Mainz-BingenRheinland-Pfalz

Wildschwein und Waschbär: Jagdzahlen in Rheinland-Pfalz steigen erheblich

Im Jagdjahr 2023/2024 haben Jäger in Rheinland-Pfalz mit rund 61.600 erlegten Wildschweinen einen Anstieg von über 16.500 Tieren im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet, was auf Schwankungen in der Wildschwein-Population zurückzuführen ist und somit wichtige Erkenntnisse für das Wildtiermanagement liefert.

In Rheinland-Pfalz wurde im vergangenen Jagdjahr ein markanter Anstieg bei den erlegten Wildschweinen verzeichnet. Die Jägerinnen und Jäger erlegten rund 61.600 der Tiere, was einen Zuwachs von über 16.500 im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Zahlen wurden vom Landesjagdverband Rheinland-Pfalz in Gensingen mitgeteilt. Die verantwortliche Sprecherin erklärte, dass die Schwankungen in der Population eine entscheidende Rolle spielen. Dies bedeutet, dass in einem Jagdjahr, in dem viele Tiere erlegt werden, im darauffolgenden Jahr meist weniger Tiere vorhanden sind. Nach dieser Phase steigt die Zahl der Abschüsse wieder an, was sich in den aktuellen Statistiken widerspiegelt.

Die Auswirkungen dieses Anstiegs sind vielfältig. Wildschweine haben sich mittlerweile in städtischen Gebieten wie Mainz eingenistet und sind auch in öffentlichen Räumen wie Gärten und Friedhöfen anzutreffen. Diese Entwicklung wirft Fragen auf: Warum kommt es zu solch einer Urbanisierung der Wildschweine, und welche Maßnahmen könnten ergriffen werden, um die Situation zu managen? Die häufigeren Sichtungen in urbanen Bereichen haben Sorgen unter den Anwohnern ausgelöst, da Wildschweine potenziell Schäden anrichten und die öffentliche Sicherheit gefährden können.

Ein besorgniserregender Trend: Die Afrikanische Schweinepest

Ein zusätzlicher Faktor, der die Situation kompliziert, ist die Afrikanische Schweinepest. Der erste Fall dieser Tierseuche bei Wildschweinen in Rheinland-Pfalz wurde Anfang Juli festgestellt. Kürzlich kam es dann zum ersten Nachweis der Krankheit bei einem Hausschwein. Diese Entwicklungen haben die Jägerschaft und die Tierhalter in Alarmbereitschaft versetzt. Die Ausbreitung der Seuche könnte weitreichende Konsequenzen für die Schweinezucht und die gesamten Bestände in der Region haben.

Im Unterschied zu den stark steigenden Zahlen beim Schwarzwild bleiben die Abschusszahlen beim Reh- und Rotwild stabil. Im Jagdjahr 2023/2024 wurden bei den Rehwildern etwa 105.400 Tiere erlegt, während beim Rotwild die Zahl bei knapp 8.500 lag. Dies zeigt, dass die Bestände bei diesen Arten konstant bleiben, was möglicherweise auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Abschuss und Fortpflanzung hinweist.

Der Waschbär breitet sich aus

Ein weiterer bemerkenswerter Trend ist der Anstieg der Abschusszahlen beim Waschbären. Die Jäger konnten einen Sprung von über 75 Prozent und damit fast 3.300 erlegten Waschbären im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Dies ist besonders signifikant, wenn man bedenkt, dass vor einem Jahrzehnt nur etwa 200 dieser Tiere in der Jagdstatistik auftauchten. Der Waschbär, der ursprünglich aus Nordamerika stammt und vor etwa 90 Jahren in Hessen ausgesetzt wurde, breitet sich zunehmend in Deutschland aus und hat sich auch in städtischen Gebieten gut angepasst. Diese tierischen Eindringlinge stellen nicht nur eine Bedrohung für die heimischen Ökosysteme dar, sondern können auch durch Schäden an Gebäuden oder Infrastrukturen problematisch werden.


Do.23.5.2024

20:15 Uhr
Zur Sache Rheinland-Pfalz!

SWR RP

Die Entwicklung dieser vier Wildtierarten in Rheinland-Pfalz gibt Anlass zur Besorgnis und öffnet gleichzeitig ein Fenster für die Diskussion über nachhaltige Jagdpraxis und effektive Bewirtschaftung. Ein Ausgleich zwischen den Interessen der Landwirtschaft, des Naturschutzes und der Jagd ist unerlässlich, um zukünftige Herausforderungen zu meistern.

Die steigenden Abschusszahlen bei Wildschweinen und Waschbären in Rheinland-Pfalz werfen Fragen auf, die über die bloßen Zahlen hinausgehen. Eine der zentralen Herausforderungen in der Wildtierbewirtschaftung ist die Balance zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten. Ein übermäßiger Wildtierbestand kann nicht nur zu Schäden in der Landwirtschaft führen, sondern auch zu gesundheitlichen Risiken für Mensch und Tier, insbesondere im Zusammenhang mit Krankheiten wie der Afrikanischen Schweinepest.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP), eine hochansteckende Viruserkrankung, hat in den letzten Jahren insbesondere die Wildschweinpopulation in Europa stark betroffen. Die ersten Ausbruchsfälle in Deutschland wurden im Jahr 2020 festgestellt. In Rheinland-Pfalz bestätigt stellt der erste Fall unter Wildschweinen im Juli 2023 eine bedeutende Entwicklung dar. Der Umgang mit solchen Tierseuchen erfordert ein abgestimmtes Management, um die Ausbreitung zu verhindern und die Bestände zu regulieren.

Ökologischer Einfluss und landwirtschaftliche Schäden

Wildschweine verursachen in der Landwirtschaft erhebliche Schäden, insbesondere durch das Wühlen in den Äckern. Für die Landwirte in Rheinland-Pfalz sind diese Verluste eine ernsthafte wirtschaftliche Belastung. Schätzungen zufolge können Wildschweine in einem betroffenen Gebiet Ernteverluste von bis zu 50 Prozent verursachen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, bauen viele Landwirte Schutzmaßnahmen wie Zäune an, während die Jagd als ein wichtiges Mittel zur Regulierung der Populationen betrachtet wird.

Population und Verbreitung des Waschbären

Der Waschbär hat sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland und insbesondere in Rheinland-Pfalz stark verbreitet. Diese Tierart bringt nicht nur ökologische Herausforderungen mit sich, sondern ist auch für landwirtschaftliche Schäden verantwortlich, da sie sich an Obstkulturen und anderen Nutztieren vergreift. Die verstärkte Bejagung ist daher sowohl eine kürzliche Reaktion auf die wachsende Population als auch ein langfristiger Versuch, die negativen Auswirkungen auf die Umwelt und die Landwirtschaft zu minimieren.

Eine erhöhte Jagd auf Waschbären ist auch unter dem Aspekt der Biodiversität zu betrachten. Invasive Arten können heimische Tierarten unter Druck setzen. In Rheinland-Pfalz gibt es Bestrebungen, die Jagd auf Waschbären zu intensivieren, um deren Einfluss auf die heimische Fauna zu reduzieren und ein ökologisches Gleichgewicht wiederherzustellen.

Statistische Trends in der Jagdausübung

Die Unterschiede in den Jagdzahlen über die Jahre hinweg zeigen deutlich, wie dynamisch die Wildtierpopulationen auf Umwelteinflüsse, Jagdpraxis und Erkrankungen reagieren. Im Jagdjahr 2022/2023 wurden bundesweit mehr als 202.000 Waschbären erlegt, was den wachsenden Bedarf widerspiegelt, invasive Arten zu kontrollieren. Die insgesamt steigenden Abschusszahlen deuten darauf hin, dass sich die Jagdpraktiken in Deutschland an die aktuellen Herausforderungen anpassen.

Diese Entwicklungen verdeutlichen die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Beobachtung und Analyse der Wildbestände sowie der damit verbundenen ökologischen und ökonomischen Faktoren. Nur so kann eine nachhaltige Wildtierbewirtschaftung sowohl für die Natur als auch für die Landwirtschaft gewährleistet werden.

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