Der Wandel in der Vormundschaft: Troisdorf setzt auf ehrenamtliche Unterstützung
In Troisdorf wird ein wichtiger Schritt in der Betreuung von Kindern mit Vormundschaften unternommen. Die Stadt reagiert auf die Herausforderungen in der Kinderbetreuung und betont die Bedeutung der ehrenamtlichen Vormundschaften, um die individuellen Bedürfnisse der Kinder besser zu berücksichtigen.
Soziale Verantwortung: Ehrenamtliche Vormünder im Fokus
Die Stadt Troisdorf führt aktuell rund 70 Amtsvormundschaften, wobei zwei Vollzeitkräfte mit der Aufgabe betraut sind. Die Änderung des Vormundschaftsgesetzes hat zur Folge, dass nun die ehrenamtlichen Vormünder Vorrang vor den Amtsvormundschaften erhalten sollen. Dies geschieht in dem Bestreben, die Zeit, die einem Kind von seinem Vormund gewidmet werden kann, zu erhöhen. Laura Eberle, die den Fachdienst für ehrenamtliche Vormundschaften leitet, erläutert: „Ehrenamtliche haben mehr Zeit, auf die Kinder einzugehen.“
Gesetzliche Grundlagen und Auswirkungen
Hinter diesem Wandel steht ein gesetzlicher Rahmen, der den Schwerpunkt auf das Wohl der Kinder legt. Dr. Markus Wüst, der Leiter des Jugendamts in Troisdorf, betont: „Mehr noch als bisher wollen wir das Kindeswohl in den Mittelpunkt stellen.“ Die Gesetzesnovelle ermöglicht es den Kindern, aktiv an Entscheidungen über ihre Vormundschaft beteiligt zu werden. Diese starke Einbeziehung der Kinder ist ein zentraler Aspekt, der in der neuen Ausrichtung der Vormundschaften betont wird.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Die Gewinnung und Schulung von ehrenamtlichen Vormündern liegt in den Händen des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Bonn und Rhein-Sieg-Kreis, der als Partner der Stadt fungiert. Jutta Oehmen, Vorständin des SkF, weist auf die Notwendigkeit einer fundierten Begleitung der Ehrenamtlichen hin. „Es braucht eine gute Begleitung“, erklärt sie, um den Herausforderungen, die unvermeidlich auftreten werden, gewachsen zu sein. Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass es Situationen geben wird, in denen eine ehrenamtliche Betreuung nicht ausreichend ist und die Fachkräfte des Jugendamtes weiterhin gefragt sind.
Der Weg zur Umsetzung: Informationsveranstaltungen und Schulungen
Um interessierten Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich über die Rolle des Vormunds zu informieren, soll im Oktober eine Informationsveranstaltung stattfinden. Laura Eberle lädt alle Interessierten ein, sich zu melden und mehr über die anspruchsvolle, jedoch erfüllende Aufgabe zu erfahren. Dazu zählen auch Familienangehörige, die bereits Vormund sind und an speziellen Schulungen teilnehmen können.
Eignung und Verantwortung der Ehrenamtlichen
Die Eignung für diese verantwortungsvolle Aufgabe umfasst bestimmte Kriterien: Die Kandidaten sollten zwischen 30 und 70 Jahren alt sein, in geordneten finanziellen Verhältnissen leben und psychische sowie soziale Belastbarkeit mitbringen. Laura Eberle betont, dass Vorwissen nicht unbedingt notwendig ist, jedoch die Zuverlässigkeit der wichtigste Faktor bei der Ausübung dieser verantwortungsvollen Aufgabe sein sollte.
Das Ziel: Förderung der Kinder und Jugendlichen
Die Aufgaben der Vormundschaft erstrecken sich über die elterliche Sorge und umfassen rechtliche und soziale Belange wie Erziehung, Ausbildung und die körperliche wie seelische Entwicklung. Vormünder sind auch verantwortlich für die Beantragung von Sozialleistungen. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Rolle nicht mit der Aufnahme des Kindes in die eigene Familie oder finanziellen Aufwendungen verbunden ist.
Durch die Umstellung auf ehrenamtliche Vormundschaften könnte Troisdorf ein Beispiel dafür sein, wie soziale Verantwortung und rechtliche Rahmenbedingungen Hand in Hand gehen können, um das Wohl der Kinder besser zu fördern.
– NAG