pläne zu schmieden. Von kulinarischen Köstlichkeiten bis hin zu Reiseplanungen bleibt kein Thema unberührt, und die Dunkelheit, die über die Berge bricht, wird zum Rahmen eines lebhaften Gesprächs.
Jeden Morgen im Morgengrauen bringt der Herbergsvater die Frühaufsteher zum Wanderbeginn. Der Vorteil, frühzeitig zu starten, liegt auf der Hand: Jede verloren gegangene Stunde vor der Mittagssonne ist kostbar, besonders in dieser Berglandschaft, die sich mit anspruchsvollen Trails erst im Laufe des Tages offenbart. Der Valbona-Pass, der die Nationalparks Valbona und Theth trennt, wartet mit atemberaubenden Blicken auf und bietet Abenteuerlustigen die Möglichkeit, schier endlose Wanderungen zu genießen.
Wer die Herausforderung sucht, kann auf dem Rundwanderweg „Peaks of the Balkans“ seine Grenzen austesten. Mit einer Länge von 192 Kilometern und zehn Etappen ist dieser Pfad nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch eine Reise durch die Stille und die Schönheit der Natur.
Natürlich wird die Tour im kleinen, aber lebhaften Shkodra wieder ausklingen, wo den Reisenden die Möglichkeit bleibt, sich zu entspannen und die zahlreichen gastronomischen Angebote zu genießen. Die traditionellen Bars und Restaurants laden dazu ein, die erlebten Abenteuer bei einem Glas Raki Revue passieren zu lassen, und die Stadt bietet einen perfekten Rahmen, um die Reise reflektieren zu können.
Für all diejenigen, die einmalige Erlebnisse in unberührter Natur suchen, ist die Kombination aus „selbstgeführten“ Wanderungen und der herzlichen Gastfreundschaft der Albaner unübertroffen. Von den Bergen bis in die Küchen, vom Komansee bis zu den Dörfern以上, werden die Erinnerungen und Erfahrungen der Reisenden noch lange nach der Rückkehr nach Hause nachklingen.
Tipps für die Anreise und den Aufenthalt: Direktflüge von Frankfurt, München oder Berlin nach Tirana bieten einen idealen Startpunkt. Von dort geht es weiter nach Shkodra, wo das überaus gesellige „The Wanderer Hostel“ und attraktive Unterkünfte wie das „Guesthouse Arben Selimaj“ darauf warten, entdeckt zu werden. In der Planung kann der Trip selbstgeführte Entdeckungen und Trekkingauflüge kombinieren, um die Albanische Kulturlandschaft vollständig zu erleben.