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AfD dominiert TikTok: Junge Wähler und die politische Landschaft im Osten

Die AfD dominiert auf TikTok im Osten Deutschlands, indem sie jungen Erwachsenen doppelt so viele Videos anzeigt wie alle anderen Parteien zusammen, was vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen alarmierende Implikationen für die politische Landschaft hat.

Auf TikTok hat die AfD offenbar einen bedeutenden Vorsprung vor anderen politischen Parteien, insbesondere bei jungen Erwachsenen. Eine aktuelle Untersuchung der Universität Potsdam enthüllt, dass die Videos der AfD mindestens doppelt so oft angezeigt werden wie die aller anderen Parteien zusammen. Dieses Ergebnis könnte ernsthafte Implikationen für die bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg haben.

Das Team der Universität analysierte etwa 70.000 TikTok-Videos, die in den letzten Wochen den Profilen von 18-jährigen Nutzern angezeigt wurden. Die Analyse umfasst sowohl Inhalte von den führenden Parteien in den genannten Bundesländern als auch von Kandidaten auf einer der ersten zehn Listenplätze. Die Studie zeigt, dass die AfD ihren Einfluss auf der Plattform zelebriert, während andere Parteien, trotz intensiver Bemühungen, nicht mithalten können. Einzige Ausnahme bildet das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).

Dominanz der AfD auf TikTok

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen eine alarmierende Realität: Junge Menschen im Alter von 18 Jahren sehen durchschnittlich 8,6 Videos der AfD pro Woche, während die CDU nur auf ein Video kommt und das BSW im Vergleich mit 1,2 Videos weit hinterherhinkt. Die Linke sieht sich mit nur 0,1 Videos pro Woche konfrontiert. Insgesamt entfielen 71 Prozent der ausgegebenen Videos der untersuchten Parteien auf die AfD, während das BSW 9 Prozent und die CDU 8 Prozent ausmachten.

Ein Mitautor der Studie, Jasper Tjaden, äußerte sich besorgt über die Dominanz der AfD im politischen Diskurs auf TikTok. Er betont, dass der Algorithmus der Plattform stark zur Vorurteilserzeugung beiträgt, indem er hauptsächlich Inhalte einer bestimmten politischen Richtung ausspielt. Die überwältigende Präsenz dieser extrem rechten Inhalte hinterlasse im Zusammenspiel mit dem schwachen Auftritt der anderen Parteien einen beunruhigenden Eindruck.

Die SPD, die den Versuch unternahm, ihre Sichtbarkeit auf TikTok zu erhöhen, veröffentlichte mehr Videos als die AfD während des Untersuchungszeitraums, erzielt jedoch trotzdem nicht die gleiche Reichweite. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Quantität nicht gleichbedeutend mit Sichtbarkeit oder Einfluss ist. Roland Verwiebe, Mitkoordinator der Studie, bezeichnete die Situation als alarmierend, da sie darauf hinweise, dass die AfD und in geringerem Umfang das BSW insbesondere unpolitische junge Nutzer erreichen können.

Reaktion auf den Einfluss rechter Inhalte

In Reaktion auf die Situation hat die Bildungsstätte Anne Frank die demokratischen Parteien aufgefordert, ihre Aktivitäten auf sozialen Plattformen wie TikTok zu verstärken. Die Direktorin, Deborah Schnabel, warnte, dass extrem rechtes Gedankengut auf TikTok als „cool“ inszeniert werde, was vor allem bei der Jugend Anklang finde. Die verbreiteten Inhalte fördern ein Gefühl des „Wir gegen die“-Szenarios und nähern sich oft den Grenzen des Verbotenen an.

Die Bildungsstätte erwartet von den Parteien, dass sie ihre Kommunikationsstrategien überdenken, um nicht nur informativ zu sein, sondern auch emotional ansprechend und ästhetisch attraktiv für junge Nutzer. Denn der Erfolg im digitalen Raum hängt nicht nur von der Bereitstellung von Informationen ab, sondern auch davon, wie diese Inhalte präsentiert werden. Die Analyse der Studienautoren zeigt, dass die AfD und BSW deutlich mehr Mobilisierung auf TikTok demonstrieren.

Die Popularität von Sahra Wagenknecht auf TikTok ist ein weiterer Faktor, der die Sichtbarkeit des BSW beeinflusst. Über ihren persönlichen Account erhält die Partei signifikante Aufmerksamkeit, was den Trend der Sichtbarkeit verstärkt. Während der Algorithmus von TikTok jedoch schwer nachvollziehbar bleibt, zeigen die Ergebnisse bereits deutliche Unterschiede in der Reichweite und Sichtbarkeit zwischen den politischen Akteuren auf der Plattform.

In Anbetracht der anstehenden Wahlen müssen sich die anderen Parteien dringend anpassen, um in diesen neuen Kommunikationskanälen relevanter zu werden. Die zeigende Studie ist nicht nur ein Indikator für die gegenwärtige politische Landschaft, sondern auch ein Aufruf an die etablierten Parteien, ihre Strategien neu zu denken und die Herausforderungen der sozialen Medien effektiv zu meistern.

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