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Neue Wege in Sachsen-Anhalt: 30 angehende Lehrer starten innovatives Ausbildungsmodell

Am 20. August 2024 starteten in Magdeburg 30 Studierende des praxisintegrierten Lehramtsstudiums, um der Lehrerknappheit in Sachsen-Anhalt entgegenzuwirken, indem sie bereits während ihrer Ausbildung praktische Erfahrungen sammeln und finanziell unterstützt werden.

In Sachsen-Anhalt wird dem akuten Lehrermangel mit innovativen Ausbildungsmodellen begegnet. Am 20. August 2024 haben an der Universität Magdeburg 30 Studierende ihre individuellen Verträge unterzeichnet, die Teil eines neuartigen Lehramtsstudiengangs sind. Diese Maßnahme ist nicht nur ein Schritt in Richtung einer nachhaltigen Lösung des Lehrermangels, sondern auch ein Versuch, die Qualität der Ausbildung der zukünftigen Lehrkräfte zu verbessern.

Die speziell konzipierte Ausbildung beginnt bereits während des Bachelorstudiums mit einer Praxisorientierung, die einzigartig in Deutschland ist. Die angehenden Lehrkräfte, die sich auf Sekundarschulen vorbereiten, sollen ihr theoretisches Wissen ab dem dritten Semester direkt in den Schulen anwenden, indem sie eine enge Verbindung zwischen Studium und Praxis herstellen. Dies geschieht, indem sie einen Tag pro Woche in einer Schule hospitieren und somit wertvolle Erfahrungen im Unterricht sammeln.

Innovative Ausbildungsstrukturen

Dieses Modell stellt sicher, dass die Studierenden nicht nur die notwendigen Kenntnisse erwerben, sondern auch die Realität des Schulalltags kennenlernen. Der Übergang vom Studium in den Lehrerberuf wird somit fließend gestaltet. Nachdem die Studierenden ihren Bachelorabschluss erreicht haben, folgt ein Masterstudium, in dem sie eigenständig unterrichten und ihre Fähigkeiten weiter vertiefen können.

Die Kombination der Fächer ist ebenfalls neuartig: Für die Erstfächer Deutsch und Mathematik wurden bereits weit über die Hälfte der Plätze vergeben. Laut dem Bildungsministerium in Magdeburg hat das Land Sachsen-Anhalt 16 Zusagen für das Fach Deutsch und 14 Zusagen für Mathematik erteilt. Die Kombinationsmöglichkeiten sind vielfältig; so kann Deutsch beispielsweise mit Ethik, Technik oder Chemie verbunden werden, während Mathematik mit Physik, Technik oder Chemie kombiniert wird.

Ein langfristiger Plan

Ein besonders wichtiger Aspekt dieses Ausbildungsmodells ist die Verpflichtung der Studierenden, nach ihrem Studium für mindestens fünf Jahre in Sachsen-Anhalt zu unterrichten. Diese Maßnahme ist nicht nur darauf ausgelegt, den unmittelbaren Lehrermangel zu bekämpfen; sie zielt auch darauf ab, die langfristige Versorgung von Schulen in der Region mit qualifiziertem Lehrpersonal zu sichern.

Das Ministerium für Bildung Sachsen-Anhalt betont die Notwendigkeit solcher Projekte, um das Bildungssystem in der Region zu stärken. Dies kann als klare Reaktion auf den deutschlandweiten Trend angesehen werden, der zeigt, dass viele Bundesländer Schwierigkeiten haben, ausreichend Lehrer auszubilden und zu halten. Durch den frühen und intensiven Kontakt mit den Schulen wird den Studierenden nicht nur die Möglichkeit gegeben, sich in einem realen Umfeld zu bewähren, sondern auch eine Bindung an die Region zu entwickeln.

Die Herausforderungen, die mit dem Lehrermangel verbunden sind, sind also vielschichtig. Der Ansatz in Sachsen-Anhalt könnte als Modell für andere Bundesländer dienen, die ähnliche Probleme erfahren. Indem man zukünftige Lehrkräfte bereits während ihrer Studienzeit in Schulen integriert, hofft man, nicht nur das Interesse an dem Beruf zu fördern, sondern auch die Attraktivität des Lehrerberufs zu steigern.

Lehrerbildung im Wandel

Mit der Einführung dieses Modells zeigt Sachsen-Anhalt, dass es bereit ist, die traditionellen Wege der Lehrerbildung zu hinterfragen und neue, flexible Wege zu gehen. In der heutigen Zeit, in der Bildung immer dynamischer und vielseitiger wird, ist solch ein Schritt notwendig, um mit den Anforderungen an eine moderne Schule Schritt zu halten.

Durch diese Strategien könnte es Sachsen-Anhalt gelingen, ein stabileres Lehrkörperangebot zu schaffen und die Qualität der Bildung nachhaltig zu verbessern. Der Fokus auf praktisches Lernen von Beginn an und die Verpflichtung zur langfristigen Tätigkeit in der Region sind zentrale Elemente, die die Lehrerbildung in Sachsen-Anhalt in eine neue Ära führen können.

Der Lehrermangel in Sachsen-Anhalt

Der Lehrermangel ist nicht nur ein Problem in Sachsen-Anhalt, sondern betrifft viele Bundesländer. In Sachsen-Anhalt ist die Situation besonders kritisch, da das Land in den letzten Jahren mit einem signifikanten Rückgang an Lehrkräften konfrontiert war. Laut dem Bildungsministerium Sachsen-Anhalt gab es im Jahr 2023 etwa 1.800 unbesetzte Lehrerstellen, wobei vor allem in ländlichen Regionen und in speziellen Fächern wie Mathematik und Naturwissenschaften die Nachfrage besonders hoch ist. Dies könnte zu einem Rückgang der Bildungsqualität führen, da Schulen oft nicht die erforderliche Expertise bieten können.

Das Land reagiert nicht nur mit innovativen Ausbildungsmodellen, sondern auch mit verschiedenen Anreizsystemen, um junge Lehrer in den Beruf zu ziehen und sie in Sachsen-Anhalt zu halten. Dazu gehören unter anderem finanzielle Förderprogramme, Stipendien und eine Unterstützung bei der Wohnungssuche.

Schulische Rahmenbedingungen und Herausforderungen

Ein weiterer Aspekt, der zum Lehrermangel beiträgt, sind die unterschiedlichen Schulformen und das Bildungssystem in Sachsen-Anhalt. Im Vergleich zu anderen Bundesländern gibt es hier eine Vielzahl von Schulformen, darunter Grundschulen, Sekundarschulen und Gymnasien. Jede dieser Schularten bringt unterschiedliche Anforderungen und Herausforderungen mit sich.

Zudem gibt es einen hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund, was zusätzliche Kompetenzen von Lehrkräften erfordert. Viele Lehrer sind oft nicht ausreichend auf die heterogene Schülerschaft vorbereitet, was das Lehrumfeld zusätzlich belastet. Laut einer Studie des Instituts für Weiterbildung in der Bildung (Pädagogisches Landesinstitut Sachsen-Anhalt) benötigen etwa 45% der Lehrkräfte spezifische Schulungen, um den Bedürfnissen dieser Schülergruppe gerecht zu werden.

Langfristige Perspektiven und Strategien

Die Maßnahmen des Landeshaushalts و Unterrichtsministeriums beinhalten auch langfristige Strategien, um das Bild der Lehrerausbildung nachhaltig zu verbessern. Dazu gehört auch die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Schulen. Die Universitäten sollen nicht nur Ausbildungsstätten sein, sondern auch als Partner fungieren, die aktiv an der Gestaltung von Lehrplänen und Fortbildungsangeboten beteiligt sind.

In Sachsen-Anhalt strebt man an, durch diese Maßnahmen nicht nur die Anzahl der Lehrkräfte zu erhöhen, sondern auch deren fachliche und pädagogische Qualifikation zu verbessern. Dadurch könnte nicht nur die Anzahl an Lehrern erhöht werden, sondern auch die Attraktivität des Lehrerberufs gesteigert werden, was langfristig zu einer stabileren Lehrersituation führen könnte.

Zusätzlich wird auf die Bedeutung von Fort- und Weiterbildungen für bestehende Lehrkräfte hingewiesen. Laut einer Untersuchung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften nehmen jedoch nur 30% der Lehrkräfte regelmäßig an diesen Weiterbildungsangeboten teil, was auf ein weiteres strukturelles Problem hinweist.

Verlinkte Quelle: dpa Nachrichten

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