Ein Leserbrief erreichte den MDR, in dem die Empörung über die geplante Sanierung der Unstrutbrücke in Karsdorf und Wetzendorf deutlich wird. Während die Baumaßnahmen an sich vielleicht positiv zu bewerten sind, gibt es einen entscheidenden Wermuthstropfen: Während der Zeit der Sanierung soll es keine Behelfsbrücke geben. Für viele der Anwohner ist dies ein untragbarer Zustand, insbesondere weil sie auf die Brücke angewiesen sind, um ihre täglichen Bedürfnisse zu decken.
In einem anderen Nachbarort, Burgscheidungen, wurde bei ähnlichen Arbeiten eine Behelfsbrücke eingerichtet. Das Gefühl von Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung schürt den Unmut der Karsdorfer und Wetzendorfer. Sie sind besorgt über die praktischen Alltagsprobleme, die mit der Brückenschließung einhergehen. „Wie sollen unsere Kinder in den Kindergarten oder zur Schule gelangen?“, fragt Sabine Mendel, ein besorgtes Mitglied einer neu gegründeten Bürgerinitiative. Diese Initiative hat sich gebildet, um die Sorgen und Nöte der Anwohner zu bündeln und Gehör zu finden.
Alltagsprobleme durch Sperrung
Die Auswirkungen der Sperrung sind weitreichend. Sabine Mendel, die direkt an der Brücke wohnt, macht sich insbesondere Sorgen um ihre Enkelin, die den Hort in Wetzendorf besuchen muss. „Wir müssen sie wohl abmelden“, sagt sie resigniert. Ähnlich geht es anderen Familien in der Umgebung. Die Umleitung von 15 Kilometern über Nebra wird für viele unpraktisch sein. Für die Kinder, die auf die tägliche Überquerung der Brücke angewiesen sind, wird dies ein großes Hindernis darstellen.
Im Mehrgenerationenhaus in Wetzendorf, wo auch viele Senioren verkehrt werden, sind die Sorgen ähnlich. „Wie komme ich nun in meinen Garten oder zur Fußpflege?“, fragt eine ältere Dame. Die Leiterin, Angela Reininger, kennt die Herausforderungen, die die bevorstehende Sperrung mit sich bringt. Sie befürchtet sogar, dass die Isolation der älteren Bürger zunehmen könnte, die auf die soziale Anbindung in der Einrichtung angewiesen sind. „Das könnte zu einer echten Vereinsamung führen“, mahnt sie.
Alternative Lösungen und Zweifel
Auf die Herausforderung einer Behelfsbrücke reagiert die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, indem sie eine Busverbindung zwischen Karsdorf und Wetzendorf einrichten will. „Wir haben eine spezielle Umleitungsvereinbarung getroffen, um den ÖPNV während der Bauzeit aufrechtzuerhalten“, teilt die Behörde mit. Laut deren Worten soll diese Route sogar schneller sein als der reguläre Verkehr. Doch viele Einwohner stehen dem skeptisch gegenüber, angesichts der ungewissen Fahrpläne und der angespannteren Personalsituation. Die Bürgerversammlung hat gezeigt, dass die Bürger von den bestehenden Plänen nicht überzeugt sind.
Angesichts dieser Unsicherheiten bleibt die Frage, ob der ÖPNV bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten im November rechtzeitig die notwendigen Schritte unternehmen kann, um eine verlässliche Alternative zu bieten. Einige Anwohner äußern lautstark ihre Bedenken und befürchten, dass ohne gute Lösungen sowohl Kinder als auch Senioren benachteiligt werden könnten.
Die Brückenarbeiten sind zwar notwendig, aber die Diskussion um deren Durchführung ruft ein Gefühl der Unzufriedenheit hervor. Die Landesstraßenbaubehörde hat in ihrer Planungsphase klargestellt, dass eine Behelfsbrücke aufgrund der engen Randbebauung nicht möglich sei. Dies verstärkt der Frustration der Anwohner und zeigt auf, wie wichtig solche Infrastrukturen für ländliche Gemeinden sind. Die kommende Zeit wird zeigen, ob die Bürgerinitiative Gehör findet oder wie die Anwohner letztlich mit den Herausforderungen umgehen werden, die durch die Baumaßnahmen entstehen.