Rosenheim – Die Liebe zum Film und die Erhaltung der Kinokultur stehen im Mittelpunkt einer bemerkenswerten Initiative in der Stadt. Christian Anner, ein engagierter Kinoliebhaber, hat sein Wohnzimmer zum Unterschlupf für einen ganz besonderen Kinoprojektor umfunktioniert. Dieser über zwei Meter hohe und 420 Kilogramm schwere Projektor aus dem Jahr 1963 ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch Teil einer tief verwurzelten Leidenschaft für das Kino.
Ein Stück Kinogeschichte
Anner hat den Projektor, der mit seinem Gewicht und seiner Größe beeindruckt, für nur 100 Euro von einem Bekannten erworben. „Zehn Jahre lang habe ich einen solchen Projektor gesucht“, erzählt Anner, der nicht nur ein einzelnes Gerät besitzt, sondern insgesamt über 20 Kinoprojektoren in seiner Sammlung hat. Seine Faszination für die Filmtechnik begann in seiner Kindheit, als er mit seiner Familie regelmäßig das „Capitol“-Kino in Rosenheim besuchte, ein Erlebnis, das ihn bis heute prägt. „Der Lichtstrahl, der das Bild auf die Leinwand projizierte, hat mich damals schon fasziniert“, sagt er.
Die Herausforderung des Verlusts
Ein herber Rückschlag für Anner war der Abriss des „Capitol“-Kinos, das für ihn viele schöne Erinnerungen birgt. „Das Kino hatte einen besonderen Charme und roch immer nach Popcorn“, erinnert er sich. Damit er nicht vollständig von diesen Erinnerungen getrennt wird, konnte Anner einen Projektor aus dem alten Kino salvieren, was ihm viel bedeutet.
Engagement für die Kinokultur
Gemeinsam mit Freunden hat Anner vor 14 Jahren den Verein „Kino-Kultur“ gegründet, der sich dafür einsetzt, das Kino in der Region lebendig zu halten. „Wir wollen keine Konkurrenz zu den Kinos sein, sondern die Menschen wieder für die Schönheit des Kinos begeistern“, erklärt Anner. Der Verein bietet Kino-Technik an und hat bereits zahlreiche Veranstaltungen organisiert, darunter auch die beliebte „Kinokultur-Woche“, die Anfang August in Rosenheim stattfindet. Diese Veranstaltung zieht viele Zuschauer an und hat sich zu einem zentralen kulturellen Ereignis in der Stadt entwickelt. „Einmal musste die Polizei den Platz absperren, weil so viele Besucher kamen“, erzählt er stolz.
Ein verzweifelter Kampf gegen Widrigkeiten
Die Vereinsmitglieder, darunter Anner, Bastian Schröger und Fabian Dandlberger, begegnen immer wieder Herausforderungen. So gab es 2021 Einbrüche, bei denen wertvolle Materialien gestohlen wurden, und Sturmschäden an der Kinoleinwand. Doch diese Rückschläge konnten ihre Leidenschaft nicht bremsen. „Wir haben Wege gefunden, weiterzumachen“, so Schröger.
Kinokultur-Woche: Ein Fest für die Gemeinschaft
Die bevorstehende „Kinokultur-Woche“ vom 26. Juli bis 3. August wird ein Highlight sein. Bei Einbruch der Dunkelheit werden Klassiker wie „Blues Brothers“ und aktuelle Filme gezeigt. Die Veranstaltung ist kostenlos und wird von Sponsoren sowie durch den Verkauf von Snacks finanziert. „Wir empfehlen, keine eigenen Snacks mitzubringen, damit wir die Veranstaltung unterstützen können“, sagt Schröger.
Die Initiative zur Förderung der Kinokultur in Rosenheim zeigt, wie stark die Verbindung zwischen Menschen und ihrem Kinoerlebnis ist. Oberbürgermeister Andreas März hebt die Bedeutung der Veranstaltung hervor: „Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich der Platz vor der Stadtbibliothek zu einem kulturellen Mittelpunkt entwickelt hat, der allen offensteht.“ Die Leidenschaft von Christian Anner und seinem Team ist nicht nur eine Hommage an die Kinogeschichte der Stadt, sondern auch ein Anstoß, die Kinoerlebnisse für zukünftige Generationen zu bewahren.
– NAG