Sachsen-Anhalt

Mut zur Hilfe: Jenny Rasche erhält Radebeuler Courage-Preis 2024

Jenny Rasche wurde am Dienstagabend in der Friedenskirche Altkötzschenbroda mit dem Radebeuler Courage-Preis 2024 für ihr langjähriges Engagement gegen die Ausgrenzung von Roma-Kindern in Rumänien ausgezeichnet, wobei die Ehrung auf die Bedeutung der Bekämpfung von Antiziganismus hinwies.

Am Dienstagabend wurde Jenny Rasche für ihr bemerkenswertes Engagement zur Unterstützung von Roma-Kindern in Rumänien mit dem Radebeuler Courage-Preis 2024 in der internationalen Kategorie ausgezeichnet. Die Veranstaltung fand in der Friedenskirche Altkötzschenbroda statt, wo Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, die Laudatio hielt. Er würdigte Rasches unermüdlicher Arbeit und hob hervor, wie wichtig es ist, die Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft zu bekämpfen.

In seiner Ansprache bezog sich Rose auf den anhaltenden Antiziganismus und erklärte, dass diese Form der Diskriminierung vergleichbar mit Apartheid sei. Sein eindringlicher Appell an die Anwesenden, sich für die Rechte und die Menschlichkeit der diskriminierten Roma-Community einzusetzen, setzte den Rahmen für die Ehrung.

Ein Leben für die Hilfe: Jenny Rasche

Ursprünglich aus Stapelburg im Harz in Sachsen-Anhalt stammend, ist Jenny Rasche seit 2007 in Rumänien aktiv. Ihre Reise dort begann nach dem Erleben der verheerenden Lebensbedingungen in einer Roma-Siedlung in Sura Mare, die sie auf einer ihrer Reisen entdeckte. Von dem Elend, insbesondere das der Kinder, war sie so berührt, dass sie unmittelbar nach ihrer Rückkehr den Verein „Kinderhilfe für Siebenbürgen“ gründete.

Seit ihrer Gründung hat sich der Verein erheblich weiterentwickelt. Heute betreut Rasche zusammen mit 40 Mitarbeitenden etwa 2.500 bedürftige Kinder in insgesamt 30 Slums. Zudem hat sie mehrere Kinderhäuser in Sibiu ins Leben gerufen, die den Kindern Schutz und ein liebevolles Zuhause bieten. Die Arbeit des Vereins ist nicht nur ein Lichtblick in der Dunkelheit, sondern ein Beispiel für gelebte Menschlichkeit und Nächstenliebe, wie Romani Rose betonte.

Herausforderungen und Erfolge

Trotz des wichtigen Erfolges und der Unterstützung internationaler Spender sieht Rasche sich täglich mit Rassismus konfrontiert. Bei der Preisverleihung sagte sie: „Der alltägliche Rassismus lässt auch mich an manchen Arbeitstagen verzweifeln. Der Preis gibt mir Kraft.“ Ihre offene Einschätzung veranschaulicht die Herausforderungen, denen sie sich und ihr Team regelmäßig stellen müssen, während sie den Kampf gegen Vorurteile und Diskriminierung führen.

Die finanzielle Unterstützung aus Deutschland und ganz Europa spielt eine entscheidende Rolle für die Arbeit von Jenny Rasche und ihrem Team. Dank dieser Hilfen konnten zahlreiche Kinder aus prekären Verhältnissen befreit werden, insbesondere aus Kindereinrichtungen, in denen sie oft Misshandlungen ausgesetzt waren. Durch den Verein erhalten viele dieser Kinder nicht nur ein sicheres Umfeld, sondern auch die Möglichkeit, eine Bildung zu erhalten, die ihnen einen Ausweg aus der Armut bietet.

Die Ehrung mit dem Radebeuler Courage-Preis ist nicht nur eine Anerkennung für Rasche, sondern auch ein Zeichen, dass das Engagement für gesellschaftlich benachteiligte Gruppen wahrgenommen und gewürdigt wird. Es ist ein Ansporn für alle, die sich in ähnlichen Bereichen engagieren, und ein klarer Appell, die Stimme für die Schwachen zu erheben.

Die Bedeutung des Engagements

Jenny Rasches Arbeit steht im Mittelpunkt einer notwendigen Diskussion über soziale Gerechtigkeit und Integration. Indem sie sich für die Rechte der Roma-Kinder einsetzt und ihnen eine Stimme gibt, gelingt es ihr, auf die drängenden Probleme aufmerksam zu machen und andere zu motivieren, sich ebenfalls zu engagieren.

Es bleibt zu hoffen, dass durch solche Auszeichnungen ein größerer Fokus auf die Thematik des Antiziganismus gelegt wird und mehr Menschen inspiriert werden, für die Rechte aller Ethnien und Kulturen einzutreten. Das Beispiel von Jenny Rasche zeigt eindrucksvoll, was ein einzelner Mensch bewirken kann, wenn er bereit ist, für das Wohl anderer zu kämpfen.

Die soziale Situation der Roma in Rumänien

Die Roma in Rumänien sind eine der am stärksten marginalisierten Gruppen. Schätzungen zufolge leben etwa 1,5 Millionen Roma im Land, und der Großteil von ihnen ist von Armut betroffen. Eine Untersuchung des rumänischen Nationalen Instituts für Statistik zeigt, dass Roma-Haushalte oft unter einem höheren Niveau von Arbeitslosigkeit und niedrigeren Bildungsabschlüssen leiden. Viele Kinder besuchen keine Schule oder brechen frühzeitig ab, was ihre Zukunftsperspektiven drastisch einschränkt. Antiziganismus und soziale Ausgrenzung sind tief verwurzelt und führen dazu, dass Roma oft am Rande der Gesellschaft leben.

Die Lebensbedingungen in den Slums sind erschreckend: fehlende grundlegendste Infrastruktur wie Wasser, Strom und Abfallentsorgung sind häufig die Norm. Diese Umstände machen die Arbeit von Organisationen wie „Kinderhilfe für Siebenbürgen“ nicht nur wichtig, sondern auch dringend notwendig. Die Hilfsangebote reichen von Bildungsprogrammen überpsychologische Betreuung bis hin zu Gesundheitsdiensten.

Zusammenarbeit mit anderen Organisationen

Die Arbeit von Jenny Rasche und ihrem Team ist nicht isoliert, sondern integriert sich in ein Netzwerk von nationalen und internationalen Organisationen, die sich für die Rechte der Roma einsetzen. Institutionen wie die Amnesty International und die Romani SOS unterstützen Programme, die den Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung für Roma-Kinder verbessern. Kooperationen mit lokalen Schulen und sozialen Einrichtungen ermöglichen es, bedarfsgerechte Lösungen zu entwickeln und die Rechte der Roma aktiv zu fördern.

Rasche hebt oft hervor, wie wichtig diese Netzwerke sind. „Gemeinsam können wir viel effektiver gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung ankämpfen“, betont sie und weist auf den starken Rückhalt hin, den sie durch internationale Partnerschaften erfährt.

Daten zur Unterstützung von Roma-Initiativen

Aktuelle Statistiken belegen die Notwendigkeit von solchen Initiativen: Laut einem Bericht der EU-Kommission aus dem Jahr 2020 sind Roma-Kinder in Rumänien dreimal häufiger von Armut betroffen als Nicht-Roma. Zudem haben Berichten zufolge 70% der Roma-Kinder Schwierigkeiten, die Grundschule abzuschließen, was ihre Chancen auf eine bessere Zukunft stark einschränkt. Der Einsatz von Organisationen, die sich auf die Unterstützung von Roma-Kindern konzentrieren, ist daher entscheidend, um diese Trends umzukehren und die Lebenssituation nachhaltig zu verbessern.

Diese belastenden Bedingungen erfordern ein entschlossenes Handeln von sowohl lokalen als auch internationalen Organisationen. Unterstützung durch Spenden und Freiwilligenarbeit spielt eine zentrale Rolle, um Projekte wie das von Jenny Rasche zu ermöglichen und langfristige positive Effekte zu erzielen.

Antiziganismus: Ein fortwährendes Problem

Antiziganismus und Diskriminierung sind nicht nur soziale, sondern auch tief verwurzelte kulturelle Probleme, die die Lebensbedingungen der Roma in Rumänien weiter verschärfen. Die Vorurteile manifestieren sich oft in institutionalisierten Diskriminierungen, wo Roma beispielsweise im Zugang zu Wohnraum, Arbeit und Bildung benachteiligt werden. Es gibt zahlreiche Berichte, die belegen, dass Roma nicht nur bei den lokalen Behörden auf Widerstand stoßen, sondern auch in der Gesellschaft oft als wenigerwertig angesehen werden.

Allerdings gibt es Initiativen, die darauf abzielen, das Bewusstsein zu schärfen und Vorurteile abzubauen. Kampagnen zur Aufklärung über die Kultur und die Lebensrealitäten der Roma sind entscheidend, um dieses langfristige Problem anzugehen. Jenny Rasche und ihr Team tragen dazu bei, das Bild von Roma in der Gesellschaft zu verändern, indem sie konkrete Hilfe anbieten und den Betroffenen eine Stimme geben.

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