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Schweizer Olympiakollektion: Nachhaltigkeit oder Greenwashing?

Die Olympiajacken der Schweizer Delegation, hergestellt von der Marke On aus umstrittenen PET-Flaschen, stehen in der Kritik, da sie trotz ihres Recyclingansatzes ökologische Bedenken aufwerfen und die nachhaltige Produktion infrage stellen, während sie in Paris bei den Olympischen Spielen 2024 zur Schau gestellt werden.

Die Olympischen Spiele in Paris ziehen alle Augen auf sich und fungieren als eine weltweite Plattform für Athleten und Marken. Doch während der glamourösen Eröffnungsfeier ließ eine Entscheidung der Schweizer Sportbekleidungsmarke On Fragen zur Nachhaltigkeit aufkommen. Konzipiert, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, könnte das Outfitting der Athleten unbeabsichtigt ökologische Probleme verstärken.

Olympische Spiele als Bühne für Nachhaltigkeit

In einer Zeit, in der viele Unternehmen den Fokus auf umweltfreundliche Praktiken legen, hat sich On mit einer speziellen Kollektion für die Olympischen Spiele hervorgetan. Unter den 24 Kollektionsteilen befinden sich Kleidung, Schuhe und Accessoires. Zwar prahlt die Marke mit der Verwendung von recycelten Materialien, doch die Frage, ob dies tatsächlich nachhaltig ist, bleibt unbeantwortet.

Die Problematik der recycelten PET-Materialien

Ein wesentlicher Bestandteil der Jacken ist PET, ein Kunststoff, der ursprünglich aus Flaschen gewonnen wurde. Während dies auf den ersten Blick einen umweltfreundlichen Schritt darstellt, ergeben sich bei näherer Betrachtung erhebliche Bedenken. Laut Kai Nebel, einem Experten für textile Verfahrenstechnik, ist die Herstellung von Textilien aus recyceltem PET nicht wirklich nachhaltig. Er erklärt, dass der Prozess energieintensive chemische Reinigungen und Transporte erfordere, was den ökologischen Nutzen mindere.

Kreislaufwirtschaft und ihre Herausforderungen

Nebel hebt zudem hervor, dass durch die Verwendung von PET für Bekleidung die Produktionskette für Plastikflaschen in der Getränkeindustrie belastet wird. Um den Bedarf der Textilindustrie zu decken, müssen mehr Flaschen produziert werden, was dem Konzept der Kreislaufwirtschaft widerspricht. Die Verwendung von recyceltem Material reißt es somit aus einem funktionierenden Kreislaufsystem.

Mikroplastik und gesundheitliche Bedenken

Ein weiteres ernstes Thema sind die gesundheitlichen Auswirkungen von Kunstfasern, die Mikroplastik abgeben. Teilweise gelangen diese winzigen Partikel ins Wasser und anschließend in die Nahrungskette. Bereits heute ist unklar, welche langfristigen Folgen dies für die menschliche Gesundheit hat. Experten empfehlen daher, Kleidung zu bevorzugen, die frei von Kunstfasern ist.

On’s Engagement für Nachhaltigkeit

Trotz der Kritik hat sich On zu einer umweltfreundlichen Produktion verpflichtet. Laut Unternehmensangaben besteht bereits ein Drittel der Produkte aus recycelten oder erneuerbaren Materialien. Sie setzen sich das Ziel, den Wasserverbrauch sowie den Einsatz von Chemikalien und Abfall zu minimieren. Dennoch bleibt die Frage, ob die gewählte Produktionsmethode wirklich nachhaltig ist oder lediglich als Greenwashing wahrgenommen werden könnte.

Ein Blick in die Zukunft

Der Einfluss der Olympischen Spiele auf das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist unbestreitbar. Obwohl die Bemühungen von On lobenswert sind, muss das Unternehmen transparent darüber sein, wie viel tatsächlich aus recyceltem Material besteht. Die Schweizer Olympia-Jacken, die den Athleten während der Spiele präsentiert werden, könnten ein kritisches Beispiel dafür sein, wie gute Absichten und marketingtechnische Maßnahmen in einen Widerspruch geraten können.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Olympischen Spiele nicht nur die Athleten, sondern auch die Marken auf die Probe stellen. Es bleibt abzuwarten, ob On und andere Unternehmen nachhaltigere Methoden finden, die sowohl die Umwelt schützen als auch ein positives öffentliches Image fördern können.

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