In Rotenburg (Wümme haben sich sehbehinderte Menschen zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen und ihre Erfahrungen auszutauschen. Die regelmäßigen Treffen der Kreisgruppe Rotenburg des Blinden- und Sehbehindertenverbands Niedersachsen bieten nicht nur eine Plattform für diesen Austausch, sondern auch einen wichtigen Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten und Hilfestellungen.
Eine feste Heimat in der Gemeinschaft
Seit April 2024 findet die Selbsthilfegruppe in den Räumen der Caritas, direkt in der Rotenburger Innenstadt, ein Zuhause. Hier kommen die Mitglieder jeden ersten Dienstag im Monat zusammen, um miteinander über ihre Erfahrungen zu sprechen und Unterstützung zu erfahren. „Es macht einen Unterschied, in welchem Alter man erblindet“, erklärt die Gründerin Aleksandra Gogoll-Collins. Ihre eigene Geschichte – der Verlust der Sehkraft mit nur zwölf Jahren – zeigt, wie vielfältig die Hintergründe der Teilnehmenden sind.
Kampf gegen Unsicherheiten im Alltag
Die Diskussionen während der Treffen umfassen oft die Herausforderungen im Alltag. Ein wichtiges Thema sind zum Beispiel defekte Ampeln, deren akustische Signale oft unzuverlässig sind, was die Sicherheit beim Überqueren von Straßen gefährden kann. „Manchmal ist es frustrierend, weil man sich nicht auf die Technik verlassen kann“, berichtet eine Teilnehmerin, während sie von weiteren Hürden im täglichen Leben spricht.
Hilfsmittel zur Verbesserung der Lebensqualität
Innovative Technologien spielen eine große Rolle in den Diskussionen der Gruppe. Hier werden neue Hilfsmittel wie digitale Etikettierstifte oder künstliche Intelligenz vorgestellt, die die Umgebung beschreiben. Für viele ist der Umgang mit der Technik jedoch nicht immer einfach, besonders für die älteren Mitglieder, die oft Berührungsängste haben.
Ein Raum für persönliche Geschichten
Die unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmenden zeigen sich in den Erzählungen. Einige können lediglich Konturen wahrnehmen, andere sind in der Lage, noch Farben oder Formen zu erkennen. „Hier können wir offen über unsere Ängste und Herausforderungen sprechen, ohne von der Geräuschkulisse eines Cafés abgelenkt zu werden“, merkt Gogoll-Collins an. Diese ruhige Umgebung fördert den Austausch über private Themen, die oft schwer anzusprechen sind.
Gemeinsam gegen Vorurteile
Die Mitglieder sind sich einig, dass der Umgang der Gesellschaft mit sehbehinderten Menschen oft von Unsicherheit geprägt ist. Viele Menschen sind hilfsbereit, doch es gibt auch Momente, in denen Betroffene ignoriert werden oder sogar unfreundliche Kommentare hören müssen. „Oft sind die Menschen einfach unbedacht und wissen nicht, wie sie uns am besten helfen können“, erklärt eine Teilnehmerin. Die Selbsthilfegruppe hilft nicht nur beim Austausch von Erfahrungen, sondern auch bei der gemeinsamen Stärkung des Selbstbewusstseins.
Die Bedeutung der Selbsthilfegruppen
Die regelmäßig stattfindenden Treffen in Rotenburg bieten den Mitgliedern nicht nur ein Gefühl der Gemeinschaft, sondern auch wichtige Entlastung im oft stressigen Alltag eines sehbehinderten Menschen. Die Gruppenaktivitäten fördern den Zusammenhalt und erleichtern die Integration in die Gesellschaft. Für viele ist es eine wertvolle Möglichkeit, mit ihren Herausforderungen nicht allein zu sein.
Informationen zur Selbsthilfegruppe
Die Treffen der Kreisgruppe Rotenburg finden jeden ersten Dienstag im Monat in den Räumlichkeiten der Caritas, Große Straße 28, in Rotenburg statt. Wer interessiert ist, kann sich unter der Telefonnummer 0157/39106107 bei Aleksandra Gogoll-Collins anmelden. Weitere Informationen zu den Angeboten des Blinden- und Sehbehindertenverbands sind auf der Webseite www.blindenverband.org verfügbar.
