Die Markuskirche in München hat eine beeindruckende musikalische Tradition, die insbesondere durch ihre beiden Orgeln geprägt ist. Im Mittelpunkt steht die Steinmeyer-Orgel, die in den 1930er Jahren erbaut wurde. Michael Roth, der Kirchenmusik-Direktor, beschreibt den Klang dieser historischen Orgel als „voll und weich“, mit einem reichen Fundament, das sie einzigartig macht. Die Steinmeyer-Orgel hat sich als ein unveränderliches Juwel der akustischen Kunst erwiesen, dessen Klangqualität über die Jahre hinweg beibehalten wurde. Roth sagt dabei: „Manchmal erinnert mich die Orgel ein wenig an ein Orchester, das lauter wird, ohne an Klangqualität zu verlieren.“
Eine der Besonderheiten der Markuskirche ist, dass die Steinmeyer-Orgel nicht wie viele andere Orgeln in Münchens großen Kirchen an zeitliche Klangtrends angepasst wurde. 1967 wurde eine neue Orgel installiert, die speziell für barocke Musik konzipiert ist. Durch diese Entscheidung blieb der ursprüngliche Klang der Steinmeyer-Orgel erhalten, was bedeutet, dass sie weiterhin für Werke von Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts verwendet werden kann. Für die barocke Musik hingegen wird die neuere Orgel genutzt, was eine interessante klangliche Vielfalt innerhalb der Kirche ermöglicht.
Erschaffung der zweiten Orgel
Die Entscheidungsfindung für die zweite Orgel war ein Prozess, der in den frühen 1960er Jahren begann. Der prominente Orgelbauer Paul Ott wurde beauftragt, und in Gesprächen wurden erste Ideen zur Erweiterung oder zum Umbau der bestehenden Steinmeyer-Orgel entwickelt. Schließlich wurde entschieden, eine ganz neue Orgel mit einem barocken Klangbild zu bauen, was den wertvollen Klang der Steinmeyer-Orgel schützte und trotzdem die Notwendigkeit für eine neue klangliche Option in der Kirche erfüllte.
Während Roth die Steinmeyer-Orgel hochschätzt, verwendet er in der Regel die Ott-Orgel für Bach-Werke, da deren Klang am besten zu diesen Kompositionen passt. Dennoch schätzt er die Möglichkeit, für bestimmte Stücke auch die Steinmeyer-Orgel zu nutzen, um ihnen eine romantische Note zu verleihen.
Die Steinmeyer-Orgel ist eine elektropneumatische Orgel, die Druckluft verwendet, um den Spielbefehl zu übertragen. Diese Technologie war eine bedeutende Verbesserung in der Orgelbaukunst der Zeit und erleichterte das Spielen großer Instrumente. Doch nun steht die fast 90 Jahre alte Elektronik der Orgel vor der Herausforderung der Erneuerung, um Sicherheitsstandards zu gewährleisten und den Klang zu optimieren.
Geplante Sanierungen und Klangverbesserungen
Es sind umfassende Sanierungsmaßnahmen für die Steinmeyer-Orgel geplant, unter anderem sind zwei neue Register vorgesehen, die den Klang bereichern sollen. Roth erklärt, dass eine neue Soloflöte hinzugefügt wird, um die Klangvielfalt zu erhöhen. Des Weiteren wird ein neuer Spieltisch installiert, der es den Organisten ermöglicht, digitale Spielhilfen zu nutzen und Klangfarben effizienter abzuspeichern. Diese Innovationen versprechen eine Verbesserung des Klangbildes, was insbesondere für Konzerte von Bedeutung ist.
Der Umbau der Markuskirche von 2008 bis 2010 hat auch die Akustik des Kirchenraums stark verändert. Die Nachhallzeit beträgt nun fast fünf Sekunden, was besondere Herausforderungen für die Klanggestaltung mit sich bringt. Roth betont, dass bei schnelleren und lauteren Musikstücken eine präzisere Artikulation erforderlich ist, während die Intonation der Orgel weiterhin eine zentrale Rolle spielt.
Aktuell wird für die Orgelsanierung ein Spendenziel von 300.000 Euro angestrebt. Roth zeigt sich optimistisch, da bereits bedeutende Unterstützung von verschiedenen Stiftungen und Einzelspendern eingegangen ist. Die geplanten Musikprojekte, darunter regelmäßige Evensongs und die Einbindung regionaler Chöre, sollen die vielfältige Nutzung der Orgel nach der Sanierung weiter fördern.