Die Innenstädte vieler deutscher Städte stehen zunehmend unter Druck. Verwaiste Fußgängerzonen und zahlreiche leerstehende Geschäftsräume sind mittlerweile ein häufiges Bild. Ein Beispiel dafür ist die Stadt Trier, die trotz ihrer historischen Bedeutung und jährlichen Besucherzahlen mit einem gravierenden Problem kämpft: dem Rückgang traditioneller Geschäfte.
Besonders auffällig ist das seit vier Jahren leerstehende Karstadt-Haus in der Simeonstraße, das als Symbol für den Einzelhandelsrückgang gilt. Der bevorstehende Schließungsstichtag der Galeria Karstadt Kaufhof in der Fleischstraße sorgt zusätzlich für Unruhe. Mittlerweile hat sich ein Investor eingeschaltet, der das alte Karstadt-Gebäude in eine Markthalle umwandeln möchte, in der regionale Produkte und Cafés angeboten werden sollen. Geplant ist auch ein Hotel im oberen Bereich des Gebäudes. Ob diese Initiativen tatsächlich helfen können oder ob es noch Jahre dauern wird, bis die Veränderungen sichtbare Auswirkungen haben, bleibt abzuwarten.
Herausforderungen durch Onlinehandel
Ein Hauptproblem, das die Innenstadtgeschäfte zu bewältigen haben, ist der Boom des Onlinehandels. Professor Martin Fassnacht von der Wissenschaftlichen Hochschule in Vallendar beschreibt die Lage so: „Das entscheidende Problem ist, dass wir als Konsumenten immer mehr online einkaufen.“ Er betont, dass viele Einzelhändler nicht ausreichend auf die veränderten Einkaufsgewohnheiten eingestellt sind. Fassnacht schlägt vor, dass stationäre Geschäfte ihren Kunden sowohl im Laden als auch online ein ansprechendes Einkaufserlebnis bieten sollten. Beispielsweise könnten Kunden zu Hause recherchieren, ob ein Produkt im lokalen Geschäft erhältlich ist, bevor sie sich auf den Weg machen.
Er glaubt auch, dass niedrigere Mieten zwar eine Entlastung für Einzelhändler darstellen, jedoch nicht die entscheidende Lösung für die anhaltenden Probleme sind. „Die Ladenmieten machen nur 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten aus“, erklärt Fassnacht, „eine Reduzierung würde nicht als ‚Gamechanger‘ fungieren.“
Kreative Ansätze zur Innenstadtbelebung
In vielen Städten gibt es bereits erfolgreiche Ansätze zur Wiederbelebung der Innenstädte. Ein Beispiel ist Andernach am Rhein, wo der Leerstand rückläufig ist. Hier berichten die Verantwortlichen von einer vorteilhaften Entwicklung, da mehr Geschäfte neu eröffnet werden, als schließen. Citymanager Dustin Heip hebt hervor, dass die Stadt aktiv an Konzepten arbeitet, die die Attraktivität der Fußgängerzone steigern. Die Stadthausgalerie wurde dafür gekauft, um mehr Menschen in die Innenstadt zu locken. Der Umstand, dass die meisten Geschäfte hier nicht leer stehen, wird als positives Zeichen gewertet.
Dort sehen sich die Händler nicht als Konkurrenten, sondern als Teil einer solidarischen Gemeinschaft, wie die Modehändlerin Heike Reiff beschreibt. Sie hebt hervor, dass ihre Kunden von der besonderen Stimmung profitieren, die in Andernach herrscht. Ein Konzept, das bei den Einheimischen sowie bei Touristen gut ankommt, sind die „First Fridays“, an denen die Geschäfte unter einem bestimmten Motto bis 22 Uhr öffnen.
Weiterhin erfreuen sich die sogenannten „Concept Stores“, eine Mischung aus Café, Weinbar und Einzelhandel, großer Beliebtheit, insbesondere unter den jüngeren Kunden. Die Rückkehr der Kunden in die Innenstadt wird nicht nur als wirtschaftlicher Erfolg gewertet, sondern auch als Zeichen dafür, dass Andernach eine angenehme, stressfreie Einkaufsumgebung bietet.
Auf dem Weg zu einer attraktiveren Innenstadt
Ob durch den Umbau von leerstehenden Geschäftsräumen oder durch innovative Geschäftskonzepte wie die beschriebenen, eines ist klar: Die Innenstadt hat einen Wandel nötig, um attraktiv zu bleiben. Die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Händlern erweist sich als Schlüssel zu einer lebendigen und einladenden Innenstadt. Alle Beteiligten müssen bündeln, um individuelle Bedürfnisse der Kunden zu erkennen und zu bedienen. Es braucht Ideen, die sowohl neue als auch alte Kunden wieder in die Stadt holen. Nur so kann der Kampf gegen Leerstände und den Rückgang des Einzelhandels erfolgreich geführt werden.
Stadtentwicklung und ihre Herausforderungen
Die Stadtentwicklung steht in vielen deutschen Städten vor großen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Belebung von Innenstädten. In vielen Fällen sind soziale, wirtschaftliche und politische Faktoren maßgeblich, die zum Rückgang des Einzelhandels beitragen. Die COVID-19-Pandemie hat diese Problematik verschärft, da viele Menschen sich an Online-Einkäufe gewöhnt haben und das gemeinschaftliche Erlebnis des Einkaufs in Geschäften vermissen. In Städten wie Trier zeigt sich dies durch leere Ladenlokale und sinkende Besuchszahlen.
Zusätzlich spielt die demografische Entwicklung eine Rolle. In vielen Regionen schrumpfen die Bevölkerungen oder altern, was bedeutet, dass es weniger junge Käufer gibt, die in den Geschäften der Innenstädte einkaufen. Auch die Ansiedlung großer Einzelhandelsketten in Stadtrandlagen zieht Kunden von den zentralen Lagen ab und erschwert es kleinen, lokalen Geschäften, zu überleben.
Erfolgreiche Stadtumgestaltungen als Vorbilder
Ein Beispiel für eine gelungene Stadtgestaltung ist die Stadt Freiburg im Breisgau. Dort wurde nicht nur der öffentliche Raum aufgewertet, sondern auch Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und zur Förderung des Fußgänger- und Fahrradverkehrs implementiert. Auch der Einsatz von Kunst im öffentlichen Raum und die Schaffung von Viertel- und Stadtteilfesten haben zur Belebung der Innenstadt beigetragen. Die Stadtverwaltung und lokale Akteure arbeiten dort eng zusammen, um ein kohärentes Konzept zur Förderung des Einzelhandels und der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu entwickeln.
Ein weiteres Beispiel ist das Einkaufszentrum „Altstadt Passagen“ in Bonn, das durch eine Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und kulturellen Veranstaltungen erfolgreich die Menschen in die Innenstadt zieht. Diese Konzepte könnten auch als Inspirationsquelle für andere Städte dienen, die ähnliche Probleme wie Trier und Andernach haben.
Einfluss von E-Commerce auf das Kaufverhalten
Die Zunahme des Online-Handels ist ein erheblicher Faktor, der die Einzelhandelslandschaft beeinflusst. Eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) aus 2022 zeigt, dass etwa 61 % der deutschen Verbraucher regelmäßig online einkaufen, wobei vor allem young adults unter 30 Jahren stark vertreten sind. Diese Entwicklungen zwingen stationäre Händler, sich anzupassen und innovative Einkaufserlebnisse zu schaffen, um die Kunden in die Innenstädte zu locken.
Der Beschluss über das Umsatzwachstum im Online-Handel hat tiefgreifende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Struktur der Innenstädte. Im Jahr 2021 verzeichnete der Online-Handel in Deutschland ein Wachstum von 19,6 % im Vergleich zum Vorjahr, was für den stationären Einzelhandel eine ernsthafte Konkurrenz darstellt. Daher ist die Verbindung von Online- und Offline-Angeboten für viele Einzelhändler unverzichtbar geworden.
Gemeinsame Initiativen zur Standortförderung
Um die Herausforderungen der Innenstädte wirksam anzugehen, ist ein gemeinsames Handeln von Stadtverwaltung, Einzelhändlern und Bürgern erforderlich. Initiativen wie die „Zukunftsinitiative Innenstädte“ fördern den Austausch zwischen Städten und unterstützen Maßnahmen zur Stärkung des stationären Einzelhandels. Beispielsweise arbeiten Städte wie Koblenz und Mainz an gemeinsamen Projekten, die nicht nur den Einzelhandel, sondern auch kulturelle und soziale Angebote stärken sollen.
Die Schaffung von lebendigen Stadtzentren hängt stark von der Zusammenarbeit aller Beteiligten ab. Ein koordiniertes Marketing und gemeinsame Veranstaltungen können den Rückgang des Einzelhandels stoppen und das Käuferverhalten positiv beeinflussen. Durch ein ansprechendes Gesamtpaket aus Gastronomie, Rahmenprogrammen und Einzelhandel können Städte wieder Menschen anziehen und die Aufenthaltsqualität entscheidend verbessern.