Rhein-Erft-Kreis

Neuer Lebensraum für Kinder: Wohngruppen im Erper Cordenhof

"Die Schulte-Schmelter-Stiftung plant eine neue Wohngruppe für Kinder und eine Wohngemeinschaft für Jugendliche im Erper Cordenhof, um traumatisierten jungen Menschen in der Nähe der Janusz-Korczak-Grundschule bis Januar ein sicheres Zuhause zu bieten."

Im Erftstädter Cordenhof wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, das bereits jetzt große Aufmerksamkeit erregt. Die Schulte-Schmelter-Stiftung plant, die lange verwaiste Anlage zu transformieren und eine Wohngruppe sowie eine Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche einzurichten. Bei einem kürzlich veranstalteten Sommerfest konnten die Bürger von Erp einen ersten Blick auf die Veränderungen werfen und sich über die neuen Möglichkeiten informieren, die dort entstehen werden.

Der Cordenhof selbst bietet durch seine idyllische Lage, direkt gegenüber der Janusz-Korczak-Grundschule, die besten Voraussetzungen für solch eine soziale Einrichtung. Die Immobilie wurde vor zwei Jahren für 2,3 Millionen Euro von der Stiftung erworben, nachdem sie zuvor in den Händen von Theo Mittelstaedt war, einem ehemaligen Standesbeamten von Erftstadt. Mittelstaedt hatte die historischen Gebäude sorgfältig restaurieren lassen, was nun als Grundlage für die neuen Nutzungen dienen kann.

Urbane Entwicklung im Dienst der Jugend

Trotz des vielversprechenden Starts ist für die Verantwortlichen der Stiftung noch viel zu tun. Geschäftsführer Olaf Maurer gab an, dass er keine genauen Zahlen zu den Gesamtkosten machen könne, aber die Arbeiten bis Januar abgeschlossen sein sollen. Dazu gehören umfassende Renovierungen, die Erneuerung von Elektrik und technischen Installationen sowie die energetische Modernisierung des alten Gemäuers. Dies ist notwendig, um in der heutigen Zeit den energetischen Standards zu entsprechen, was auch den Einbau von Wärmepumpen und die Installation von Solarpaneelen auf dem modernen Anbau umfasst.

In dem Hauptgebäude aus dem Jahr 1877 werden derzeit große Räume in kleinere Zimmer umgestaltet, um Platz für acht Kinder im Alter von sechs Jahren zu schaffen. Im ersten Stock wird eine Wohngemeinschaft eingerichtet, die vier Jugendlichen ein Zuhause bieten soll, während sie darauf vorbereitet werden, auch im Leben selbständig zurechtzukommen.

Ein sicherer Ort für traumatisierte Jugendliche

Die Kinder und Jugendlichen, die hier einziehen werden, stammen aus schwierigen Verhältnissen, in denen ein Verbleib in der Familie aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. Die Jugendämter spielen bei der Vermittlung dieser jungen Menschen in die neue Einrichtung eine entscheidende Rolle. Maurer betont den enormen Bedarf an solchen Angeboten, der aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen immer weiter wächst. Faktoren wie steigende psychische Probleme und die Abwesenheit von Eltern erhöhen den Druck auf das System.

Lisa Maurer, die pädagogische Leiterin der Stiftung, erklärt, dass der Cordenhof durch seine geschützte Umgebung ideales Umfeld bietet. Der von Gebäuden umschlossene Innenhof wird den Kindern ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Rund um die Uhr stehen im Schichtdienst mindestens sechs pädagogische Fachkräfte bereit, um die Kinder intensiv zu betreuen. Für die Wohngemeinschaft der Jugendlichen sind zwei Pädagogen zuständig, die als Ansprechpartner fungieren.

Neben der Wohngruppen steht auch eine Anzahl von vermieteten Wohnungen zur Verfügung, die mit den geplanten neuen Angeboten der Stiftung jedoch nicht beeinträchtigt werden sollen. Das Büro der Stiftung hat bereits von Köln nach Erp umgesiedelt und befindet sich zentral am Eingang des Cordenhofs, um eng mit den neuen Programmen zusammenarbeiten zu können.

Hubert Schulte-Schmelter, der Kölner Unternehmer und Vorsitzende der Stiftung, legt besonderen Wert auf die ganzheitliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen. Sein Ziel ist es, diesen jungen Menschen durch eine wertschätzende, heilpädagogische Grundhaltung sichere und entwicklungsfördernde Bedingungen anzubieten. Die Stiftung wurde 2008 gegründet und hat bereits mehrere Wohnprojekte in der Umgebung ins Leben gerufen, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.

In einer Zeit, in der die Herausforderungen für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen stetig zunehmen, stellt der Umbau des Cordenhofs eine ringsum positive Entwicklung dar. Die anstehenden Maßnahmen könnten den ersten Schritt zu einer besseren Zukunft für viele junge Menschen darstellen, die sowohl Unterstützung als auch einen sicheren Rückzugsort benötigen.

Die Entscheidung der Schulte-Schmelter-Stiftung, die Räumlichkeiten des Cordenhofs für die Jugendhilfe zu nutzen, fällt in einen gesellschaftlichen Kontext, der von steigenden Zahlen an Kindern und Jugendlichen geprägt ist, die aufgrund familialer Probleme in Pflege oder Einrichtungen untergebracht werden müssen. Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) gibt es in Deutschland einen erheblichen Bedarf an Platz in Einrichtungen, die auf die Bedürfnisse dieser vulnerablen Gruppen eingehen. In den letzten Jahren sind die Zahlen der Kinder in Pflegefamilien oder in Heimeinrichtungen kontinuierlich gestiegen, was auf zahlreiche Faktoren zurückzuführen ist, einschließlich einer Zunahme von Scheidungen, Suchtproblemen und psychischen Erkrankungen bei Eltern.

Um diesem Bedarf gerecht zu werden, sind viele Jugendämter auf der Suche nach geeigneten Partnern, die Kinder und Jugendliche in einem sicheren und fördernden Umfeld betreuen können. Die Schulte-Schmelter-Stiftung hat sich in diesem Bereich bereits einen Namen gemacht, indem sie integrierte Konzepte für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen entwickelt hat, die über die reine Unterbringung hinausgehen. Ein zentraler Aspekt ist die Förderung des Selbstwertgefühls und die Unterstützung bei der Bewältigung von traumatischen Erlebnissen, was durch einen ganzheitlichen heilpädagogischen Ansatz ermöglicht wird.

Die Bedeutung der pädagogischen Betreuung

Ein bedeutender Teil der Umsetzung der Ziele der Stiftung besteht in der Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte. Die Schulte-Schmelter-Stiftung legt Wert auf die Ausbildung und kontinuierliche Fortbildung ihrer pädagogischen Mitarbeiter, um sicherzustellen, dass die Kinder und Jugendlichen die bestmögliche Betreuung erhalten. In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern in sozialen Berufen eine Herausforderung, die viele Organisationen vor große Schwierigkeiten stellt. Es wird angenommen, dass die Attraktivität von Arbeitsplätzen in sozialen Einrichtungen überwiegend von den angebotenen Rahmenbedingungen, der internen Teamstruktur und den Entwicklungsmöglichkeiten abhängt.

Die umfassende Betreuung der Kinder und Jugendlichen wird durch regelmäßige Fort- und Weiterbildung für das Team unterstützt. Dies umfasst sowohl Themen wie die Trauma-Pädagogik als auch die Förderung von Resilienz und sozialen Kompetenzen. Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Kinder und Jugendlichen sicher und geborgen aufwachsen können und gleichzeitig die Möglichkeit erhalten, ihre individuellen Fähigkeiten zu entfalten.

Infrastruktur und energetische Sanierung

Bei der Sanierung des Cordenhofs spielt auch die energetische Effizienz eine zentrale Rolle. In Deutschland wird ein verstärkter Fokus auf nachhaltige Gebäude gelegt, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Die Installation von Solarpaneelen und die Umrüstung auf moderne Heizsysteme wie Wärmepumpen sind Schritte in diese Richtung. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat Deutschland das Ziel, den Primärenergieverbrauch bis 2020 um 20 % zu senken und den Anteil erneuerbarer Energien deutlich zu erhöhen. Durch die energetische Sanierung des Cordenhofs leisten die neuen Betreiber ihren Teil zur Erreichung dieser Ziele.

Die kommenden Monate werden zeigen, wie die Zusammenarbeit zwischen der Schulte-Schmelter-Stiftung, den Jugendämtern und der Gemeinde Erp gestaltet wird, um eine erfolgreiche Eingliederung der Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten. Die Integration solcher sozialer Einrichtungen in das Gemeinschaftsleben ist oft entscheidend für die Akzeptanz und den Erfolg der Projekte sowie für die Entwicklung eines stabilen Unterstützungsnetzwerks für die beteiligten Familien.

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