In Halle droht das Aus für die letzte verbliebene Videothek. Friedemann Fanenbruck kündigte an, dass er seinen Betrieb, den Format Filmkunstverleih, zum 31. Dezember einstellen möchte. Der seit 2006 bestehende Filmverleih hat sich mit über 19.000 Filmen, darunter auch viele Raritäten, einen bemerkenswerten Platz in der lokalen Kulturszene erarbeitet.
Herausforderungen des Filmverleihs
Die fortschreitende Digitalisierung und der Einfluss von Streamingdiensten haben die Situation vieler traditioneller Videotheken erheblich verschlechtert. Laut Fanenbruck war es für ihn zunehmend „nervenaufreibend“ und herausfordernd, die Geschäftskosten zu decken und gleichzeitig Mitarbeiter zu halten. Die Pandemie hat die Lage zusätzlich verschärft. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, hätte der Filmverleih circa 51.000 Euro jährlich benötigt, doch die sinkenden Besucherzahlen führten zu einem letztendlichen Entschluss: die Schließung nach 18 Jahren.
Initiative zur Rettung des Filmverleihs
Trotz der schlechten Nachrichten gibt es Hoffnung: Ein neu gegründeter Verein mit dem Namen „Format Filmkunst“ setzt sich dafür ein, die wertvolle Filmsammlung zu bewahren. Der Verein plant, die gesamte Filmauswahl von Fanenbruck zu übernehmen und die Videothek als kulturelles Zentrum weiterzuführen. Laura Meltke, die Gründerin des Vereins, betont die Wichtigkeit, die „größte Filmsammlung Mitteldeutschlands“ zu retten, da diese Filme oftmals nicht über Streaming-Anbieter zugänglich sind.
Soziokulturelle Ziele des Vereins
Das Ziel des Vereins geht über den reinen Verleih hinaus. Die Mitglieder möchten die Videothek in einen Ort verwandeln, an dem sich Filmfans treffen und Veranstaltungen stattfinden können. Um erfolgreich zu sein, ist eine Finanzierung durch Spenden und Mitgliedsbeiträge notwendig, wobei der Verein mindestens 100.000 Euro benötigt, um die Filmsammlung zu erwerben und den Betrieb zu sichern. Meltke hofft, mehr als 500 Mitglieder zu gewinnen, um die notwendigen Mittel aufzubringen.
Studienbeispiele aus anderen Städten
Ein vergleichbarer Erfolg aus Dresden kann als Inspirationsquelle dienen. Die Filmgalerie Phase IV in diesem Stadtteil musste ähnliche finanzielle Probleme bewältigen, fand jedoch einen Ausweg durch eine Crowdfunding-Kampagne und den Umbau in einen Verein, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Alexander Stark, Leiter der dortigen Videothek, spricht von den Vorteilen eines solchen Konzepts: Die Menschen können selbst entscheiden, welche Filme sie ansehen möchten, anstatt durch Algorithmen eingeschränkt zu werden.
Kooperation zwischen den Städten
Der Austausch zwischen dem Hallenser Verein und der Dresdner Filmgalerie zeigt, wie wichtig Solidarität und Zusammenarbeit innerhalb der Community sind. Beide Gruppen stehen in Kontakt, um Informationen zu teilen und Ratschläge für den Übergang von einem privatwirtschaftlichen Unternehmen zu einem Verein auszutauschen.
Während Friedemann Fanenbruck die Initiative des Vereins unterstützt, hofft er, dass sein Lebenswerk erhalten bleibt und die Filme nicht verkauft werden müssen. Vertreter des Vereins werden weiterhin alles daransetzen, um sowohl die außergewöhnliche Filmsammlung zu bewahren als auch einen wertvollen kulturellen Treffpunkt in Halle zu schaffen.