Die Rückkehr von Luise Scheepens nach Quedlinburg ist mehr als nur ein persönlicher Neuanfang. Sie stellt ein Symbol für die dringend benötigte Rückbesinnung auf ländliche Regionen in Sachsen-Anhalt dar, die zunehmend unter dem Mangel an jungen Frauen leiden. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2020 kam in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen auf 115 Männer nur eine Frau. Dieser ungleiche Geschlechterverhältnis ist nicht nur besorgniserregend, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die demografische Entwicklung und die Lebensqualität vor Ort.
Urbanisierung und ihre Folgen
Das Phänomen der Urbanisierung führt dazu, dass viele junge Menschen, besonders Frauen, die ländlichen Gebiete verlassen, um in Großstädten bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu finden. Orte wie Quedlinburg geraten dadurch in eine Abwärtsspirale: Immer weniger Menschen führen zu einer schlechteren Infrastruktur und einem weniger attraktiven Lebensumfeld, was den Prozess der Abwanderung weiter verstärkt. Luise Scheepens‘ Entscheidung, nach Quedlinburg zurückzukehren, gilt daher als bemerkenswerter Glücksgriff für die Region.
Der Weg von Potsdam nach Hamburg und zurück
Luise Scheepens, die im malerischen Harz aufwuchs, wollte nach der Schule zunächst das Abenteuer in der Großstadt suchen und lebte einige Zeit in Potsdam. Dort erkannte sie, wie erfreulich es sein kann, anonym zu leben und sich selbst neu zu erfinden: „In Potsdam kennt dich niemand, und das gibt dir die Möglichkeit, ganz neu zu beginnen.“ Ihre Zeit in der Großstadt näherte sie an ihre kreative Seite, doch der Drang nach einer dauerhaft stabilen und erfüllenden Lebensweise blieb.
Nach ihrem Studium zog sie nach Hamburg und erhielt einen Job in einer angesehenen Werbeagentur. Trotz der urbanen Attraktivität erkannte sie bald, dass das Leben in der Werbung nicht das war, was sie sich langfristig wünschte. „Wir haben viel gearbeitet und wenig Zeit für das eigene Leben gehabt“, erinnert sich Scheepens. Diese Erkenntnis war der Ausgangspunkt für die gemeinsame Idee mit ihrem Ehemann, ein Unternehmen zu gründen.
Rückkehr in die Heimat und neue Perspektiven
Die Entscheidung, zurück nach Quedlinburg zu gehen, war nicht leicht. Anfangs zögerten sie und ihr Mann, sich in der kleinen Stadt niederzulassen, da sie eine lebendige Umgebung wünschten. Doch die Vorteile der Heimat wurden ihnen schnell klar. „In Quedlinburg gibt es eine Strahlkraft, die man in kleineren Dörfern oft nicht findet“, so Scheepens. Die Stadt bietet eine attraktive Mischung aus Geschichte, Kultur und natürlichen Lebensräumen, die nicht nur für sie, sondern auch für ihre zukünftigen Kinder von Bedeutung ist.
Bedeutung für die Region
Die Rückkehr von Luise Scheepens ist symbolisch für die Herausforderungen, denen sich die ländlichen Regionen von Sachsen-Anhalt gegenübersehen. Sedimente des demografischen Wandels werden sichtbar, und Initiativen, die junge Menschen anziehen, sind von höchster Wichtigkeit. Im Gegensatz zu städtischen Gebieten wie Hamburg, wo das Verhältnis zwischen Männern und Frauen fast ausgeglichen ist, kämpft Quedlinburg um jedes neue Gesicht, das zur Belebung der Gemeinschaft beitragen kann.
Die Rückkehr von Luise Scheepens verheißt Hoffnung für die junge Generation in Sachsen-Anhalt. Ihr Engagement, lokal zu wirtschaften und einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten, könnte andere junge Frauen inspirieren, ähnliche Schritte zu erwägen und die ländlichen Gebiete wieder attraktiver zu machen. Ein Neuanfang in ihrer Heimatstadt strebt nicht nur nach persönlicher Erfüllung, sondern auch nach einer positiven Veränderung der regionalen Demografie.
– NAG