Die Hanse Sail in Rostock, ein jährlich wiederkehrendes maritimes Fest, zieht Tausende von Besuchern an und bietet nicht nur eine spektakuläre Kulisse, sondern auch die Möglichkeit, wichtige Themen wie die Zukunft der Traditionsschifffahrt zu diskutieren. Jan-Matthias Westermann, Vorsitzender des Deutschen Dachverbands für Traditionsschiffe, sieht in dieser Veranstaltung eine ausgezeichnete Gelegenheit, junge Menschen für die Schifffahrtskultur zu begeistern.
Ein Aufruf zur Jugendgewinnung
Der Mangel an Nachwuchs ist ein zentrales Problem für die Traditionsschiffe in Deutschland. Westermann betont, dass die älteren Vereinsmitglieder bald in den Ruhestand gehen werden und es dringend notwendig ist, neue, engagierte Hände zu finden. „Wir müssen auf die Jugend zugehen“, erklärt er. Bei der Hanse Sail, wo Hunderttausende, insbesondere auch Jugendliche, zusammenkommen, sieht er die Chance, diese Gespräche zu führen.
Innovative Ansätze zur Ansprache
In diesem Jahr hat die Hanse Sail spezifische Projekte initiiert, um die Begeisterung für Traditionsschiffe bei jungen Menschen zu fördern. Studierende der Universität Rostock haben den TikTok-Account der Hanse Sail übernommen und erstellen dort Inhalte, um direkt mit ihrer Generation zu kommunizieren. Einmal mehr ein Beweis dafür, dass die Kombination aus Tradition und modernen Kommunikationsmitteln eine neue Zielgruppe erreicht.
Zusätzlich wurde das Projekt „Baltic Friendsship“ ins Leben gerufen. Hier führen Azubis und Studierende aus Deutschland und Polen gemeinsam auf dem Segler „Großherzogin Elisabeth“ einen Dreitagestörn durch. Dieses interkulturelle Abenteuer fördert nicht nur die Seemannschaft, sondern auch Freundschaften über nationale Grenzen hinweg.
Bildung und Vielfalt
„Berufung auf die Schifffahrt fördert Toleranz, Teamwork und Zusammenhalt“, erklärt Westermann. Die Erfahrung, gemeinsam als Crew zu arbeiten, ermöglicht es den Teilnehmern, die Bedeutung jeder Rolle an Bord zu verstehen und zu schätzen. Solche wertvollen Lektionen über die Zusammenarbeit in einem internationalen Umfeld sind prägend für die zukünftige Generation.
Finanzielle Herausforderungen für Traditionsschiffe
Trotz aller Bemühungen bleibt die finanziellen Unterstützung eine große Herausforderung. Westermann berichtet von Gesprächen mit der Bundesregierung, in denen es um 20 Millionen Euro Zuschüsse ging. Aufgrund hoher bürokratischer Hürden konnten die Vereine jedoch nur einen kleinen Teil dieser Summe nutzen. Die Erleichterung des Zugangs zu finanziellen Mitteln ist entscheidend, um die Traditionsschifffahrt in Zukunft zu sichern.
Initiativen zur zukünftigen Förderung
Um den Vereinen zu helfen, plant Westermann die Gründung einer Stiftung durch die Gemeinsame Kommission für historische Wasserfahrzeuge e.V. Diese Stiftung soll es den Vereinen ermöglichen, schneller an Mittel für die Instandsetzung ihrer Schiffe zu gelangen. Ein Konzept, das in anderen Ländern wie Dänemark und Norwegen bereits erfolgreich umgesetzt wird.
Die Hanse Sail 2024 wird vom 8. bis 11. August in Rostock stattfinden. Besucher können sich über die Teilnehmenden Schiffe und die Möglichkeiten zur Buchung von Törns auf hansesail.com informieren oder das Hanse Sail Büro kontaktieren.
– NAG