Die Freude am Reisen ist ungebrochen, doch die Realität vieler europäischer Reiseziele hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Überfüllte Straßen, lange Wartezeiten und kaum Platz zum Entspannen – dies sind die Begleiterscheinungen, die Millionen Touristen in beliebten Städten weltweit konfrontiert. Das Phänomen des sogenannten Overtourism macht selbst vor historischen Städten nicht Halt und führt dazu, dass sowohl Einheimische als auch Reisende die Zeit an beliebten Orten zunehmend als belastend empfinden.
Ein aktueller Bericht des Ferienhaus-Buchungsportals Holidu, basierend auf Informationen des Marktforschungsunternehmens Euromonitor International, hat die am stärksten von diesem Problem betroffenen Orte identifiziert. Laut der Analyse haben Dubrovnik, Rhodos und Venedig die Spitzenpositionen im massiven Touristenandrang inne. In den einst ruhigen Gassen und an den Stränden dieser Städte ist die Fülle an Besuchern spürbar.
Überlaufene Touristenhochburgen im Fokus
Die kroatische Stadt Dubrovnik führt die Liste mit schockierenden 27 Touristen pro Einwohner an. Bekannt durch ihre wunderschöne Altstadt und als Kulisse für die Erfolgsserie „Game of Thrones“, wird die Stadt im Sommer von einem wahren Touristenstrom heimgesucht. Die überfüllten Straßen erschweren nicht nur die Fortbewegung, sondern nehmen auch den Einheimischen die Lebensqualität. Hier könnte eine Reise in der Nebensaison den perfekten Ausweg darstellen, um die Schönheit der Stadt ohne den masseschen Andrang zu genießen.
An zweiter Stelle steht die griechische Insel Rhodos, auf der 26 Touristen pro Einwohner gezählt werden. Diese einst ruhige Destination hat sich in den letzten Jahren stark verändert und wächst schnell zu einem Hotspot für Urlauber. Trotz der Herausforderungen gibt es jedoch auch ruhige Orte wie die Vlycha Bay, die den Besuchern eine entspannte Atmosphäre bieten.
Auf Platz drei rangiert Venedig mit 21 Touristen pro Einwohner. Die UNESCO-Weltkulturerbestadt ist nicht nur ein beliebter Anziehungspunkt bei Reisenden, sondern leidet auch unter den negativen Auswirkungen der Massen, was die lokale Infrastruktur betrifft. Um die Situation zu entschärfen, ist geplant, ab 2025 Eintrittsgebühren für die Stadt einzuführen.
Die Herausforderungen des Massentourismus
Die Problematik des Massentourismus hat nicht nur Auswirkungen auf die Städte selbst, sondern auch auf die Reisenden. Anzahlreiche Sehenswürdigkeiten sind oft überfüllt und im Voraus ausgebucht. Längere Wartezeiten und erschöpfende Menschenmengen machen das Erlebnis, das einmal so verlockend erschien, schnell unangenehm. Touristen, die auf der Suche nach unvergesslichen Erlebnissen sind, finden sich in einer veränderten Realität wieder, in der Entspannung oft auf der Strecke bleibt.
Die griechische Stadt Heraklion, mit 18 Touristen pro Einwohner, sowie Florenz, Italien, an fünfter Stelle mit 14 Touristen pro Einwohner, sind weitere Städte, die stark unter dem Andrang leiden. Während es dort zahlreiche historische und kulturelle Attraktionen gibt, wird die Wahrnehmung ihrer Schönheit durch die Massen stark beeinflusst.
Die Liste der überfülltesten Reiseziele 2024
Die Untersuchung führte zu einer Rangliste der am stärksten überfüllten Reiseziele:
- Dubrovnik, Kroatien (27 Touristen pro Einwohner)
- Rhodos, Griechenland (26 Touristen pro Einwohner)
- Venedig, Italien (21 Touristen pro Einwohner)
- Heraklion, Griechenland (18 Touristen pro Einwohner)
- Florenz, Italien (14 Touristen pro Einwohner)
- Reykjavik, Island (12 Touristen pro Einwohner)
- Amsterdam, Niederlande (12 Touristen pro Einwohner)
- Lissabon, Portugal (11 Touristen pro Einwohner)
- Porto, Portugal (11 Touristen pro Einwohner)
- Dublin, Irland (9 Touristen pro Einwohner)
- Athen, Griechenland (9 Touristen pro Einwohner)
Die Herausforderungen, die diese Reiseziele bewältigen müssen, spiegeln eine größere Diskussion über nachhaltigen Tourismus wider. Ein Umdenken in der Reisebranche sowie in der Politik ist dringend notwendig, um die Balance zwischen dem Erhalt der Kultur und der Gastfreundschaft für Reisende zu finden.
Die Herausforderungen des Massentourismus betreffen nicht nur die Infrastruktur der betroffenen Städte, sondern haben auch weitreichende soziale und wirtschaftliche Konsequenzen. Die Überlastung der Reiseziele führt oft zu steigenden Lebenshaltungskosten für die Einheimischen, da touristische Aktivitäten die Preise für Unterkunft, Lebensmittel und Dienstleistungen in die Höhe treiben. Viele Einheimische können sich die gewohnten Lebensstandards nicht mehr leisten und sind gezwungen, in weniger beliebten Regionen zu wohnen oder ihre Arbeitsplätze aufzugeben. Dies schafft Spannungen zwischen Einheimischen und der Tourismusindustrie, die oft nicht im gleichen Maße von den steigenden Kosten betroffen sind.
Nachhaltigkeitsinitiativen im Tourismus
Um den negativen Auswirkungen des Overtourism entgegenzuwirken, setzen viele Städte und Länder mittlerweile auf Nachhaltigkeitsinitiativen. In Destinationen wie Venedig wurden Projekte zur Erhaltung der Umwelt und der lokalen Kultur gestartet. Zudem fördert man verstärkt nachhaltigen Tourismus, der den Fokus auf die Erhaltung der einzigartigen Kultur und Natur legt. Dies beinhaltet beispielsweise die Förderung von umweltfreundlichen Transportmitteln, die Unterstützung lokaler Geschäfte und die Sensibilisierung der Touristen für das respektvolle Verhalten in stark frequentierten Gebieten. Initiativen wie die „Green Cities“ Bewegung versuchen, Reisende zu ermutigen, ihren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Informationen dazu finden sich auf Websites wie der [United Nations World Tourism Organization](https://www.unwto.org).
In Amsterdam wurde eine „Touristensteuermarge“ eingeführt, die dazu beiträgt, die Einnahmen zur Verbesserung der lokalen Infrastruktur und zur Unterstützung von Initiativen zur Bekämpfung des Overtourism zu verwenden. Diese Gelder fließen in öffentliche Verkehrsmittel, die Pflege von Grünflächen und den Schutz kultureller Erbes. Ähnlich gehen viele andere stark frequentierte Reiseziele vor und betrachten Tourismus nicht mehr als reine Einnahmequelle, sondern als Teil eines größeren Ökosystems, das sowohl lokale Gemeinschaften als auch die Umwelt schützten muss.
Ziele für die Zukunft
Die Reisebranche steht vor der Herausforderung, sich in einer sich schnell verändernden Welt neu zu definieren. Die Pandemie hat viele Reisende dazu gebracht, ihre Präferenzen zu überdenken und den Fokus auf weniger bekannte Destinationen zu legen, was den Druck auf stark frequentierte Städte verringern könnte. Dies könnte zu einem Umdenken führen, sowohl bei Touristen als auch bei Anbietern von Reiseleistungen, um Reisen nachhaltiger und verantwortungsbewusster zu gestalten.
Eine aktuelle Umfrage von Airbnb zeigt, dass eine wachsende Zahl von Reisenden bereit ist, weniger bekannte Reiseziele zu besuchen, um überfüllte Orte zu vermeiden. Diese Tendenz könnte dazu beitragen, die Last von stark frequentierten Städten zu nehmen, und lokale Gemeinschaften in weniger besuchten Regionen unterstützen. Insbesondere die jüngere Generation, die oft bewusster und umweltfreundlicher reist, wird voraussichtlich einen großen Einfluss auf die zukünftige Ausrichtung des Tourismus haben.