In Sachsen-Anhalt gibt es besorgniserregende Nachrichten für die Tierhalter: Das Blauzungenvirus breitet sich in den letzten Wochen rasch aus und gilt als ernsthafte Bedrohung, insbesondere für Rinder und Schafe. Auf einer Abfrage des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) wurde bekannt, dass mittlerweile 33 Tierhaltungen von Ausbrüchen betroffen sind, wobei die ersten Fälle Anfang August, unter anderem bei einer Rinderhaltung in Wernigerode, festgestellt wurden.
Das Virus, das die Blauzungenkrankheit verursacht, wird von blutsaugenden Mücken übertragen und stellt keine Gefahr für Menschen dar. Obwohl die Krankheit in Deutschland seit Oktober 2023 bekannt ist, deuten die letzten Steckbriefe der Experten auf einen steilen Anstieg der Infektionen hin – besonders seit Juli 2024. In anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wächst die Zahl der gemeldeten Fälle, während Sachsen-Anhalt ebenfalls ein besorgniserregendes Wachstum Betracht zieht.
Impfempfehlungen für Landwirte
Um die Tiere zu schützen, fordern Veterinäre die Landwirte auf, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört nicht nur der Einsatz von Insektenschutzmitteln, sondern auch die gezielte Impfung der Tiere gegen das Blauzungenvirus. In Sachsen-Anhalt wird seit Mitte Juni aktiv gegen die Krankheit geimpft. Die Tierbesitzer erhalten dabei Unterstützung durch das Land und die Tierseuchenkasse, die die Kosten für die Impfungen erstatten – allerdings mit Obergrenzen von max. 4,00 Euro pro Rind und 8,35 Euro pro Schaf und Jahr.
Nach Angaben des Landesverwaltungsamtes sind die Impfungen für Rinder als wirksamer Schutz notwendig: Zwei Dosen im Abstand von drei Wochen sollten verabreicht werden, während Schafe mit einer Impfung auskommen sollten. Experten betonen, dass ein effektiver Impfschutz bereits drei Wochen nach der letzten Impfdosis erreicht werden kann. Sachsen-Anhalt hält schätzungsweise rund 275.000 Rinder und 89.000 Schafe, was die Dringlichkeit der Situation unterstreicht.
Rückblick auf frühere Ausbrüche
Die Blauzungenkrankheit hat bereits in der Vergangenheit für erhebliche Probleme in der Landwirtschaft gesorgt. Der erste bekannte Ausbruch in Deutschland ereignete sich 2006. Dank massiver Impfkampagnen konnten die Ausbreitung und die Auswirkungen damals erfolgreich eingedämmt werden. Der derzeitige Serotyp 3 unterscheidet sich jedoch von den früheren Varianten, was die Herausforderung potenziell komplizierter macht.
Die Symptome der Blauzungenkrankheit können von Tier zu Tier variieren, wobei vor allem Schafe stark betroffen sind. Dieser Krankheitserreger kann Lahmheit, Fieber und allgemeines Unwohlsein hervorrufen, was unter Umständen tödlich enden kann. Bei Rindern fallen die Symptome in der Regel weniger schwerwiegend aus. Das niedersachsische Land hat beispielsweise bereits 1.423 Tierhaltungen gemeldet, während angrenzende Bundesländer wie Thüringen, Sachsen und Brandenburg nur in geringer Anzahl betroffen sind.
Das Intensivmonitoring und die schnell umgehende Reaktion der Behörden als auch der Landwirte sind für die Eindämmung der Krankheit unerlässlich. Der Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen, um insbesondere die Schafe und Rinder vor einer Ausbreitung des Virus zu schützen.
Bei der derzeitigen Situation ist es unerlässlich, dass Tierhalter wachsam bleiben und die Empfehlungen der Behörden befolgen. Die rasante Ausbreitung des Blauzungenvirus könnte weitreichende Folgen für die Viehzucht in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus haben. Ein umfassender Impfschutz sowie Schutz vor Mückenstichen stellen die ersten Schritte dar, um weitere Schäden zu verhindern.
Die Blauzungenkrankheit ist eine virale Tierseuche, die durch das Blauzungenvirus (BTV) verursacht wird. Das Virus gehört zur Familie der Reoviridae und wird hauptsächlich von Gnitzen (Culicoides) übertragen. Die ersten nachgewiesenen Fälle traten in Südafrika in den 1950er Jahren auf und breiteten sich später über verschiedene Kontinente aus. In Europa machte die Krankheit in den frühen 2000er Jahren Schlagzeilen, als sie in den Niederlanden und in Großbritannien auftrat. Diese frühere Epidemie führte zu umfangreichen Maßnahmen zur Überwachung und Kontrolle.
In Deutschland trat die Blauzungenkrankheit erstmals im Jahr 2006 auf, woraufhin ein massives Impfprogramm ins Leben gerufen wurde, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Durch die schnelle Reaktion der Behörden und die Zusammenarbeit mit Landwirten konnten die Fälle erfolgreich reduziert werden. In der Folge wurde Deutschland als frei von der Krankheit erklärt, bis der jüngste Ausbruch mit dem Serotyp BTV-3. Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Situation in Sachsen-Anhalt eine ernstzunehmende Herausforderung, die sowohl ökonomische als auch gesundheitliche Folgen für die Tierhaltung sowie die Landwirtschaft haben könnte.
Aktuelle epidemiologische Daten
Laut dem Friedrich-Loeffler-Institut sind die aktuellen Ausbrüche der Blauzungenkrankheit besorgniserregend, insbesondere angesichts der rasanten Ausbreitung in verschiedenen Bundesländern. Im Jahr 2024 wurden bereits über 4.800 Tierhaltungen bundesweit betroffen, was einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren darstellt. Diese Zunahme korreliert auch mit den klimatischen Bedingungen, die die Aktivität der Überträgerinsekten begünstigen.
Eine Umfrage unter Viehhaltern zeigt, dass die Impfbereitschaft im Moment relativ hoch ist, allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Kosten und logistischen Herausforderungen, die eine flächendeckende Impfung mit sich bringen kann. Zahlen des Landesverwaltungsamtes deuten darauf hin, dass trotz der staatlichen Unterstützung viele Halter zögern, aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen oder ineffizienten Impfergebnissen.