Reisen

Reisen im Krieg: Stephan Orths Couchsurfing-Abenteuer in der Ukraine

Stephan Orth, ein Journalist, reist während des Ukrainekriegs durch das Land, um die Realität vor Ort zu dokumentieren, erlebt ständige Raketenalarme und wird von seinem Autovermieter gewarnt, als er sich in gefährlicher Nähe zur Front befindet, und zeigt damit die herausfordernde Lage der Menschen sowie die Bedeutung genauer Berichterstattung über den Konflikt.

Inmitten eines andauernden Konflikts präsentiert sich die Ukraine als ein faszinierendes, wenn auch herausforderndes Reiseziel. Der Journalist Stephan Orth hat sich auf eine besondere Reise durch das Land begeben, um nicht nur Plätze und Menschen kennenzulernen, sondern auch die Geschichten, die im Schatten des Krieges stehen. Sein kürzlich erschienenes Buch „Couchsurfing in der Ukraine. Meine Reise durch ein Land im Krieg“ zielt darauf ab, diesen Erlebnissen Gehör zu verschaffen und einen Einblick in die Lebensrealitäten der Menschen vor Ort zu geben.

Reiseerfahrungen und journalistische Motivation

Orth begann seine Reise nicht aus einem bloßen Interesse an Urlaub oder Abenteuer, sondern um der vernachlässigten Stimme der Ukrainer Gehör zu verschaffen. „Ich wollte den Menschen auf Augenhöhe begegnen und ihre Geschichten erzählen“, erklärt er. Dies wird durch seine Methode des Couchsurfings verdeutlicht, bei der er direkte Verbindungen zu Einheimischen aufbaut und die Realitäten des Lebens in einem von Krieg geprägten Land hautnah erfährt. Trotz seiner Bemühungen, Gastgeber zu finden, war es eine Herausforderung, in einem Land, in dem viele mit anderen Überlebensfragen beschäftigt sind, Unterkunft zu bekommen.

Die Herausforderung der Sicherheit

Die Route des Journalisten führte ihn durch verschiedene Regionen der Ukraine, und trotz bestehender Gefahren war das Reisen für ihn vor allem eine Form der journalistischen Recherche. „Natürlich war es nicht einfach, einfach so per Mietwagen an die Front zu fahren. Es gibt viele Checkpoints und Einschränkungen,“ berichtet er. Um in diese Gebiete zu gelangen, ist eine spezielle Erlaubnis des ukrainischen Militärs erforderlich, was die Komplexität seiner Reise erhöht. Besonders fragil wurde es, als sein Autovermieter mehrmals anrief und ihn warnte, dass er sich in Artilleriereichweite der russischen Truppen befand.

Krise und Freundschaft

Die emotionale Belastung der ständigen Kriegsgeräusche und die Nachrichten über Angriffe auf seine Gastgeber blieben nicht ohne Auswirkungen auf Orth. „Ich erlebe tatsächlich Nachwirkungen. Jedes Geräusch bringt meinen Puls in die Höhe“, gibt er zu. Dennoch stellt er fest, dass die Gegebenheiten vor Ort, so herausfordernd sie auch sind, die Menschen nicht entmutigen. „Der Lebenswillen und die Durchhaltefähigkeit der Ukrainer haben mich tief beeindruckt“, sagt er. Trotz der Misere zeigten viele Gastgeber eine unglaubliche Gastfreundschaft, was auch zu einer positiven Erfahrung für Orth führte.

Die Rolle von Voluntourismus und Hilfsprojekten

Orth sieht Potenzial für eine neue Form des Reisens, die sogenannte Voluntourismus, sobald sich die Sicherheitslage stabilisiert. „Das könnte ein großer Reisetrend werden,“ so seine Einschätzung. Er verdeutlicht, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, sich an Hilfsprojekten zu beteiligen und somit auch das Land aktiv zu unterstützen. Initiativen zur Wiederaufbauhilfe könnten zahlreiche Freiwillige anziehen, ähnlich wie in den Nachkriegsjahren.

Lebensrealitäten im Schatten des Krieges

Die Situation in der Ukraine bleibt auch nach fast zwei Jahren Krieg angespannt. Die ständigen Stromausfälle und das Leben mit Luftalarmsirenen gehören mittlerweile zum Alltag der Menschen. Doch Orth versichert, dass viele Ukrainer sich darauf konzentrieren, ihre täglichen Probleme zu bewältigen, und weniger Angst vor hypothetischen Szenarien haben. „Sie wissen, wie Putin agiert und sind gewappnet, um zu widerstehen“, betont er und beschreibt eine bemerkenswerte Resilienz der Bevölkerung, die sich auch in ihrer Lebensweise widerspiegelt.

Stephan Orths Buch liefert nicht nur einen Einblick in die aktuellen Gegebenheiten vor Ort, sondern lädt die Leser dazu ein, über den Krieg hinauszuschauen und die Menschlichkeit zu erkennen, die in Krisenzeiten bestehen bleibt. Mit seinen Erzählungen bietet er nicht nur Informationen, sondern auch eine Plattform, um die Stimmen der Ukrainer zu hören und mit ihnen mitzufühlen.

NAG

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